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Gut lachen hatten die deutschen Fans in Südafrika vor dem Spiel gegen Spanien. Reisepakete nur zum Finale waren danach jedoch in Deutschland unverkäuflich. Foto: dpa

© dpa

Südafrika: Nur das Sahnehäubchen fehlt

Die Vermarkter von Reisepaketen zur WM in Südafrika sind insgesamt zufrieden mit dem Zuspruch.

Der bis ins Halbfinale anhaltende Erfolg der deutschen Fußball-Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft in Südafrika  hat die Reiseveranstalter mit einem blauen Auge davonkommen lassen. Wären Jogis Jungs gar bis ins Finale gekommen, hätten schnell aufgelegte Sonderflüge dem Geschäft sogar noch etwas Glanz verleihen können. Fazit: Man muss zufrieden sein, obwohl etwas mehr auch nicht schlecht gewesen wäre.

Viele Fans, die vor Wochen den Erfolgschancen der deutschen Mannschaft noch skeptisch gegenüberstanden und/oder um ihre Sicherheit in Südafrika fürchteten, entschlossen sich buchstäblich in letzter Minute zum Trip ans Kap. Vor allem der 1:0-Sieg der deutschen Nationalmannschaft gegen Ghana hatte die bis dahin schleppende Nachfrage deutscher Fußballfreunde nach Reisen inklusive WM-Paket belebt.

Beim Darmstädter Veranstalter Passion Southafrica sei gar mit Beginn der Weltmeisterschaft das vorher lahme Interesse der Kunden „enorm gestiegen“, wie eine Unternehmenssprecherin sagte.

Bei Dertour Live in Frankfurt am Main, einem der vier von der Fifa lizensierten WM-Veranstalter, war die Vorrunde „eher nicht so gut gebucht“, sagte Sprecherin Antje Günther, obwohl die angebotenen Reisepakete „relativ günstig“ waren. „Doch die Kombinationen Achtel- und Viertelfinale sowie Halbfinalspiel und Finale sind gut verkauft worden.“ Insgesamt konnte Dertour 850 Reisearrangements mit Flug, Hotel, Eintrittskarten und Ausflügen an den Mann bringen. Ein Drittel dieser Kunden habe dazu auch eine komplette Reise im Vorfeld beziehungsweise im Anschluss gebucht. Mit etwa 800 Buchungen habe man gerechnet. Wäre das Halbfinale erfolgreich für die deutschen Kicker ausgegangen: Die Veranstalter waren auch in dem Fall für einen Ansturm der Fans vorbereitet. Beispielsweise beim Düsseldorfer Spezial-Sportreiseveranstalter Vietentours wären die Glücklichen 4980 Euro losgeworden. Dafür hätte es eine Reise vom vergangenen Donnerstag bis kommenden Dienstag inklusive Eintrittskarte, Flug und Übernachtung mit Frühstück in einem Drei- Sterne-Hotel in Johannesburg sowie die Transfers und ein kleines touristisches Programm gegeben. Dertour Live, nach eigenen Angaben Deutschlands führender Sportreiseveranstalter, stand in den Startlöchern, um eine Sonderflugreise vom 10. bis 12. Juli für 2498 Euro zuzüglich Eintrittskarte (je nach Kategorie zwischen 350 und 1000 Euro) anzubieten. „Wäre schön gewesen, und wir hatten für unsere rund 300 Plätze im Flugzeug zum Finale fünfmal mehr Vormerkungen“, bedauert Antje Günther das entgangene Geschäft. Einen Sonderflug zum Spiel um Platz drei kam für keinen Veranstalter von vornherein nicht in Betracht.

Das Geschäft haben nun andere gemacht. So hat die niederländische Fluggesellschaft in drei außerplanmäßigen Maschinen von Amsterdam aus etwa 1000 zusätzliche Oranjehemden nach Johannesburg zum Finale gebracht.

Weit im Vorfeld der Weltmeisterschaft war das Interesse an Südafrika allerdings eher gering. Fußballfans waren nicht davon überzeugt, dass die Nationalmannschaft weit über die Gruppenphase hinaus bestehen würde. Dass dabei auch die in den deutschen Medien viel diskutierte Sicherheitsfrage im Land am Kap ein Übriges tat, steht für manchen Reiseveranstalter außer Frage (siehe auch nebenstehendes Interview).

Die schleppende Nachfrage sei auch der Panikmache in den Medien geschuldet, heißt es im Rückblick von Veranstalter Vietentours. Das sieht Dertour-Sprecherin Günther etwas anders: „Gewiss wurde viel über die Sicherheit diskutiert. Doch wer nicht individuell unterwegs ist, sondern bei einem Veranstalter bucht, kann sich schließlich darauf verlassen, dass alles klappt. Auch die Transfers zwischen Hotel und Stadion waren ja gebucht. Und außerdem stand immer eine Reiseleitung an Ort und Stelle zur Verfügung.“ Dertour geht davon aus, dass die organisatorisch erfolgreiche WM vor allem Südafrika als Reiseland in Zukunft nutzen werde, „und damit natürlich auch Veranstaltern wie uns“.

Derweil staunen die Südafrikaner über sich selbst. Sie haben es offenbar genossen, für vier Wochen als gute Gastgeber in den Augen der Welt dazustehen. Und die Medien des Landes sind voll des Lobes über das harmonische Zusammenleben während der Weltmeisterschaft. Wenn heute noch ein stimmungsvoller Endspurt gelingt, dürften weitere wertvolle Sympathiepunkte gewonnen werden. Während die Fifa-Weltmeisterschaftskarawane nach Brasilien weiterzieht, hofft die südafrikanische Tourismusindustrie im bevorstehenden Sommer des Landes, die entsprechenden Früchte ernten zu können. Die Brasilianer werden genau hinschauen. Denn sie erhoffen sich durch die Fußball-WM 2014 auch einen erheblichen Schub für den Tourismus unterm Zuckerhut. Dabei haben sie eigentlich zwei Chancen, sich darzustellen. Denn schon 2016 gibt es Olympische Spiele in Rio. Und die Reiseveranstalter arbeiten bereits an beiden Großereignissen.

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