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Twitter-Rückblick auf: Oprah Winfrey: Täschligate in Zürich

Eine Handtasche für 38 000 Dollar? Kein Problem für die reichste TV-Frau der Welt. Trotzdem kam es in einer Züricher Boutique zum Skandal.

Die Handtasche – von Küchenpsychologen gerne als zweite Gebärmutter beschrieben – ist für viele Frauen ein zentrales Accessoire.

Je wohlhabender die Frau, desto teurer kann logischerweise die Tasche sein. Da kam eigentlich für die Unternehmerin Oprah Winfrey, sie ist laut „Forbes“-Liste 2,9 Milliarden Dollar schwer, an jenem Julitag in der Zürcher Bahnhofsstraße nur ein Modell in die engere Auswahl: Tom Fords „Jennifer“ für 38 000 Dollar.

Das wirft gleich zwei Fragen auf.

1. Was tat Oprah Winfrey in Zürich? – Sie war Gast bei der Hochzeit der Schweizer Staatsbürgerin Tina Turner.

2. Warum kann eine einzelne Handtasche 38 000 Dollar kosten? – Weil sie aus echtem Krokodilleder besteht und vielleicht auch, weil sie nach Jennifer Aniston benannt ist.

Fest steht, dass Oprah Winfrey das Geschäft recht bald ohne „Jennifer“ verließ. Darüber, was wirklich in dem Laden „Trois Pommes“ geschah, gibt es zwei Versionen.

Winfrey schilderte in einem Interview, sie habe sich die besagte Tasche genauer ansehen wollen, doch die Verkäuferin habe sie mit der Begründung, das Modell könne sie sich bestimmt nicht leisten, im Regal gelassen. Winfrey sagte weiter, sie habe mehrmals vergeblich nachgefragt und sei daraufhin verschwunden: „Rassismus ist weiterhin ein Problem.“

Die Verkäuferin Adriana N. wird von der Schweizer Zeitung „Blick“ so zitiert: „Das stimmt nicht. Das ist absurd. So etwas würde ich zu einem Kunden nie sagen. Wirklich nicht! Gute Manieren und Höflichkeit sind das A und O in diesem Geschäft. (…) Sie ist so mächtig, und ich bin bloß eine Verkäuferin. Ich habe niemandem etwas zuleide getan.“

Kein Wunder, dass sich die Angestellte in Bedrängnis fühlte, twitterte doch ein wutschnaubendes „Schweiz Tourismus“ unmittelbar nach dem Larry-King-Interview los: „We are fuming – this person acted terribly wrong. We are sorry this happened to @oprah!“

Schnell war das Hashtag „Täschligate“ gefunden, und eine Riesenwelle an Tweets, Posts und Kommentaren füllte das Sommerloch. In ihrem Brackwasser sammelten sich die meinungsstarken Klassiker Rassismusverdacht, Tierschutz, Luxus und, ganz allgemein, Gerechtigkeit. Wer da nicht getriggert wird, ist entweder offline oder nicht mehr am Leben.

„Wusstet Ihr, dass man 3 Krokodile mit einem Hammer auf den Kopf 2 Std. quälen muss für *1* Tasche, die Oprah unbedingt wollte? #täschligate“, fragte „Holzhacker Chnutschi“.

„Ööööh... Ds geit ado scho chle z wit. #Täschligate“, meinte „Izel“.

Das wurde selbst Winfrey bald zu viel. Sie bereute es, ihren Shoppingversuch öffentlich gemacht zu haben. Der „Spiegel“ zitierte sie: „Ich denke, dass dieser Vorfall in der Schweiz nur ein Vorfall in der Schweiz war. Es tut mir leid, dass die Sache so aufgeblasen wurde.“

Oprah Winfrey hatte vielleicht ein Déjà-vu. So durfte sie 2005 in Paris den berühmten Hermès-Laden an der Rue du Faubourg Saint-Honoré erst gar nicht betreten. Ein Reporter der Zeitung „Washington Post“ schrieb, die Talkmasterin sei eben nicht in vollem Oprah-Ornat gewesen, deshalb habe der Türsteher sie leider nicht erkannt. Die angeblich offizielle Begründung: Man habe in letzter Zeit öfter Probleme mit US-Amerikanern gehabt.

Adriana N. hat ihren Job behalten. Ihre Chefin ist eine Freundin von Tina Turner.

Bereits am 14. August twitterte übrigens ein Account namens „Oprah’s Bag“: „I’m so yesterday’s news. #täschligate #over“.

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