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Hells Angels

© dpa

Rockerkrieg: "Hells Angels" wegen Angriff auf "Bandidos" vor Gericht

14 Mitglieder der Motorrad-Gang "Hells Angels" stehen seit Montag in Hannover vor Gericht. Sie sollen Anhänger der verfeindeten "Bandidos" mit Axtstielen angegriffen und teilweise schwer verletzt haben. Bei der Anklage wirken sie relativ entspannt.

Die Stimmung auf der Anklagebank war beinahe ausgelassen. Einige Mitglieder der berüchtigten Motorradgang "Hells Angels", der Verbindungen zur organisierten Kriminalität nachgesagt werden, winkten ihrer weiblichen Anhängerschaft im Zuschauerraum zu. Dabei gab es für die 14 Angeklagten eigentlich wenig Grund zur Ausgelassenheit.

Immerhin sind die Männer im Alter zwischen 32 und 47 Jahren wegen gefährlicher Körperverletzung und schweren Raubes angeklagt. Im Falle einer Verurteilung drohen ihnen mehrjährige Haftstrafen. Am ersten Prozesstag, der unter massiven Sicherheitsvorkehrungen stattfand, schwiegen die Angeklagten zu den Vorwürfen.

Nach Ansicht der Staatsanwaltschaft Verden haben die Männer im März 2006 fünf Mitglieder des verfeindeten Motorradclubs "Bandidos"  in Stuhr-Brinkum (Kreis Diepholz) überfallen und mit Axtstielen auf sie eingeschlagen. Die Opfer wurden dabei zum Teil schwer verletzt. Die Männer seien mit Sturmhauben bekleidet gewesen und hätten ihre Opfer brutal zusammengeschlagen, geknebelt und gefesselt, sagte die Sprecherin der Verdener Staatsanwaltschaft, Silke Streichsbier. Zudem seien Club-Insignien, Bargeld und ein Computer gestohlen worden.

Überfall wegen Konkurrenzdenken

Über mögliche Motive habe man derzeit keine genauen Erkenntnisse, sagte Streichsbier weiter. Beim Verlesen der Anklageschrift hieß es, dass der Überfall offenbar dazu dienen sollte, "den konkurrierenden Club auszuschalten".

Bei der Beweisführung werde man sich vor allem auf die Aussagen des ebenfalls angeklagten 32 Jahre alten Thomas P. stützen, der im Laufe der Ermittlungen umfassende Aussagen gemacht habe, sagte Streichsbier weiter. Außerdem seien da noch die Aussagen der Opfer, die im Januar als Zeugen auftreten sollen. Nicht zuletzt seien DNA-Spuren am Tatort gefunden worden.

Zeugenaussage angekündigt

P. kommt als ehemaligem Mitglied eine besondere Rolle in dem Prozess zu. Zwar machte auch er am ersten Prozesstag von seinem Schweigerecht Gebrauch. Sein Anwalt, Hans Meyer-Mews, kündigte aber an, dass die Angaben, die sein Mandant im Zuge der Ermittlungen zu Protokoll gegeben habe, im Laufe der weiteren Verhandlung verlesen werden sollen. Es handle sich um "verwertbare Zeugenaussagen" zum Tatverlauf, sagte Meyer-Mews. Zwar gebe es derzeit keine konkreten Drohungen gegen seinen Mandanten, es bestehe aber durchaus eine "Bedrohungslage".

P. saß am ersten Prozesstag wie einer der weiteren Angeklagten nicht auf der Anklagebank, sondern neben seinem Verteidiger. Ein Recht, das auch die meisten anderen der insgesamt 17 Anwälte für sich beanspruchen wollten. Ihre Anträge auf Änderung der Sitzordnung wurden jedoch von dem Vorsitzenden Richter Jürgen Seifert als unzulässig zurückgewiesen. Seifert verwies dabei darauf, dass die zwölf Männer auf der Anklagebank sich im Gegensatz zu den beiden anderen Angeklagten in Untersuchungshaft befänden und in einem umfriedeten Sitzplatzbereich Platz nehmen müssten.

Keine Kämpfe im Gerichtssaal

Von diesen Verzögerungen abgesehen, nahm der erste Verhandlungstag den geplanten Verlauf. Befürchtete Zusammenstöße zwischen den beiden rivalisierenden Gruppen im Zuschauerraum blieben aus. Ein großes Polizeiaufgebot sollte für Sicherheit sorgen und Zusammenstöße zwischen den rivalisierenden Gruppen verhindern. Eine Polizeisprecherin sprach von "sichtbarer Präsenz" der Polizei, ohne dabei Zahlen zu nennen. Zudem wurden Einlasskontrollen durchgeführt.

Am Ende des ersten Tages stand ein informelles Rechtsgespräch. Ein solches Rechtsgespräch könne unter anderem dazu dienen, Möglichkeiten einer Einigung auszuloten, sagte Staatsanwaltschaftssprecherin Streichsbier. Das Ergebnis soll am Dienstag bekanntgegeben werden, wenn der Prozess fortgesetzt wird. Dann soll neben zwei Polizisten auch der Betreiber der Werkstatt, in der die Opfer gefunden wurden, als Zeuge aussagen. Insgesamt sind für den Prozess bislang elf Verhandlungstage angesetzt. Der Prozess war aus Platzmangel von Verden in das Landgericht Hannover verlegt worden. 

Jennifer Fraczek[ddp]

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