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Richard "Mörtel" Lugner: Kardinal distanziert sich von "Exkommunikation"

Die "Exkommunikation" des Wiener Bauunternehmers Richard Lugner beschäftigt mittlerweile höchste Kirchenkreise. Der Kardinal ist gegen einen Ausschluss des ehemaligen Präsidentschaftskandidaten aus der Kirche.

Wien - Kardinal Christoph Schönborn, der oberste katholische Würdenträger Österreichs, distanzierte sich am Freitagabend von einer entsprechenden Ankündigung des Salzburger Weihbischofs Andreas Laun. Der hatte zuvor erklärt, der stets für Schlagzeilen gute Bauunternehmer Lugner (74) habe sich selbst aus der katholischen Kirche ausgeschlossen, weil er die Einrichtung einer Sex- und Abtreibungsklinik in seinem Wiener Einkaufszentrum akzeptierte. Lugner, der durch seine Eskapaden im Zusammenhang mit dem Wiener Opernball regelmäßig die Medien beschäftigt, meinte dazu, "jetzt habe ich genug", und kündigte eine Klage gegen den konservativen Gottesmann an.

Der Pressesprecher von Kardinal Schönborn, Erich Leitenberger, kritisiert die Aussagen Launs in der Abtreibungsfrage am Freitagabend als "kontraproduktiv". Ohne Laun namentlich zu nennen warnte er davor, das Engagement gegen die Abtreibung "der Lächerlichkeit preiszugeben". "Akademische Diskussionen über Exkommunikation helfen sicher nicht, einem einzigen Kind das Leben zu retten", meinte der Sprecher. In Österreich, dessen Bevölkerung zu über 75 Prozent katholisch ist, gilt für die Abtreibung eine Fristenlösung.

"Die Kirche hat auch Hexen verbrannt"

Baumeister "Mörtel" Lugner, der alljährlich durch wohl geformte, engagierte Begleiterinnen auf dem Wiener Opernball auf sich aufmerksam macht, hatte nach der "Exkommunikation" gemeint: "Die Kirche hat auch Hexen verbrannt." Bei der Eröffnung des Zentrums am Donnerstag war es zu Demonstrationen katholischer Abtreibungsgegner gekommen. Prominente Religionswissenschaftler wiesen die Erklärungen des Salzburger Bischofs entschieden zurück. Eine Exkommunikation betreffe lediglich denjenigen, der aktiv eine Abtreibung vorgenommen habe und die Frau, die diese vornehmen lasse. Dazu meinte Lugner, genau so gut könne die Kirche dann Bundeskanzler Alfred Gusenbauer mit dem Kirchenbann belegen, weil nach österreichischem Recht auch in allen Landeskrankenhäusern Abtreibungen vorgenommen würden.

"Mörtel", der in diesem Jahr neben seiner Frau "Mausi" auch noch das Partygirl Paris Hilton zum Opernball mitnehmen will, hatte der Nachrichtenagentur APA bereits am Donnerstag erklärt, er sei Katholik, habe vier Kinder gezeugt und keines davon abgetrieben. Gleichzeitig wies er aber auf die Rechtslage in Österreich hin, und warb um Verständnis für die Betroffenen: "Diese Frauen sind ja auch Menschen, nicht nur die Kinder." (tso/dpa)

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