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© arc

Luxusurlaub: Am Riff wartet der Rotfeuerfisch

Die Seychellen im Indischen Ozean sind ideal für einen Luxusurlaub. Gelingt die Reise auch mit kleinerem Budget? Ein Test in 24 Stunden.

8 Uhr Fünf Sterne plus

Morgens im neuen Fünf-Sterne-plus-Paradies Maia auf der Hauptinsel Mahé: Soll es zur Erfrischung die Regenwalddusche im üppigen Badekomplex, die Außendusche zwischen den riesigen Granitfelsen, der tiefblaue eigene Pool vor der 250-Quadratmeter-Villa am Strand oder ganz einfach der Indische Ozean vor der Haustür sein? Heute nehmen wir einfach die Naturdusche. Das Wasser prasselt aus einem weit geöffneten Fischmaul aus Bronze made in Thailand.

8 Uhr Drei Sterne

Zur gleichen Zeit im Drei-Sterne-Hotel Patatran Village auf La Digue: aufwachen, aufstehen, waschen. Das Wasser perlt zögerlich – zu viele Hotelnachbarn duschen gleichzeitig. Der dünnste Duschvorhang meines Lebens klebt am Körper. Draußen tobt die Brandung. Aber bei Flut ist an ein Bad zwischen den Felsen nicht zu denken. Immerhin lacht mich ein bunter Plastikfrosch an – die Klobürste.

9 Uhr Fünf Sterne plus

Salim sorgt im luftigen Pavillon fürs individuelle Frühstück. Frisch gepresster Ananassaft, Espresso-Macchiato, Konfitüren vom Pariser Delikatessenimperium Hédiard, tropische Früchte (Pitthahaya und asiatische grüne Mango – die beste von allen) und danach Parmaschinken mit Melonen-Carpaccio. Während unser persönlicher Butler diskret den Tisch abräumt („Have you finished, Madam, Sir?“) sorgen wir für luxuriösen Sonnenschutz: Crème Solaire Cellulaire von La Prairie aus dem villeneigenen Kosmetikkühlschrank(!).

9 Uhr Drei Sterne

Ein überdimensionales Holzbesteck in Fischform weist den Weg ins Untergeschoss. Der tägliche Kampf am Frühstücksbuffet beginnt. Glück gehabt! Der Tank-Top-Schwabe neben mir zögert zu lange. Das letzte Croissant ist meins. Aber was ist die weiße Masse daneben? Butter oder Industriekäse?

10 Uhr Fünf Sterne plus

Chauffeur Ted wartet mit dem Buggy vor dem Villeneingang. Butler Salim hat mein Tauchgepäck schon bereitgestellt. Die kurze Fahrt geht zum vorgekühlten Maia- SUV von Honda. 200 Prozent Zoll auf Autos setzt wahrem Luxus natürliche Grenzen. Das Fahrzeug wechselt, Ted bleibt mir erhalten. So brauche ich mir nicht allzu viele Namen und Gesichter zu merken.

10 Uhr Drei Sterne

Im Sammeltaxi (ein Euro pro Person) geht es an die Westküste von La Digue zum berühmtesten Strand der Seychellen an der Pointe de la Source d’Argent. Fünf Euro Eintritt, und der Weg ist frei. Es geht vorbei an einer alten Fabrik (heute ein Museum) und einem Gehege für Riesenschildkröten. Dutzende Fahrräder zeigen an: Hier werden wir nicht allein sein.

11 Uhr Fünf Sterne Plus

Die Tauchschule Blue Ocean Divers ist in französischer Hand. Sylvain, Olivier und Stéphane lassen mich wissen, wo es heute hingehen soll – Shark Bank. Ein paradoxerweise haiarmer, aber berühmter Tauchplatz. Hier soll es Mantarochen und Napoleonfische geben. Zwei fidele Norweger gehen mit an Bord.

11 Uhr Drei Sterne

Der Strand ist zwar nicht wegen Überfüllung geschlossen, aber hier versuchen sich mehr ambitionierte Digitalfotografen im Wasser, am Strand und auf den Felsen, als Sonnenanbeter dazwischen liegen. Auf diese Weise entstehen die gewünschten Belegfotos: „Seht her – ich war am berühmtesten Strand der Welt.“ Wir machen auch eins.

12 Uhr Fünf Sterne plus

Sylvain hat auf dem Boot ein Problem. Sein bordeigenes GPS hat gelitten, und das geliehene Gerät ist nicht sehr präzise. Wir gehen trotzdem an der Ankerleine runter und hoffen, dass wir hier richtig sind. Starke Strömung, kaum Sicht – ein schöner Tauchgang sieht anders aus. Unten wartet ein Rotfeuerfisch– und eine triste Sandwüste. Sylvain entschuldigt sich. Der Tauchgang ist beendet.

