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ünter Wallraff soll laut "Spiegel" früher mit McDonald's zusammengearbeitet haben.

© dpa

"Team Wallraff": Günter Wallraff arbeitete mit McDonald's zusammen

Günter Wallraff soll nach Angaben des "Spiegel" früher mit McDonald's zusammengearbeitet haben, dem größten Konkurrenten von Burger King. Die Enthüllungen des "Team Wallraff" bei RTL erweisen sich als ein Riesenerfolg.

Der Enthüllungsjournalist Günter Wallraff soll nach Angaben des "Spiegel" früher mit McDonald's zusammengearbeitet haben, dem größten Konkurrenten von Burger King. Wallraff habe sich für ein Schulungsvideo zur Verfügung gestellt, habe bei einer Mitarbeiterbefragung geholfen und sei bei Veranstaltungen des Konzerns und dessen PR-Firma aufgetreten, schreibt der "Spiegel". Hierfür seien Spenden an die Stiftung des Kölner Enthüllungsjournalisten geflossen. Insgesamt sollen 8000 Euro geflossen sein. Laut "Spiegel" sagte Günter Wallraff, seine Recherchen über Burger King hätten selbstverständlich nichts mit seiner Kooperation mit dem Konkurrenten McDonald's zu tun. Das Thema sei von einem Kollegen im Team vorgeschlagen worden. Er selbst sei eingestiegen, weil der Franchisepartner Yi-Ko Holding mit dem Anwalt Helmut Naujoks, den er für fragwürdig halte, gegen Betriebsräte vorgegangen sei.

Günter Wallraff gilt nicht erst seit seinen Enthüllungen in der RTL-Sendung "Team Wallraff - Reporter Undercover" als Kritiker der Fast-Food-Branche. Schon in der 80er Jahren hatte er sich bei den Recherchen für sein Buch "Ganz unten" als Türke Ali bei McDonald's eingeschlichen und die Zustände dort angeprangert. Mit dem 25-jährigen Jubiläum des Buches begründet McDonald's die Zusammenarbeit.

Burger King will nach Enthüllungen von Günter Wallraff durchgreifen

Die Fast-Food-Kette Burger King will nach dem Wirbel um das Partnerunternehmen Yi-Ko-Holding dort energisch durchgreifen.
„Die Yi-Ko-Holding wird künftig nach Tarif bezahlen. Das werden wir rasch umsetzen“, sagte Deutschland-Chef Andreas Bork der „Welt am Sonntag“. Das Unternehmen betreibt als größter Partner im sogenannten Franchise-System für Burger King 91 Filialen und beschäftigt rund 3000 Mitarbeiter. Zwei neue Mitglieder sollen in der Geschäftsführung über die Umsetzung wachen. „Wenn es da Missstände gibt, werden wir dafür sorgen, dass sie beseitigt werden“, sagte Bork.
Vergangene Woche hatte die RTL-Sendung „Team Wallraff - Reporter Undercover“ über Hygieneverstöße und schlechte Arbeitsbedingungen bei einem Burger-King-Lizenznehmer berichtet. Mehrere Filialen wurden daraufhin zeitweise geschlossen. Bork hatte danach bereits der „Bild“-Zeitung gesagt, dass der Imageverlust die Kette hart getroffen habe. „In vielen deutschen Filialen verzeichnen wir Umsatzeinbußen“, sagte der Manger und kündigte Maßnahmen an.

„Team Wallraff“: Riesen-Resonanz auf RTL-Undercover-Reportagen

Weder Günter Wallraff noch der TV-Sender RTL hatten mit der hohen Resonanz gerechnet. Enthüllungsautor Günter Wallraff hat diesmal im Team undercover gearbeitet, Themen und Mannschaft zusammen mit dem Privatsender RTL ausgewählt. Gleich zwei Premieren. Um gravierende Hygienemängel und schlechte Arbeitsbedingungen in bestimmten Burger-King-Filialen ging es im ersten TV-Bericht Ende April. Teilweise schockierende Missstände in Pflegeheimen zeigte die zweite Folge von „Team Wallraff - Reporter Undercover“ am 5. Mai. „Diese unglaublich starke Resonanz auf die Berichte habe ich nicht erwartet“, sagt der Kölner Autor der Nachrichtenagentur dpa in einer Zwischenbilanz.
Warum hat Wallraff erstmals auf einen Alleingang verzichtet? „Es gibt einfach Rollen, die mir aufgrund meines Alters nicht mehr vergönnt sind“, sagt der 71-Jährige. Sich mit falscher Identität in die unteren Ebenen der Arbeitswelt oder in Gruppen ohne Lobby einzuschleusen, um die erlittenen Verhältnisse später anzuprangern, ist seine typische Arbeitsweise seit Jahrzehnten.
Wallraff stellt klar, es gehe ihm nicht um die gesamte Kette Burger King, sondern um einen speziellen Besitzer von 90 Franchise-Läden.
„Dort war Arbeitsunrecht an der Tagesordnung.“ Und: „Mein Ziel ist es, hier Empörung auszulösen und die Willkür des Betreibers zu stoppen und auch die des Anwalts, der ebenfalls treibende Kraft ist und gegen unliebsame Arbeitskräfte wütet.“ Die Zentrale von Burger King (BK) habe sich nun von beiden getrennt. „Seit der Reportage haben sich über 1000 Menschen bei mir gemeldet mit Beschwerden und Verzweiflungsberichten.“ Denen wolle er Gehör verschaffen und von Fall zu Fall auch versuchen zu helfen.

