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Panorama: Sozialdemokraten und Grüne mögen Wagner, CDU-Anhänger Musicals

Bei Volksmusikkonzerten ist nach Angaben von Wissenschaftlern der Technischen Universität Berlin der Anteil an PDS-Wählern relativ hoch. CDU-Wähler findet man hingegen eher in Musical-Veranstaltungen, während in den Wagner-Aufführungen überproportional viele SPD- und Grünen-Sympathisanten anzutreffen sind.

Bei Volksmusikkonzerten ist nach Angaben von Wissenschaftlern der Technischen Universität Berlin der Anteil an PDS-Wählern relativ hoch. CDU-Wähler findet man hingegen eher in Musical-Veranstaltungen, während in den Wagner-Aufführungen überproportional viele SPD- und Grünen-Sympathisanten anzutreffen sind. Das geht aus einer Befragung von 6500 Konzertbesuchern durch Musiksoziologen vom Institut für Kommunikations-, Medien- und Musikwissenschaft der TU Berlin hervor. Die Ergebnisse wurden am Montag veröffentlicht.

"Die soziale Ungleichheit lebt - jedenfalls in den Konzertsälen", meinte der TU-Soziologe Hans Neuhoff. "Je nach Konzertart - ob Volksmusik, Pop oder Klassik - unterscheiden sich die Zuhörer in ihrer sozialen Zusammensetzung." Die größte Übereinstimmungen unter den Zuhörern fanden die Wissenschaftler bei Veranstaltungen von Stefanie Hertel, dem derzeitigen Star der Volksmusik. Geborgenheit, Sicherheit und Familie seien für 60 Prozent dieser Besucher wichtig.

Für das Publikum von Wagner-Opern hätten hingegen Faktoren wie Engagement zeigen, Führungspositionen übernehmen oder die Welt verändern einen wesentlich höheren Stellenwert. Die Wagner-Besucher würden die Komplexität des Werkes genießen und sich gemeinsam über ihre Selbstbeherrschung bei den langen Aufführungen freuen. Die Volksmusikbesucher hingegen suchten das Gemeinschaftserlebnis: Sie fassen sich an und schunkeln gemeinsam.

Auch der soziale Hintergrund der Besucher unterscheidet sich je nach Musikrichtung: Einen Hochschulabschluss besitzen rund die Hälfte der Wagner-Besucher, auf einen Haupt- oder Volksschulabschluss verweisen hingegen viele der Volksmusikliebhaber. Das Team um Neuhoff hatte zwanzig Konzerte aller Musikrichtungen - von Karel Gott über die Philharmoniker bis hin zu Metallica - besucht.

Außerdem zeige das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) unterstützte Projekt noch zwei andere Aspekte, die gängige Vorurteile widerlegen: Demnach sind nicht ästhetische Gesichtspunkte das Hauptmotiv für einen Konzertbesuch, sondern eher der Wunsch nach Bestätigung des Wertesystems der eigenen sozialen Gruppe.

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