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Andreas Austilat.

© Doris Spiekermann-Klaas

Meine Frau, ihr Garten und ich: Ein wirklich faules Obst

Wir sind letzten Sonntag übers Brandenburger Land gefahren, Richtung Mellensee. Kurz vor dem Ziel habe ich etwas Schockierendes gesehen...

Von Andreas Austilat

Am Straßenrand lagen Kürbisse von furchteinflößender Größe. Ob es sich um Mutanten handelte, einzig und allein dazu geeignet, an Halloween kleine Kinder zu erschrecken?

Zu Hause guckte ich in unseren Garten. Es gab nichts Vergleichbares. Wobei, wir hatten auch ein paar echte Leistungsträger. Die Erdbeeren zum Beispiel sind zwar kleiner als ein Kürbis, aber die wucherten dieses Jahr wie verrückt. Die Tomaten waren lange ebenfalls nicht zu bremsen. Die Birnenbilanz war gemischt. Die Säulenbirne, deren Begleitzettel reiche Ernte versprach, hat es zu gerade einmal einer Frucht gebracht. Und die fiel vorzeitig vom Baum. Ihr Partner, „Doyenne de Cornice“, lieferte sechs sehr schöne Birnen, die ich mir zwar saftiger vorgestellt hatte, aber immerhin. Die beiden Bäume sind noch jung, das kann werden.

Und dann fiel mein Blick auf den größten Versager im ganzen Garten: die Zwergtamarillo. Schön, eine Zwergtamarillo wird nie mit einem Riesenkürbis konkurrieren können, trotzdem hatte ich mir von der mehr versprochen. Obwohl ich noch nie von ihr gehört hatte.

„Schmecken lecker und erinnern geschmacklich an Aprikosen“, hatte meine Frau vorgelesen, als sie im Frühjahr mit den Dingern ankam. „Ab Ende Juli sind die ersten Früchte erntereif.“ Und von da an sollte es Schlag auf Schlag gehen, es reifen nämlich ständig neue Früchte nach. Jetzt ist Ende September und keine Tamarillo in Sicht.

Ich habe also beim Züchter angerufen, Gärtnerei Blu, irgendwo bei Gütersloh. „Vielleicht ist da was vertauscht worden, so etwas kommt vor“, mutmaßte der Gärtner am anderen Ende der Leitung. Ich habe ihm die Blätter beschrieben, Lindenblätterform und -größe, leicht nussiger Geruch. „Das sind die Richtigen“, bestätigte er. Aber unsere Pflanzen sind jetzt nur 30 Zentimeter hoch, normal wären 80 Zentimeter bis einen Meter. „Wahrscheinlich haben Sie nicht genug gedüngt.“

Eigenartig. Die Tomaten und die Erdbeeren stehen gleich nebenan, die haben doch gezeigt, dass es geht. Aber sie waren früher in der Erde, möglicherweise haben sie den Nachbarn alle Nährstoffe weggenommen. In so einem Beet geht es ja manchmal zu wie im Dschungelcamp, da gibt es keine Freunde.

„Nehmen Sie die Tamarillen raus in einen Kübel und stellen Sie die jetzt schon ins Winterlager“, riet mir der Gärtner, „geben Sie ordentlich Hornspäne dazu, dann haben die nächstes Jahr gleich einen Startvorteil.“ Er hat mich dann noch gefragt, ob wir Hühner haben. Leider nicht, schade, Hühnermist wäre nämlich das Allerbeste.

Wie die Tamarillo schmeckt, wüsste ich ja schon gerne. Seitdem denke ich über Hühner nach. Andreas Austilat

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