Günter Wallraff: Die Macht liegt beim Verbraucher

Viel Macht liege beim Verbraucher: „Ohne den Boykott der Konsumenten wären die eingeleiteten Verbesserungen nicht möglich gewesen“, meint der Journalist. Einige Filialen seien menschenleer. Ähnlich wie vor rund 30 Jahren - damals berichtete Wallraff nach seinem Einsatz als vermeintlicher Hilfsarbeiter Ali bei McDonald's über dortige „Ekel-Zustände“ - zeige sich nun erneut auch bei BK: „Die hygienischen Mängel sind der große Aufreger. Das trifft die Leute in den Magen.“ Die BK-Zentrale hat einige Filialen vorübergehend geschlossen, Sonderinspektionen durchgeführt. Der Deutschland-Chef von BK, Andreas Bork, klagt in der „Bild“-Zeitung über Umsatzeinbußen. Laut NRW-Verbraucherschutzministerium haben sich die benannten Mängel durch zusätzliche amtliche Kontrollen in den beanstandeten Filialen allerdings bisher nicht bestätigt, wie eine Sprecherin sagt. Vorfälle, wie bei RTL geschildert, könnten aber grundsätzlich nicht ausgeschlossen werden. Mehr Transparenz sei geboten.

Der TV-Bericht über untragbare Bedingungen in einigen Pflegeheimen und über kriminelle Machenschaften einzelner ambulanter Pflegedienste hat ebenfalls Wellen geschlagen. Das betrügerische Vorgehen schwarzer Schafe in der Branche ist auch dem Berliner Politiker Stephan von Dassel ein Dorn im Auge: Die illegale Abzocke dieser ambulanten Anbieter - über raffiniert vorgetäuschte Hilfs- und Pflegebedürftigkeit - summiere sich auf Großbeträge, sagt der stellvertretende Bezirksbürgermeister von Berlin-Mitte (Grüne) auf Anfrage. Die öffentliche Hand - Sozial-, Pflege- und Krankenkassen - werde um geschätzte mindestens zwei Milliarden Euro geprellt.
Allein in Berlin liegen der Polizei 150 Anzeigen gegen Pflegedienste vor, schildert von Dassel, der auch im RTL-Report zu Wort gekommen war. Diese Verbrechensform sei angesichts mangelnder Transparenz und Kontrolle praktisch risikolos. Der Pflegedienst, den das Wallraff-Team in Berlin ins Visier genommen hatte, werde wohl die Zulassung verlieren. „Der Film hat schon etwas bewirkt.“ RTL freue sich über gute Zuschauerzahlen und gewaltiges Feedback, sagt Sprecherin Heike Speda. Positive Überraschung: Das große Interesse der Jüngeren am Thema Pflege. Rund 4,4 Millionen Menschen sahen zu, ein Marktanteil von 16,3 - und bei den 14- bis 59-Jährigen sogar von 19,6 Prozent. Die Auftaktsendung eine Woche zuvor über Burger King sahen 3,79 Millionen Zuschauer.
„Wir bekommen sehr viele Zuschriften, und in den sozialen Netzwerken ist eine Diskussion in Gang, die wir in diesem Ausmaß nicht erwartet hätten“, erzählt Speda. Der Sender werde dranbleiben. Mit der dritten Reportage, die an diesem Montag (12. Mai) die erste Staffel beendet, soll definitiv nicht Schluss sein. Speda: „Natürlich wird es eine Fortsetzung von «Team Wallraff« geben.“ Spannung ist vor der letzten Ausgabe an diesem Montag angesagt: Das Thema will RTL nicht vor der Ausstrahlung bekanntmachen. (dpa)

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