12 Uhr Drei Sterne

Das Wasser zwischen Strand und Riff ist flach, sehr flach. Aber wenn man bei den Untiefen den Bauch einzieht, klappt es mit dem Schnorcheln. Papageienfische, Trompetenfische, eine Minimuräne – gar nicht mal so schlecht.

13 Uhr Fünf Sterne plus

Tauchlehrer Sylvain hadert noch mit sich, der Norwegerin ist speiübel und sie hängt über Bord, denn der Seegang ist nicht ohne. Aber der Skipper hat gute Augen: „Whale Shark!“ Ein Walhai direkt am Boot! Wir erkennen einen vier Meter langen Schatten knapp unter der Wasseroberfläche. Da die größten Fische der Welt über zwölf Meter lang werden können, muss das hier ein ziemlich junger sein, der schnell in die Tiefe gleitet. Höhepunkt des Tauchtages – über Wasser erlebt.

13 Uhr Drei Sterne

Die größte Gefahr für Leib und Leben droht auf La Digue von oben: Die Kokosnüsse beim Strandrestaurant prasseln im Fünfminutentakt zu Boden. (Im Maia passiert das nicht. Kokosnussmanagement nennt man dort das rechtzeitige Abtrennen reif werdender Nüsse.) Einer der inseltypischen Ochsenkarren ist gerade nicht in Sicht, also geht es zu Fuß raus aus der Gefahrenzone und über die pittoreske Inselhauptstraße langsam zurück zur Nordspitze.

15 Uhr Fünf Sterne plus

Chauffeur Ted hat uns wieder in beeindruckend niedriger Geschwindigkeit (die Gäste sollen entspannt und nicht verängstigt werden) zurückgebracht. Eine Afternoon-Anwendung („Dancing Fingers Massage“) wartet im Maia-Spa. In einem der drei offenen Pavillons zwischen den Granitfelsen tanzen jetzt die Finger der balinesischen Fachkraft und schlagen mit 110 Euro für 90 Minuten zu Buche. Statt säuselnder Einheitsesoterikmusik gibt es dazu die schönsten Klänge der Natur – Wind, Vogellaute, Blätterrauschen.

15 Uhr Drei Sterne

Statt einer Fußreflexzonenmassage im Hotelspa, einem ehemaligen kleinen Konferenzraum, gönnen wir uns noch einen Strandausflug. An der Anse Sevère stimmen die Wassertiefe, der Fischreichtum und der Blick auf die Nachbarinseln im Licht der bald untergehenden Sonne. Weitere Besucher sind kaum in Sicht, und das Urlaubsglück ist perfekt.

19 Uhr 30 Fünf Sterne plus

An der Hotelbar knabbern wir Obst- und Gemüsestreifen und studieren eine für ein Ferienresort höchst ungewöhnliche Speisekarte. Kostprobe: Kirsch-Gazpacho mit Ziegenkäseeis und Kirschkaviar oder tagesfrischer Zackenbarsch mit einer Speck Beurre Blanc und Popcorn-Ravioli. Die Erklärung: Küchenchef André Chiang (31) hat bei einigen der besten Köche Frankreichs gearbeitet und will hier nicht unter seinen Möglichkeiten bleiben.

19 Uhr 30 Drei Sterne

Invasion der Halbpensionisten: Der Tank-Top-Schwabe hat sich etwas übergeworfen, hat aber keinen Grund zur Freude. Heute ist Dienstag, und da heißt das Motto: Seafood Night. Blöd, wenn man keinen Fisch mag.

21 Uhr 30 Fünf Sterne plus

Das Essen war Weltklasse – im Hauptgang die sanft geschmorte Schweinelende mit Gemüse aus der Cocotte und cremig-scharfem Wasabi-Kartoffel-Pürrée. Und der Nachtisch – göttlich. Die abschließende Havanna entzündet Oberkellner Guness wunschgemäß unter den Palmen am Strand.

21 Uhr 30 Drei Sterne

Wir räubern die Restbestände der Minibar, sitzen wieder auf dem wahlweise stockfinsteren oder neongrell-erleuchteten Balkon und studieren das Nachtleben von La Digue. Die stattlichen Flughunde ziehen futtersuchend ihre Kreise und kommen zum Greifen nah. Und am Himmel in weiter Ferne: viel mehr als fünf Sterne.

Stefan Quante

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