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Hocevar

© Stefan Jacobs

Ljubljana, km 3765: Die Suche nach dem richtigen Dreh

Filmproduzent Danijel Hocevar hat mehrere Filme produziert, die vom Leben in den Resten des Vielvölkerstaates handeln, dem Slowenien fast unblutig entkam. Heute schmerzt ihn, dass Ljubljana kaum noch Kinos hat.

"No Man's Land" heißt der Film, der 2002 den Oscar als bestes ausländisches Werk gewann - gegen Konkurrenten wie "Die fabelhafte Welt der Amélie". Er ist die finstere Komödie eines bosnischen Regisseurs über den Bosnien-Krieg. Ein Film über den realen Irrsinn, mitten in Europa, wenige Jahre her. Produziert hat ihn der Slowene Danijel Hocevar.

Als Treffpunkt ist ein Denkmal in Ljubljana verabredet, Hocevar kommt mit dem Fahrrad. Ein unauffälliger Mittvierziger mit Jeans und Hemd, der sagt: "Ruhm ist in einer so kleinen Gesellschaft eine heikle Sache. Es gibt viel Neid. Ich lege keinen Wert darauf, allzu bekannt zu sein." Hocevar hat mehrere Filme produziert, die vom Leben in den Resten des Vielvölkerstaates handeln, dem Slowenien fast unblutig entkam.

Oft hat er mit Kollegen aus gleich mehreren Ex-Bundesstaaten zusammengearbeitet. Nostalgie? "Nein. Aber wir ticken ähnlich, wir haben nun mal zusammen gelebt. Es sind hässliche Dinge passiert in den Jahren danach. Aber allein sind wir alle zu klein." Die Kultur ist sein Metier. Sie werde nicht vernachlässigt in Slowenien, ja, man habe sogar den skurrilen nationalen Feiertag am Todestag des Dichters France Prešeren über die Zeiten gerettet. Von Jahr zu Jahr gebe es mehr Sommerfestivals.

Ihn schmerzt nur, wie leicht die Unterhaltung geworden sei: Von sechs Kinos im Zentrum der Hauptstadt seien noch zwei übrig. Als Ersatz dienten Multiplexe am Rande der Stadt, in denen nichts als Mainstream zu bekommen sei. "Ein so kleines Land stößt schnell an seine Grenzen", sagt er, als er über die staatliche Filmförderung erzählt. Ohne die lasse sich keine einzige Produktion finanzieren, "das lohnt sich erst ab einem Markt von etwa 20 Millionen Menschen. In Slowenien mit seinen zwei Millionen Einwohnern würden nur noch fünf Spielfilme im Jahr finanziert. "Früher", sagt er,"waren es doppelt so viele". Stefan Jacobs

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