zum Hauptinhalt

Sachsen: Kindsmörderin oder arme Mutter?

Bei den Ermittlungen wegen dreier getöteter Babys wurde nun Haftbefehl gegen die Mutter erlassen. Die drei kleinen Mädchen seien "plötzlich tot" gewesen, so ihre Aussage. Was steckt hinter der Tragödie im sächsischen Plauen?

Eine 28-jährige Frau aus dem sächsischen Plauen hat vermutlich drei ihrer Säuglinge getötet. Davon geht die Staatsanwaltschaft Chemnitz nach dem Fund dreier Babyleichen in den vergangenen Tagen aus. Es gebe jedoch bisher kein Geständnis der Frau, teilten die Ermittler am Mittwoch mit. Gegen sie wurde Haftbefehl wegen dreifachen Totschlags erlassen. Die Polizei hatte gestern und heute in einer Plauener Wohnung zwei Kinderleichen in einer Tiefkühltruhe und auf einem Balkon gefunden. Eine Woche zuvor war der erste Leichnam im Koffer im Keller eines anderen Hauses entdeckt worden. Das Gesundheitsamt hatte die Polizei informiert,nachdem Mutter und Kind nicht zur Vorschuluntersuchung für 2008 erschienen waren.

Die Ermittler bezweifeln die Version der Tatverdächtigen, wonach die drei Mädchen nach der Geburt "plötzlich tot" gewesen seien. Nach Angaben der Ermittler wurden die Kinder im Februar 2002, im Januar 2004 und im September 2005 geboren. Nur das erste Baby sei in einem Krankenhaus zur Welt gekommen, hieß es. Die arbeitslose Mutter hat zudem einen ein- und einen siebenjährigen Sohn, die nach Polizeiangaben nun "im familiären Umfeld" untergebracht sind. "Die Frau wirkt nicht krankhaft, eher gefasst und erleichtert", sagte der Präsident der Polizeidirektion Südwestsachsen, Dieter Kroll. Bislang habe es keine psychiatrische Untersuchung der Frau gegeben. Die Staatsanwaltschaft rechnet eigenen Angaben zufolge nicht mit weiteren Leichenfunden.

Die Frau war am Dienstag zunächst aus der Untersuchungshaft entlassen worden. Der Haftrichter beim Amtsgericht Chemnitz hatte nach dem vorläufigen Gutachten der Rechtsmedizin zu der zuerst gefundenen Leiche keinen dringenden Tatverdacht für einen Totschlag erkennen können. Laut Gutachten gab es keine Spuren von Gewaltanwendung an dem mumifizierten Körper. Morgen sollen nun die beiden zuletzt entdeckten Leichen obduziert werden.

Nach Angaben der Ermittler ist unklar, ob der ebenfalls 28 Jahre alte Lebensgefährte der Frau auch der Vater der toten Kinder ist. Der Mann habe angegeben, von den jeweiligen Schwangerschaften nichts bemerkt zu haben, teilten die Ermittler mit. "Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass den Angehörigen nichts aufgefallen ist", sagte Polizeichef Kroll. (liv/smz/dpa/ddp)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false