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Sibirien: Viele Tote bei Explosion in Bergwerk

Zwei Monate nach dem schweren Grubenunglück in Westsibirien sind bei einer erneuten Methangasexplosion in einem Bergwerk desselben Betreibers 38 Kumpel ums Leben gekommen.

Nowokusnezk - Nach Angaben einer Sprecherin des russischen Katastrophenschutzministeriums arbeiteten zum Zeitpunkt der Explosion am Morgen (5:40 Uhr MESZ) 217 Bergleute in der Jubilejnaja-Mine nahe Nowokusnezk. 179 von ihnen wurden gerettet, darunter zwei mit schwersten Brandwunden. Dem Betreiber Juschkusbassugol droht der Entzug seiner Förderlizenz.

Die Explosion ereignete sich während der Morgenschicht tief unter Tage. Ein Kumpel, der seinen Familiennamen nicht nennen wollte, berichtete, wie er sich selbst retten konnte: "Ich arbeitete gerade in dem Schacht, als ich plötzlich die Schockwelle spürte. Ich rannte sofort zum Ausgang", erzählte er fassungslos. Unweit des Schachts warteten Dutzende Angehörige im strömenden Regen auf weitere Nachrichten. Nach Angaben von Gouverneur Aman Tulejew sollen die toten Bergarbeiter am Samstag feierlich bestattet werden. Präsident Wladimir Putin habe in einem Telefonat den Angehörigen sein Beileid ausgesprochen und Unterstützung zugesagt.

Ermittlungen wegen Verletzung der Sicherheitsbestimmungen

Die Ursache für das neuerliche Unglück ist bislang unklar. Die Staatsanwaltschaft von Nowokusnezk nahm offiziell Ermittlungen wegen "Verletzung der Sicherheitsbestimmungen" auf. Juschkusbassugol betreibt auch die etwa eine halbe Fahrtstunde entfernte Schachtanlage Uljanowskaja. Dort waren am 19. März beim schwersten Bergbauunglück seit Ende der Sowjetunion 110 Bergarbeiter ebenfalls bei einer Gasexplosion getötet worden.

Juschkusbassugol, eine Tochter des russischen Stahlriesen Ewras, besitzt im Kusbass rund 20 Kohlebergwerke. Das Unternehmen wollte ursprünglich noch in diesem Jahr an die Börse gehen. Nun aber muss es um seine Lizenz fürchten. Ein Vertreter der Gewerbeaufsicht Rostechnadsor sagte der Nachrichtenagentur Interfax, je nach Ergebnis der Untersuchungen müsse Juschkusbassugol mit einer entsprechenden Entscheidung rechnen - "umso mehr, da wir bereits in anderen Minen Verletzungen der Sicherheitsbestimmungen festgestellt hatten". Tatsächlich hatten staatliche Inspekteure nach dem Unglück im März über gravierende Sicherheitsmängel in Juschkusbassugol-Minen geklagt. Ein Firmensprecher verweigerte zunächst jede Stellungnahme.

Die meisten Kohlebergwerke in der rund 3000 Kilometer östlich von Moskau gelegenen Kusbass-Region sind völlig veraltet. Unfälle kommen immer wieder vor, doch finden sie selten Erwähnung in den Zeitungen. Lokale Bergleute berichten von Dutzenden von kleineren Unfällen, Bränden oder Explosionen in den vergangenen Jahren. Ihre Gewerkschaft fordert schon seit längerem von den Minenbetreibern, dass sie die Arbeiter nicht mehr nach Fördermengen entlohnen. Um mehr Kohle zu fördern, umgingen sie oft die Sicherheitsbestimmungen. (tso/AFP)

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