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Spanien: Grillfest löste Feuerinferno aus

Die Ursache des Waldbrands nahe Guadalajara in Mittelspanien ist geklärt. Ausflügler hatten trotz des strikten Verbots gegrillt und in dem extrem trockenen Gebiet ein Inferno ausgelöst. Elf Feuerwehrleute starben in den Flammen.

Guadalajara/Madrid (18.07.2005, 13:45 Uhr) - Die Männer waren gewarnt worden. «Seid vorsichtig, die Flammen kommen immer näher!», riefen ihnen die Bewohner des Dorfes Santa María del Espino bei Guadalajara in Mittelspanien zu. «Keine Sorge, wir passen auf», antworteten sie. Nur Minuten später waren die elf Forstarbeiter tot. Der Wind hatte plötzlich gedreht und die Feuerwalze direkt auf sie zugetrieben. Die Flammen umzingelten sie, es gab keine Chance, zu entkommen. «Wir hörten noch drei Explosionen. Das waren die Benzintanks ihrer Geländewagen», berichtete eine Anwohner.

Die elf Männer starben bei der Bekämpfung eines Waldbrandes, der ohne weiteres hätte verhindert werden können. Ursache war die Fahrlässigkeit einer Gruppe von Ausflüglern, die trotz aller Verbote am Wochenende in freier Natur gegrillt hatte, wie Umweltministerin Cristina Narbona erklärte. Bei fast 40 Grad Hitze und der großen Trockenheit in dem dürregeplagten Land reichte ein kleiner Funken, um das Flammeninferno auszulösen. Der starke Wind tat ein übriges. Das Feuer weitete sich rasend schnell aus, am Montagnachmittag hatte es bereits über 8000 Hektar Kiefernwald in den Umgebung des Naturparks Alto Tajo vernichtet. Das Harz der Bäume wirkte wie ein Brandbeschleuniger.

Neben der Trauer machte sich unter den mehr als 500 Bewohnern der evakuierten Dörfer der Gegend auch viel Wut breit. Viel zu spät und mit zu wenig Personal und Mitteln hätten die Behörden reagiert. «Als wir die Notrufzentrale alarmierten, wurde uns gesagt, wir sollten uns keine Sorgen machen, in unseren Häusern bleiben und die Fenster geschlossen halten», empörte sich eine ältere Frau im Rundfunk. Mehr als drei Stunden habe es gedauert, bis die ersten Einsatzkräfte eingetroffen seien.

Als Vizeregierungschefin María Teresa Fernández de la Vega am Sonntagabend aus dem 75 Kilometer entfernten Madrid in dem Unglücksgebiet eintraf, wurde sie von Hunderten Menschen beschimpft. «Ihr Politiker seid wie die Wölfe, ihr schleicht euch im Dunkeln an», schrie jemand. «Wo bleibt die Armee?», rief ein anderer. Die Leibwächter mussten die stellvertretende Ministerpräsidentin in Schutz nehmen. Bevor sie in einer Amtstube verschwand, versprach sie mit ernster Miene noch eine lückenlose Aufklärung des Geschehenen. «Das wird die elf Jungs auch nicht mehr zum Leben erwecken», skandierte die Menge, während sich die Flammen weiter durchs Unterholz fraßen. (Jörg Vogelsänger, dpa)

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