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Hochsaison. In Europa ist ein Platz unterm Sonnenschirm dann rar – und hat seinen Preis. Foto: EFE/De Haro/dpa/tmn

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Reise: Urlaub auf Pump

Reisen mit Ratenkrediten zu finanzieren, ist möglich. Aber wenig populär

Traumurlaub auf Ratenbasis ist keine neue Erfindung. „Heute buchen, übermorgen zahlen“ – mit solchen oder ähnlichen Slogans warben Touristikunternehmen schon vor Jahren um Kundschaft. Die Anfänge des Reisens auf Pump datieren aus den 1990er Jahren, die Nachfrage war mau. Dennoch taucht seither diese Art der Reisefinanzierung immer wieder auf, wenn die Zeiten schlechter oder die schönsten Wochen des Jahres teurer werden. Und teurer wird’s in diesem Jahr.

Im Prinzip funktioniert der so gebuchte Urlaub wie der Ratenkauf von Waschmaschine und Auto. Mit einem Unterschied: Außer der Erinnerung an Sonne, Strand und Meer bleibt Verbrauchern am Ende nichts Greifbares. Und längst nicht jeder Veranstalter lässt sich auf Ratenzahlungen ein: Die Rewe-Touristik in Köln, die mit den Marken ITS, Jahn und Tjaereborg zu den Großen der Branche zählt, bietet keine Finanzierungsoption an.

Anders die Konkurrenten Tui und Thomas Cook. Letztere haben ein „Ferien Raten Programm“. Generell nutzbar sei das nur auf Nachfrage erhältliche Angebot für die Marken Neckermann, Air Marin und Thomas Cook bei Buchung im Reisebüro und im Internet, erläutert Firmensprecher Mathias Brandes. „Der Kunde schließt vor der Buchung einen Finanzierungsvertrag mit uns, Bonität vorausgesetzt.“ Die Kosten für die schönsten Wochen des Jahres stottern Verbraucher dann in sechs, neun oder zwölf Monaten ab. Die Höhe der Rate bestimmen sie selbst; die erste ist 30 Tage nach Reiseantritt fällig. Aktuell berappen Verbraucher einen effektiven Jahreszins von 12,12 Prozent.

Da lohnt es nach Ansicht von Verbraucherschützer Niels Nauhauser, Alternativen zu prüfen: „Konto überziehen oder Ratenkredit bei der Hausbank kann günstiger sein.“ Gegen einen Urlaub auf Pump spreche nichts, „solange der Verbraucher sich das gut überlegt hat und den Kredit auch problemlos zurückzahlen kann“, meint der Experte aus Stuttgart. Er hält es aber für besser, rechtzeitig Geld für den schnell 3000 Euro teuren Familienurlaub zu sparen – etwa auf einem Tagesgeldkonto.

So ließen sich die Ferien ohne Sorgen vor einer Schuldenspirale genießen. „Nächstes Jahr ist wieder kein Geld für den Urlaub da, weil noch der Kredit für den vergangenen abzuzahlen ist.“ In der Praxis sind Nauhauser aber bisher keine Beschwerden wegen Finanzierungsangeboten von Reiseveranstaltern untergekommen.

Die Bundesbürger sind einer Umfrage der Deutschen Vermögensberatung aus dem Jahr 2010 zufolge eher bereit, für den Urlaub zu sparen als Schulden zu machen. Das deckt sich mit den Erfahrungen der Touristikbranche. Ihre Finanzierungsprodukte führen ein Nischendasein. Über die Jahre hinweg halte sich die Nachfrage im einstelligen Prozentbereich, heißt es übereinstimmend bei Thomas Cook in Oberursel nahe Frankfurt und Tui in Hannover. Ob eher Luxusurlaub oder Billigtrip finanziert wird, verraten die Veranstalter nicht.

Die Hannoveraner haben ihr Modell „FlexiFinanz“ in Kooperation mit der Commerzbank 2002 aufgelegt. Es ist an eine Kundenkarte gekoppelt. Sie dient zugleich als Kreditkarte und kostet pro Jahr 34,90 Euro. Der Kunde bestimme, ob er monatlich 10, 20 oder 30 Prozent des Reisepreises abbezahle, so eine Sprecherin. Mindestens 99 Euro monatlich müssen es aber sein. Der Kredit könne jederzeit vollständig zurückgezahlt werden. Der anfängliche effektive Jahreszins beträgt zurzeit satte 10,50 Prozent.

Die Kreditkarte macht Tui Reisenden mit Hinweis auf Zusatzleistungen wie Reiserücktritt-Versicherung oder Sitzplatzreservierung im Flieger schmackhaft. Solche Leistungen sollten Verbraucher kritisch prüfen, meint Christian Gollner, Reise-Fachmann der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg: „Eher auf Leistungen verzichten.“

Sparpotenzial steckt zum Beispiel – wenn machbar – im Ausweichen auf einen anderen Flughafen und die Nebensaison oder im Verzicht auf eine Reisegepäck-Versicherung. Auch Preisvergleiche im Internet können den ein oder anderen Euro bringen.

Rechtlich sind ratenzahlende Urlauber ihren Mitreisenden absolut gleichgestellt. „Reiserecht und Schuldverhältnis sind zwei Paar Schuhe“, sagt Niels Nauhauser. Wenn also das Hotel Mängel irgendwelcher Art aufweise, können Ratenzahler genauso reklamieren wie andere. Sämtliche Rechte sind im Bürgerlichen Gesetzbuch verankert. Wenn es um die pünktliche Rückzahlung geht, reagieren die Veranstalter wie normale Finanzierer auch: Sie leiten ein Mahnverfahren ein, sobald das Geld ausbleibt. Das könnte die Erholung erheblich trüben.

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