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Das kann voll werden. Der Strand von Maspalomas auf Gran Canaria ist selten verwaist. Das wird sich erst recht in der bevorstehenden Saison nicht ändern. Foto: Soeren Stache, dpa

© picture-alliance/ dpa

Reise: Gerangel um den ewigen Frühling Veranstalter setzen im kommenden Winter vor allem auf die Kanaren als Sonnenziel

Es sind aggressive Töne, die man aus der Reisebranche normalerweise eher weniger kennt. „Alltours nimmt der Konkurrenz auf den Kanaren Hotels ab und senkt die Preise“, meldete der Duisburger Reiseveranstalter bei der Vorstellung seiner Winterkataloge.

Es sind aggressive Töne, die man aus der Reisebranche normalerweise eher weniger kennt. „Alltours nimmt der Konkurrenz auf den Kanaren Hotels ab und senkt die Preise“, meldete der Duisburger Reiseveranstalter bei der Vorstellung seiner Winterkataloge. „Es wird einen heftigen Wettbewerb auf den Kanaren geben“, prophezeit Vertriebsgeschäftsführer Dieter Zümpel von Alltours. Der Nachbar Schauinsland-Reisen will seinen „Marktanteil weiter ausbauen“, FTI in München setzt ebenfalls auf die Inselgruppe im Atlantik. Das Branchenmagazin FVW spricht vom „Kampf um Kanarenidylle“.

Warum ausgerechnet die Kanaren? Die Antwort ist relativ simpel: Die Inseln des ewigen Frühlings sind mit einer Flugzeit von rund fünf Stunden aus Deutschland gut erreichbar. Sie bieten auch im Winter viel Sonne – und Urlauber glauben sich dort sicher, ein Gefühl, das Konkurrent Ägypten zurzeit eher nicht zu bieten hat, auch wenn das Auswärtige Amt am vergangenen Donnerstag seine Reisewarnung für die Urlaubsgebiete am Roten Meer wieder aufgehoben und die Regierung in Kairo die bereits bestehende Subvention von Ferienflügen bis zum 31. Januar 2014 verlängert hat.

Die Kanaren waren schon immer dann beliebt, wenn Ägypten schwächelte. So weist die Statistik des Spanischen Fremdenverkehrsamtes nach hohen Zuwächsen für die Kanaren im Jahr 2011 für 2012 einen Rückgang auf. Gran Canaria lag 4,5 Prozent, Lanzarote 4,6 Prozent und Fuerteventura 6,8 Prozent im Minus. Parallel dazu legte Ägypten seinerzeit zu.

Nun sind also wieder die Spanier am Drücker. Daran haben die deutschen Reiseveranstalter aus der zweiten Reihe einen großen Anteil. Vor allem die Anzahl der Flüge bauen sie mit Chartermaschinen kräftig aus. Das war auch dringend nötig. Nachdem die Airlines – allen voran Air Berlin – ihre Kapazitäten auf die Kanaren zurückgefahren hatten, blieben etliche Betten auf den Kanaren leer.

Alltours bietet nun deutlich mehr Vollchartermaschinen als bisher. So wird zum Beispiel Fuerteventura zwei Mal wöchentlich von fast allen deutschen Abflughäfen angesteuert. Germania, Air Berlin und Germanwings sind dabei die wichtigsten Partner. Auch Schauinsland-Reisen wird die Flugkapazitäten nach eigenen Angaben deutlich aufstocken. Die Noch-Duisburger (die Verlegung des Firmensitzes nach Düsseldorf ist bereits beschlossene Sache) kooperieren dabei mit Air Berlin und Tuifly. Neu im Angebot sind zum Beispiel Nonstopflüge mit Air Berlin nach Teneriffa-Nord.

FTI hat sich mit Sun Express allein 23 Charterflüge pro Woche gesichert. „Flüge auf die Kanaren werden wieder Veranstaltergeschäft“, bringt FTI-Chef Dietmar Gunz die Entwicklung auf den Punkt. Von einer „Renaissance der Vollcharter“ auf den Kanaren schreibt das Magazin FVW.

