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Spreewald

© Kitty Kleist-Heinrich

Spreewald: Stille Tage auf frostigen Fließen

Der Spreewaldwinter bietet heilsame Ruhe entlang den Wasserwegen. Und mit dem Kahn geht’s zum wohltemperierten Bad.

Die Thermoskanne muss unbedingt mit an Bord: Ein bisschen Glühwein möcht’ schon sein, wenn man in der kalten Jahreszeit durch den Spreewald schippern will. Eine Kahnfahrt mitten im Winter? In Burg besteht dazu Gelegenheit, solange die Fließe nicht zugefroren sind.

Eingemummelt in warme Decken gleitet man durch das menschenleere Biosphärenreservat. Auf den ersten Blick wirkt die Wald- und Wasserlandschaft kahl und leblos. „Aber wenn Sie genau hinsehen, können Sie Dinge entdecken, die zu anderen Jahreszeiten gar nicht sichtbar werden“, sagt der Fährmann.

Tiere wie den Eisvogel zum Beispiel, die sich erst dann hervortrauen, wenn nach dem sommerlichen Trubel wieder Ruhe eingekehrt ist. Auch dass es sich beim Spreewald um eins der größten Schwarzerlengebiete Europas handelt, wird jetzt erst richtig deutlich. Scheinbar endlos säumen Baumstämme die Ufer. Und wenn sie ganz ohne Laub dastehen, kann die Wintersonne umso leichter durch die Äste hindurchschimmern.

Doch das größte Erlebnis ist die Stille. Ohne die feucht-fröhliche Stimmung der Reisegruppen strahlt die Landschaft eine fast meditative Ruhe aus. Kein Wunder, dass Ärzte der auf Herz-Kreislauf-Krankheiten spezialisierten Reha-Klinik ihren Patienten stille Kahnfahrten verordnen, bei denen eisern geschwiegen wird.

Nur schade, dass es trotz Glühwein irgendwann ungemütlich wird. Dann ist es höchste Zeit, sich im Alten Spreewaldbahnhof oder der Kolonieschänke beim Burger Suppentopf oder Kräuterkrustenbraten aufzuwärmen. Oder auch in der Spreewaldtherme. Mit einer Temperatur von 31 Grad sprudelt in Burg solehaltiges Wasser aus 1300 Meter Tiefe und ergießt sich in die großzügige Badelandschaft des inzwischen „staatlich anerkannten Orts mit Heilquellen-Kurbetrieb“.

Dabei lockt sie nicht nur mit allerlei Innen- und Außenbecken unterschiedlicher Salzkonzentration und Temperatur. Auch Tepidarium, Caldarium, Saunen und Dampfbäder sorgen für Wärme und Wohlbefinden – ebenso wie die spreewaldtypischen Anwendungen in der Wellnessgalerie. Hinter klingenden Namen wie „Spreewaldträume“ oder „Spreewaldmärchen“ verbergen sich spezielle Massagen, bei denen Leinöl und Kräuter wie Beinwell zum Einsatz kommen. Die für den Spreewald typischen Gurken kann man stattdessen in Form von feuchtigkeitsspendenden Packungen genießen.

„Heute werden überall Ayurveda und Thalasso angeboten. Aber wir sind hier einen anderen Weg gegangen“, erklärt Stefan Kannewischer, Geschäftsführer der Therme. „Wer in den Spreewald kommt, soll meiner Meinung nach auch den Spreewald so umfassend wie möglich erleben.“ Deshalb habe man schon bei der Entwicklung des Projekts versucht, regionale Produkte wie Gurken und Leinöl einzubeziehen.

Und auch Scenedesmus quadricauda kam da gerade recht: Die bei Wasserproben aus der Spree entdeckte Gürtelalge ist besonders reich an Vitaminen und Mineralstoffen wie Biotin, Niacin oder Beta carotin – und eignet sich ideal für die Hautpflege. So kann man mit Algenpackungen eingerieben im warmen Wasserbett schweben oder in Algen-Kräuterbäder steigen. Die werden sogar bei Kerzenlicht im Spreewälder Holzkahn zelebriert.

Schließlich hat man sich auch bei der Gestaltung der Badelandschaft von der Umgebung inspirieren lassen. Das licht- durchflutete Gebäude besteht nicht nur aus reichlich Glas, sondern auch aus hellem Erlenholz, Ziegelstein und einem Stück Reetdach. Neben der Sauna in einer echten Spreewaldscheune lädt ein Holzgurkenfass zur Sole-Inhalation ein, und anstelle der für Spaßbäder typischen penetranten Blautöne ist alles in sanftem Grün gehalten, wie man es in den umliegenden Streuobstwiesen findet.

„Draußen mag es noch so winterlich sein, durch die Therme ist es mit dem Winterschlaf ein für alle Mal vorbei“, hat eine Mitarbeiterin der Touristinformation in Burg beobachtet. Eine ganze Reihe von Hotels kooperiert mit der Spreewaldtherme und bietet Arrangements an, sodass viele Gäste gleich für ein Wochenende oder länger bleiben. Manche Häuser sind sogar dem Beispiel des Resorts „Zur Bleiche“ gefolgt und haben sich einen eigenen Wellnessbereich zugelegt. So ist es von den Kahnfährhäfen meist nicht weit zur nächsten Sauna. Falls die Wirkung des Glühweins allzu schnell nachlässt!

Marlis Gilsa

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