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Bernath

© Stefan Jacobs

Gyöngyöspata, km 3180: Weinkrampf

Magdi Bernáth liebt ihr Leben als Winzerin im Dorf Gyöngyöspata. Die EU sieht das gar nicht gern - sie zahlt den Weinbauern lieber Stilllegungsprämien. Aber hier kümmert das keinen, denn die Winzer etablieren gerade eine touristische Weinstraße.

"Ich will eine touristische Weinstraße aufbauen, um unsere Region bekannt zu machen." -Magdi Bernáth, 2004

Nach der Wende hat Magdi Bernáth ihren Job als Managerin einer ungarischen Mineralwasserfirma aufgegeben, weil sie lieber ihre Heimat managen wollte: Möglichst viele Leute sollen die Reize vom Vorland des Mátra-Gebirges kennen lernen. Viele Ortsnamen hier beginnen mit "Gyöngyös". Das heißt auf Deutsch "Perle" - und Magdi Bernáth glaubt zu wissen, warum. Sie wandert den Hügel über ihrem Dorf Gyöngyöspata hinauf durch die Wiesen, auf denen Orchideen blühen. Ein Kuckuck ruft, ein Specht hämmert, eine Nachtigall singt. Gleich neben Wiese und Wäldchen befindet sich Magdi Bernáths Weinberg, ringsum sind die der Nachbarn. Die Frage ist nur, wie lange noch.

Vor vier Jahren, als Magdi Bernáth ihren Wein gepflanzt hat, gab es in Gyöngyöspata noch keine EU und deshalb auch keine Stilllegungsprämien. "Es ist absurd, Geld für die Beseitigung von Weinbergen zu bekommen", sagt sie empört. In den 90ern hat sie sich zur Winzerin ausbilden lassen und erforscht jetzt mit einer Universität den perfekten Wein. Ein Ergebnis: Ihr neuer Grauburgunder müsste die Traube sein, die in dieser Region das Zeug zum absoluten Spitzenwein hat.

Wenn Madgi Bernáth nicht draußen arbeitet, treibt sie die Leute an, mit denen sie eine touristische Weinstraße etabliert. "Wir sind gut vorangekommen in den letzten drei Jahren", sagt sie: 60 statt 30 Mitgliedsbetriebe, "viele haben in neue Weinkeller investiert". Ihrer ist 700 Jahre alt und hat früher der Kirche gehört. Was sie nicht hier verkauft, liefert sie an Hotels wie das Interconti in Budapest. Ihr Handy klingelt, die Gastwirtin von gegenüber ist dran, um sich für den Sommelier- Kurs am nächsten Tag zu verabreden. Für den zahlt die EU ebenfalls Zuschüsse. Stefan Jacobs

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