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China: Rabatt in Peking

Der Besucheransturm bleibt aus: Knapp zwei Wochen vor den Olympischen Spielen sind viele Zimmer frei.

Aus Sicht chinesischer Reiseunternehmen erweisen sich die Olympischen Spiele in Peking zunehmend als schlecht für das Geschäft. Nicht mal zwei Wochen vor der Eröffnung warten die Hotels der Hauptstadt immer noch auf den versprochenen Besucheransturm. Viele Betten sind noch frei, und mittlerweile sinken sogar die Zimmerpreise. „Erst haben wir höhere Preise verlangt, nun geben wir Rabatte“, sagte der Verkaufsleiter eines Pekinger Fünf-Sterne-Hotels der Deutschen Presse-Agentur dpa. Im Juni kamen laut städtischem Fremdenverkehrsamt 19,9 Prozent weniger ausländische Touristen nach Peking als im Vorjahresmonat.

Urlauber werden von hohen Kosten und strengen Sicherheitsvorkehrungen abgeschreckt. Auch die Unruhen in Tibet und das schwere Erdbeben vom 12. Mai sollen negative Auswirkungen auf den Tourismus gehabt haben. Die Besucher aus dem Ausland haben außerdem mit einer verschärften Visavergabe zu kämpfen. „Ich hätte nicht gedacht, dass so viele Ausländer kein Visum bekommen. Nun dürfen sie nicht einreisen, und wir haben keine Gäste“, erklärte der Verkaufsleiter. Sein Hotel hat aber Glück: Es gehört zu den 119 Vertragshotels der Olympiaorganisatoren. Das Organisationskomitee Bocog hat 70 Prozent der Zimmer für die Zeit der Spiele gebucht. Im Juli lahmte dagegen das Geschäft. „Es sind nur 50 Prozent der Zimmer reserviert – wie in einem ganz normalen Monat.“

Nach Angaben des Pekinger Fremdenverkehrsamtes sind Fünf-Sterne-Hotels nur zu 78 Prozent ausgebucht, Vier-Sterne-Hotels zu 45,5 Prozent. Für ein Sportgroßereignis wie die Olympischen Spiele seien aber eigentlich Raten von 90 Prozent zu erwarten, meinen Branchenkenner. „Das beunruhigt uns“, erklärte der Geschäftsführer des neu eröffneten Marriott Courtyard Hotels, Anthony Ha.

Tourveranstalter stöhnen, weil sie ihre Reisegruppen nicht vollbekommen. „In den vergangenen zwei Monaten haben wir nur tausend Buchungen registriert – das sind 50 Prozent weniger, als wir anvisiert hatten“, erklärte Zhang Lei, Sprecher des Schanghaier Unternehmens Spring International Travel Service, chinesischen Staatsmedien. Ein Reiseunternehmer aus der Provinz Jiangsu macht die explodierenden Preise verantwortlich. Peking-Touren kosten für die Zeit der Spiele erheblich mehr, selbst Reisebusse seien dreimal so teuer geworden.

Das städtische Fremdenverkehrsamt rechnet nur noch mit 400 000 bis 450 000 ausländischen Gästen im August, kaum mehr als im Vorjahresmonat mit 420 000 Besuchern. Gleichzeitig wird derzeit noch an 30 Hotels gewerkelt, mehr als ein Dutzend Fünf- Sterne-Herbergen sollen noch vor Beginn der Spiele eröffnet werden. Sie kommen zu den insgesamt 5790 Hotels mit 665 000 Betten noch hinzu.

Manche Verbände sehen in den Olympischen Spielen gar einen „ Tourismuskiller“. Vor allem werden viele „normale“ Urlauber abgeschreckt, wie eine kürzlich aktualisierte Studie der European Tour Operators Association (ETOA) erklärt. „Das Problem ist die Vorstellung, dass alles überfüllt und überteuert ist“, sagt ETOA-Direktor Tom Jenkins. Auch in Ex- Olympiastädten – Beispiel Sydney und Athen – hätten sich die Erwartungen als überzogen herausgestellt. Vor allem nach Ende der Spiele verzeichnen die Austragungsorte demnach sinkende Touristenzahlen. Noch schlimmer treffe es die Gastgeberländer, sagt die ETOA. Dagegen betonen die Olympiaausrichter langfristige Effekte durch verbesserte Infrastruktur und Werbung. Till Fähnders, dpa

Till Fähnders[dpa]

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