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Panorama: Sammlermünzen: Schatzsuche im Sparschwein

Ein knappes halbes Jahr vor der Einführung des Eurobargelds hat die Deutschen eine neue Schatzgräberleidenschaft gepackt. Gesucht wird in Portemonnaies, in vergessenen Sparschweinen und den Pappkisten mit dem Wechselgeld.

Ein knappes halbes Jahr vor der Einführung des Eurobargelds hat die Deutschen eine neue Schatzgräberleidenschaft gepackt. Gesucht wird in Portemonnaies, in vergessenen Sparschweinen und den Pappkisten mit dem Wechselgeld. Denn die kleinen unscheinbaren Münzen, derer man sich normalerweise nicht schnell genug entledigen kann, ziehen plötzlich sehr viel Aufmersamkeit auf sich. Der Grund dafür ist kein nostalgischer. Großformatige Plakate zeigen Pfennigstücke und daneben wird ein Schätzwert von ein paar Hundert Euro angegeben. Bevor man demnächst das Kleingeld zur Bank bringt und sich dafür drei Euro und ein paar Zerquetschte auszahlen läßt, könnte man, suggeriert das Plakat, doch schnell noch mal nachsehen, ob sich nicht ein seltenes Sammlerstück darunter befindet.

Tatsächlich sind die Preise für wirklich seltene D-Mark- und Pfennig-Münzen in den letzten Monaten um 40 Prozent in die Höhe geklettert. Für die Münzen, die nur in geringer Auflage erschienen sind, zahlen Sammler bis zu zweieinhalb Tausend Mark. So zum Beispiel für das zwei Pfennig Stück aus dem Jahr 1969 mit dem Buchstaben J und nicht magnetisierbarem Rand, das kürzlich ein Hamburger in seinem Portemonnaie entdeckte und für den stolzen Preis von 2400 Mark verkaufen konnte. Ebenfalls interessant sind fünfzig Pfennig-Stücke aus dem Jahr 1950 (Buchstabe G), die noch die Aufschrift Bank Deutscher Länder tragen. Die Bank Deutscher Länder war die Vorgänger-Institution der Bundesbank.

Trotzdem, die Chancen, durch eifriges Suchen im Geldbeutel den nächsten Uraub zu finanzieren, sind gering, meint der Münzhändler Tobias Honscha. Seiner Meinung nach ist es wahrscheinlicher einen Sechser im Lotto zu haben als eine der sehr seltenen wertvollen Münzen zu finden. Der Fachverband für Außenwerbung, der die Plakate aufgehängt hat, will mit der Aktion eigentlich auch nur beweisen, dass Plakatwerbung erfolgreich ist. Und das ist ihm offenbar gelungen, zumal das Thema auch in den Medien ein beliebter Sommerlochfüller ist.

"In den letzten Monaten ist der Internethandel geradezu explodiert", sagt Andreas Schilke vom Berufsverband des Deutschen Münzfachhandels. Die Zahl der Anfragen habe sich verzehnfacht.

Den Preisanstieg erklärt Schilke damit, dass die Profisammler jetzt versuchten, ihre Mark- und Pfennigmünzsammlungen zu komplettieren, bevor das Kleingeld bei der Euro-Einführung 2002 in den Schrädder wandert und das Angebot dadurch deutlich verknappt wird. Allzuviel Hoffnung will jedoch auch Schilke den Leuten nicht machen. "Laien haben dann in der Regel doch die falsche Münze", sagt er. Pfennig ist schließlich nicht gleich Pfennig und auch das Alter ist als solches noch keinerlei Indiz für Seltenheit oder Wert. In dem Hamburger Fall sei zum Beispiel der nicht-magnetisierbare Rand ausschlaggeben für den Wert der Münze gewesen. Von diesen speziellen Pfennigstücken gebe es insgesamt nur 500 Stück. Den gleichen Pfennig mit magnetisierbarem Rand gebe es dagegen ein paar Millionen mal. Außerdem war dieser Fund laut Schilke der einzige Fall während mehrerer Jahre, in dem ein Geldstück mit einem solchen Wert einfach so im Umlauf gefunden wurde.

Häufiger sind nach Angaben des Bundesverbands Fünf- und Zehn-Pfennig-Stücke von 1967 mit dem Buchstaben G. Für sie erhält man immerhin zwischen 22 und 26 Mark. Wer nun sstematisch seine Kleingeldbestände durchforsten will, der kann sich auf ein paar wenige Angaben konzentrieren. Interessant sind alle Münzen mit dem Aufdruck 1967 G. Bei den Zwei-Mark-Stücken sollte man auf die Jahrgänge 1984, 1993 und 1996, bei 50 Pfennigstücken auf 1986 und 1987, bei zwei Pfennigstücken auf 1985, 1987 und 1993 achten. Markstücke könnten interessant sein wenn sie den Aufdruck 1955 G oder 1968 J tragen.

Menschen, denen der Abschied von der D-Mark schwer fällt, und die dennoch keine professionellen Sammler werden wollen, sollten über die Anschaffung einer Goldenen D-Mark nachdenken. Die Münze mit dem Ewigkeitsanspruch, die die Bundesbank Anfang Juli für 250 Mark das Stück herausgegeben hat, hat mittlerweile ebenfalls einen beachtlichen Wertzuwachs zu verzeichnen. Aufgrund der limitierten Auflage wird sie bereits für 380 bis 450 Mark gehandelt.

Katharina Schuler

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