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Panorama: Regionalzüge kollidieren – sechs Tote

In den Waggons befanden sich nur 18 Fahrgäste. Die Ursache des Unglücks in Baden-Württemberg ist unklar

Den Rettungsmannschaften bot sich ein Bild des Grauens. Sechs Menschen wurden getötet, als am Mittwoch bei Schrozberg in Baden-Württemberg zwei Regionalzüge zusammenstießen. Laut Bundesgrenzschutz und Landespolizeidirektion Stuttgart kamen bei dem Unglück am Mittag bei Schrozberg in der Nähe von Schwäbisch Hall die beiden Lokführer, drei Kinder und ein weiterer Erwachsener ums Leben, mehrere Menschen wurden verletzt.

Eine Familie mit zwei Kindern aus dem Raum Bad Mergentheim hatte Glück im Unglück. Sie befand sich im hinteren Teil des Triebwagens aus Richtung Niederstetten. Die fünf Fahrgäste kamen mit leichten Blessuren davon. „Es hat furchtbar geknallt und danach unheimlich gerattert", beschreibt der Familienvater den Zusammenstoß. Unmittelbar danach sei es zunächst unheimlich still gewesen, erzählt er weiter.

Die Ursache des Unglücks war am Abend nicht bekannt. Die Einsatzkräfte der Polizeidirektion Schwäbisch Hall vermuteten bei einer ersten Lagebesprechung vor Ort einen Defekt an einer Signalanlage. Das Eisenbahn-Bundesamt schließt einen Fehler am Gleis aus. Die Ermittlungen konzentrieren sich nunmehr auf die Stellwerke Schrozberg und Niederstetten. Bahnchef Hartmut Mehdorn und der baden-württembergische Ministerpräsident Erwin Teufel zeigten sich erschüttert. Beide Züge seien insgesamt nur mit 18 Fahrgästen besetzt gewesen, hieß es. Den Angaben zufolge ereignete sich der Unfall kurz nach 12 Uhr auf der eingleisigen Bahnstrecke Crailsheim – Bad Mergentheim zwischen den Bahnhöfen Schrozberg und Niederstetten. Bahnsprecher Dieter Hünerkoch sagte im Nachrichtensender n-tv, die beiden Züge seien planmäßig auf der Strecke unterwegs gewesen. „Irgendwo muss ein Fehler passiert sein.“

Als erste Hilfskräfte waren Sanitäter der Rettungswache Blaufelden am Unglücksort. Einer der Rettungssanitäter versuchte noch ein schwerstverletztes Kind zu reanimieren – vergebens. Die Belastung war dem erfahrenen Mann danach sichtlich anzumerken.

Mehrere Rettungshubschrauber flogen die Verletzten in nahe gelegene Krankenhäuser. Nach Angaben eines BGS-Sprechers stürzte eine Lok eine Böschung hinunter und lag zerstört auf einem Feldweg. Auch ein Waggon sei bei dem Unglück weitgehend zerstört worden. Nach Angaben der Bahn wurde der psychologische Dienst des Unternehmens vor Ort geschickt.

Daneben befänden sich der Konzernbevollmächtigte und drei Vorstandsmitglieder auf dem Weg zur Unglücksstelle.

Der Unfall ereignete sich in unbefestigtem, schwer zugänglichem Gelände. Im Einsatz waren sechs Rettungshubschrauber, zahlreiche Beamte von Polizei und Bundesgrenzschutz sowie Mitglieder der Feuerwehr aus umliegenden Gemeinden.

Sichtlich schockiert stand Schrozbergs Bürgermeister Klemens Izsak neben einem zerstörten Waggon. Seines Wissens hat es in der über hundertjährigen Geschichte der Tauberbahn zwischen Crailsheim und Lauda (1869 eröffnet) noch nie einen Zusammenstoß zweier Züge gegeben. Der baden-württembergische Ministerpräsident Erwin Teufel sagte, er sei „zutiefst erschüttert über das Unglück, das mehrere Menschen in den Tod gerissen hat“.

Ralf Garmatter[Schrozberg]

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