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Katastrophengebiet Mindanao. Bewohner waten durch den Schlamm, den die Sturzflut hinterlassen hat. Fotos: dpa(2)

© dpa

Sturmkatastrophe auf den Philippinen: Massengräber ausgehoben

Die Insel Mindanao kämpft mit den Folgen der Sturzflut. Die philippinischen Behörden gelten in Katastrophendingen als sehr effektiv. Aber die Insel ist auch Kriegsgebiet muslimischer Rebellen.

Die Behörden in den südphilippinischen Städten Cagayan de Oro und Iligan haben am Montag begonnen, Massengräber für die Opfer des Taifuns Washi auszuheben. Die Beisetzungen sollen am Dienstag beginnen. Der Bürgermeister von Cagayan de Oro sagte, einige der Toten würden in Kühlräumen aufbewahrt, bis ihre Identität durch Fingerabdrücke oder DNA-Analysen geklärt sei.

Die staatliche Katastrophenbehörde erhöhte die Zahl der Todesopfer am Montag offiziell auf 684. Das philippinische Rote Kreuz geht zudem davon aus, dass noch mindestens 800 Menschen vermisst werden.

Die staatliche Gesundheitsbehörde sandte Leichensäcke, Wasser und Medikamente in die betroffenen Gebiete, berichteten lokale Medien. Die Armee suchte unterdessen mit Hubschraubern und Booten im Meer nach weiteren Opfern und Überlebenden der Katastrophe. Zahlreiche Menschen waren bei den Überflutungen, die ungewöhnlich starken Regenfällen am Wochenende gefolgt waren, ins Meer gespült worden. Einige der Toten wurden am Montag an den Stränden der Camiguin-Insel, rund 77 Kilometer von Cagayan de Oro, angespült. Auf Fernsehaufnahmen war zu sehen, wie in der Leichenhalle der Stadt Iligan Tote in weißen Säcken in den Fluren lagen.

Etwa 47 000 Überlebende der Katastrophe haben Zuflucht in Evakuierungszentren gefunden. Eric Tayag vom staatlichen Epidemiologie-Zentrum in Manila sagte Berichten zufolge, die Regierung unternehme nun Schritte, um den Ausbruch von Seuchen unter den Flüchtlingen zu verhindern. „Rund zehn Tage nach den Überflutungen können Epidemien ausbrechen, die durch Wasser übertragen werden.“

Die Philippinen haben in Sachen Katastrophenvorsorge und Katastrophenhilfe international einen sehr guten Ruf. Seit Jahrzehnten arbeiten die Behörden eng mit internationalen Organisationen zusammen. Die Behörden des Landes erhalten regelmäßig für ihre Arbeit Auszeichnungen. Das Land hat jedoch kaum eine andere Wahl, als sich auf Naturkatastrophen vorzubereiten. Taifun Washi war bereits das 19. tropische System, das den Inselstaat in diesem Jahr heimgesucht hat. Jedoch ziehen die Stürme und Taifune in aller Regel an Mindanao vorbei. Vermutlich haben es die Behörden auch deswegen versäumt, die Anwohner in den betroffenen Gebieten eindringlich zu warnen. In den kommenden Tagen könnte die Zahl der Todesopfer weiter ansteigen. Denn in einige Gebieten auf Mindanao, in denen es wahrscheinlich ebenfalls Erdrutsche und Überschwemmungen gegeben hat, konnten Rettungshelfer noch nicht vordringen, da Straßen beschädigt worden sind. Zu einigen Regionen haben Regierungsvertreter hingegen ohnehin nur eingeschränkten oder überhaupt keinen Zugang. Die Insel ist ein politisches Konfliktgebiet.

Seit Jahrzehnten kämpfen auf Mindanao verschiedene ethnische, religiöse und politische bewaffnete Gruppen gegen die Regierungsarmee. Oftmals kämpfen sie auch gegeneinander. Die derzeit stärkste Gruppierung ist die Moro Islamische Befreiungsfront (MILF). Sie lehnt die Teilautonomie für die Region aus dem Jahr 1987 ab und fordert eine stärkere Selbstbestimmung für die muslimische Moro-Ethnie. Die MILF kontrolliert größere Gebiete und soll über etwa 12 000 Kämpfer verfügen. Friedensbemühungen mit der Regierung von Präsident Noynoy Aquino sind in den vergangenen Wochen nach einer Reihe von Zusammenstößen mit Regierungssoldaten weitgehend zum Stillstand gekommen.

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