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Schrecklicher Fund: Acht tote Kinder in Plauen und Darry

Fünf tote Jungen im schleswig-holsteinischen Darry, drei tote Säuglinge im sächsischen Plauen: Eine grausige Serie von Kindermorden erschüttert die Republik. Heute werden die Obduktionsergebnisse erwartet.

In einem Einfamilienhaus in Darry im Kreis Plön hatte die Polizei am Mittwoch fünf tote Jungen gefunden. Die 31-jährige Mutter steht nach Angaben der Polizei unter dem dringenden Verdacht, ihre Söhne im Alter von drei bis neun Jahren getötet zu haben. Nur wenige Stunden zuvor war im sächsischen Plauen das dritte tote Baby einer 28-Jährigen gefunden worden.

Vergiftet und erstickt?

Die Frau aus Darry habe nach der Tat der Polizei selbst Hinweise gegeben, teilten die Ermittler mit. Auf welche Weise die Kinder getötet wurden, ist noch unklar. Die NDR 1 Welle Nord berichtete am Mittwoch, die Kinder seien mit Tabletten vergiftet und danach mit einer Plastiktüte erstickt worden. Die Polizei und der Kieler Oberstaatsanwalt Uwe Wick wollten dies noch nicht bestätigen. "Wir wollen die Obduktion am Donnerstagmorgen abwarten", sagte Wick.

Die Mutter wurde inzwischen in ein psychiatrisches Krankenhaus gebracht und soll derzeit nicht vernehmungsfähig sein. Die Familie, in der sich das Drama abspielte, sei vom Jugendamt betreut worden, sagte die Frau des Bürgermeisters von Darry, Stefanie Arnold. Berichte über eine Verwahrlosung der Kinder bestätigte sie unterdessen nicht. "Die Kinder machten einen ordentlichen Eindruck. Wir haben uns nie vorstellen können, dass hier so etwas passiert."

"Spiegel Online" hatte zuvor berichtet, dass Lehrern der örtlichen Grundschule ein verwahrloster Zustand der beiden älteren Kinder aufgefallen sei. So seien sie ohne Jacke oder mit alten Pausenbroten in der Schule aufgetaucht. Das Jugendamt habe die Familie am Mittwoch aufsuchen wollen, weil die Kinder nicht in die Schule gekommen waren. Das ZDF berichtete, die Mutter sei alleinstehend und die Kinder stammten von mehreren Vätern. Die Polizei wollte zu den Familienverhältnissen zunächst keine Angaben machen.

Seelsorger betreut Dorfkinder

Die Kinder im Dorf sollen heute in der Grundschule und im Kindergarten von fünf Seelsorgern betreut werden. "Das größte Problem ist, wie wir erklären sollen, dass die Kinder nicht mehr zur Schule kommen", sagte Stefanie Arnold. Zwei der vermutlich von ihrer Mutter getöteten Jungen im Alter von drei bis neun Jahren gingen in die erste und dritte Klasse der Dorfschule. Ein Kind sei in den Kindergarten gegangen, sagte Arnold. Die Anteilnahme der Bewohner sei riesengroß.

Mit Trauer und Betroffenheit reagierte auch die Landesregierung in Kiel. "Die furchtbare Tat wirft viele Fragen auf, die wir zurzeit nicht beantworten können", erklärten Ministerpräsident Peter Harry Carstensen (CDU) und Innenminister Ralf Stegner (SPD). "Wir stehen mit Fassungslosigkeit vor fünf jungen Menschen, die jetzt tot sind." Erst die Untersuchungen der nächsten Tage könnten die Hintergründe des furchtbaren Ereignisses erhellen.

Die Mädchen sollen "plötzlich tot" gewesen sein

Die Taten in Plauen liegen schon länger zurück. Die Frau hatte nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft Chemnitz ihre drei Töchter jeweils kurz nach der Geburt getötet und die Leichen jahrelang versteckt. Bei dem ersten Kind seien dem Gutachten zufolge keine Spuren von Gewaltanwendung an dem mumifizierten Körper gefunden worden. Heute sollen nun die beiden zuletzt entdeckten Leichen obduziert werden.

Die Mädchen wurden nach Angaben der Ermittler im Februar 2002, im Januar 2004 und im September 2005 geboren. Alle drei seien "plötzlich tot" gewesen, habe die Mutter in den Verhören ausgesagt. Dies bezweifeln Polizei und Staatsanwaltschaft. Sie werfen der heute 28-Jährigen dreifachen Totschlag vor.

Nicht zur Einschulungsuntersuchung erschienen

Am Mittwoch vor einer Woche hatte die Polizei nach einem Behördenhinweis die Leiche der 2002 geborenen Tochter Celine gefunden, nachdem das Mädchen nicht zur Einschulungsuntersuchung gekommen war. Das in Plastikfolie eingewickelte Baby war in einem Koffer im Keller von Verwandten versteckt. Noch während die Frau am Dienstag dieser Woche von einem Haftrichter aus der Untersuchungshaft entlassen wurde, fanden Beamten die zweite Babyleiche, am Mittwoch die dritte. Die beiden Leichen fanden sich in einer Tiefkühltruhe und auf einem Balkon in einem Haus, in dem die Frau aber nicht wohnte.

Nur das erste Mädchen wurde in einem Krankenhaus geboren, weshalb die Stadt auch von dessen Existenz wusste. Die beiden anderen Töchter soll die Mutter zu Hause allein zur Welt gebracht haben. Von den Schwangerschaften will niemand in der Familie oder im näheren Umfeld etwas gewusst haben. Die arbeitslose Mutter hat zudem zwei Söhne, ein und sieben Jahre alt, die nach Polizeiangaben nun bei Verwandten leben. Die Frau stammt aus sozial schwachen Verhältnissen. In den vergangenen Jahren habe sie neun verschiedene Wohnsitze gehabt und sei des öfteren bei Verwandten untergekommen, erklärten die Ermittler. (svo/dpa)

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