Bei den Hotels gab es auf den Kanaren nie die großen Probleme. Dennoch gehen Alltours, FTI und Schauinsland auch hier noch einmal in die Offensive. Alltours spricht ganz offen davon, der Konkurrenz Häuser abgenommen und die Preise dort gesenkt zu haben. Zahlenmäßig gab es bei den Duisburgern jedoch eher einen Rückgang an Hotels. Von mehr als 270 Häusern auf den Kanaren ist bei Alltours die Rede, 279 genau waren es im Vorwinter. Schauinsland hat das Angebot an Hotels mit 313 Häusern nach eigenen Angaben „massiv aufgestockt“. Doch nicht nur an der Quantität, sondern auch an der Qualität habe man gearbeitet. Verschiedene Häuser bieten zum Beispiel speziell für Schauinsland- Gäste reservierte Bereiche. Auch Thomas Cook bietet im Winter mehr Hotels auf den Kanaren an.

Etwas über den Scharmützeln von Alltours und Co. steht Tui. Deutschlands größter Reiseveranstalter ist auch auf den Kanaren Marktführer. Vor allem in der kalten Jahreszeit sind Fuerteventura, Lanzarote und Teneriffa unverzichtbar. „Die Kanaren sind im Winter mit Abstand das wichtigste Ziel“, sagt Sprecherin Susanne Stünckel. „Es gibt neben Ägypten kein anderes Ziel, wo ich mit so kurzer Anreise eine so gute Sonnengarantie bekomme.“ Die Hotelanzahl auf den Kanaren ist bei Tui relativ konstant im Vergleich zum Vorjahr: 37 Häuser auf Gran Canaria, 35 auf Teneriffa, 20 auf Fuerteventura, 13 auf Lanzarote und 5 auf Gomera.

Auf den ersten Blick verwunderlich erscheint bei dem Ansturm auf die Kanaren der im April angekündigte Rückzug von Tui von La Palma. Derzeit habe Tui auf der kleinen Kanareninsel acht Hotels im Angebot. Man wolle sich auf die großen Inseln konzentrieren, hieß es damals zur Begründung. Auch Markus Leutner, der bei Thomas Cook für die Kurz- und Mittelstrecke zuständig ist, sieht in den Kanaren eine bedeutende Destination. Dafür gebe es zwei Gründe: „Wegen Ägypten schwenken viele auf die Kanaren um.“ Außerdem profitierten die Kanaren vom ausgeweiteten Kreuzfahrtgeschäft.

Wie in vielen anderen Regionen der Welt setzen die Veranstalter auch auf den Kanaren auf exklusiv angebotene und stark differenzierte Hotels. Rund ein Drittel der 270 Hotels von Alltours sind auf dem deutschen Markt ausschließlich bei den Duisburgern buchbar. Auch Tui hat zahlreiche exklusive Häuser auf den Kanaren – allen voran derzeit noch sechs, bald sieben „Leuchtturmhäuser“ der eigenen Marken Robinson, Magic Life, Sensimar, Tui best family und Puravida.

Der Wettbewerb der Veranstalter und zusätzliche Flugkapazitäten haben offenbar auch für stabile Preise gesorgt. Einen Rückgang um zwei Prozent stellt FTI in Aussicht, stabile Preise verspricht Alltours. Bei ITS, Jahn Reisen und Tjaereborg, den Marken von Der-Touristik, geht es ebenfalls um zwei Prozent nach unten.

Vor allem im Winter sind die Kanaren bei den Deutschen beliebt. „Aber wenn die Menschen wüssten, dass das Klima so ausgeglichen ist, würden sie auch im Sommer hinfahren“, sagt Thomas-Cook-Manager Leutner. Wobei er außer Acht lässt, dass der Flug immerhin doppelt so lange dauert wie etwa nach Mallorca. Was sich auch im Gesamtpreis der Reise widerspiegelt.

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