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Stadtarchiv-Einsturz: Die Firmen haben sich selbst kontrolliert

Eine Chronologie der Katastrophe, der Versäumnisse und der Vertuschungen.

4. Dezember 2002: Der Bau der Nord-SüdBahn durch die Kölner Verkehrsbetriebe (KVB) und die Stadt Köln beginnt. In der öffentlichen Ausschreibung hat die KVB „den niedrigsten Preis“ als Zuschlagskriterium genannt. Sie überträgt die Bauaufsicht an die ausführenden Firmen, die ihre Arbeit damit selbst beaufsichtigen.

22. Oktober 2004: Aufgrund des U-Bahn-Baus hat sich der Kirchturm der Gemeinde St. Johann Baptist in der Kölner Südstadt um 77 Zentimeter geneigt.

9. September 2008: Die Ingenieurfirmen melden den KVB einen Wassereinbruch an der späteren Unglücksstelle. Ein solcher Vorfall bei unterirdischen Bodenarbeiten kann dazu führen, dass die Fundamente umstehender Gebäude absinken. Die Öffentlichkeit erfährt davon erst am vergangenen Freitag.

30. September 2008: Das Aachener Hochschulinstitut für Geotechnik im Bauwesen hat den „hydraulischen Grundbruch“ untersucht. Die Ergebnisse sind alarmierend: Es könnten „Situationen entstehen, welche auch Menschenleben gefährden“.

3. März 2009: Das Gebäude des Historischen Archivs und benachbarte Wohngebäude stürzen ein und rutschen in den Krater der angrenzenden U-Bahn-Baustelle. Ein 17-Jähriger und ein 24-Jähriger sterben in den Trümmern.

15. März 2009: Die Kölner Umweltdezernentin Marlis Bredehorst (Grüne) erklärt, dass die Baufirmen beim Abpumpen des Grundwassers aus der Baugrube gegen geltendes Recht verstoßen haben: statt der erlaubten vier wurden 15 Brunnen installiert, und statt der erlaubten 450 Kubikmeter Wasser pro Stunde wurden bis zu 750 Kubikmeter Wasser pro Stunde abgepumpt.

18. März 2009: Zwischen der Stadt Köln und der Bezirksregierung Düsseldorf entbrennt ein Streit darum, wer für die Erteilung der Erlaubnis zum Abpumpen von Grundwasser zuständig ist.

23. März 2009: Oberbürgermeister Schramma leitet ein Disziplinarverfahren gegen seinen Baudezernenten Bernd Streitberger (CDU) ein.

24. März 2009: Der Aufsichtsrat der Verkehrsbetriebe rettet sich über die Woche. Erst nächsten Dienstag will er über „eventuell erforderliche Konsequenzen“ entscheiden, beschließt er. jsch

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