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Telefon-Hotlines: DSDS: Mit der falschen Nummer

Beim "DSDS“-Halbfinale wurden Telefon-Hotlines vertauscht – die Fans von Annemarie sind empört. RTL nennt das Ergebnis korrekt.

Köln - Geht bei der quotenträchtigen RTL-Fernseh-Gesangsshow „Deutschland sucht den Superstar (DSDS)“ womöglich nicht alles mit rechten Dingen zu? Diese Frage beschäftigt derzeit DSDS-Deutschland. Denn: Wie kann es passieren, dass Notar Dr. Jens Fleischhauer auf der Bühne dem Millionenpublikum ein ordnungsgemäßes Abstimmungsergebnis präsentiert – obwohl der Sender bei der telefonischen Kandidatenabstimmung für jeden Fernsehzuschauer klar erkennbar Fehler gemacht hat?

Damit ist auch nach dem Ausstieg von Dieter Bohlens Hass-Kandidatin – der vieldiskutierten 19-jährigen Annemarie Eilfeld aus Dessau – keine Ruhe bei Deutschlands derzeit erfolgreichstem Unterhaltungsformat eingekehrt. Rund sechs Millionen Zuschauer erreicht die Sendung derzeit, die Livesendungen und selbst die Generalproben in den RTL-Studios in Köln-Ossendorf sind stets ausgebucht.

Bei dem Streit geht es um die Kandidaten-Werbetrailer, die nach der Mottoshow ab 22 Uhr bis zum Beginn der Entscheidungsshow um 23 Uhr ausgestrahlt wurden. Da waren zwar die richtigen Endziffern für Sarah Kreuz (-01), für Annemarie Eilfeld (-02) und für Daniel Schuhmacher (-03) eingeblendet, doch der Sprecher sagte im Off immer die Null-Drei für Annemarie und die Null-Zwei für Daniel an.

In der „Bild“-Zeitung forderte deren Favoritin Annemarie jetzt: „Das Halbfinale muss wiederholt werden!“ Auch ihre Oma habe wie viele andere Fans mehrfach für den Konkurrenten Daniel Schuhmacher angerufen, weil sie die falsche Endziffer wählte, sagte Annemarie.

Auch während der Sendung hatte es auf der Bühne da mal kurz eine Unsicherheit gegeben. „Ich habe von vielen Fangruppen auch mit älteren Anhängern überall in Deutschland Anrufe bekommen, dass sie mehrfach die falsche Nummer gewählt haben“, sagte Annemaries Vater Mario Eilfeld dem Tagesspiegel. „In Dessau gibt es etwa den Heinz-Rühmann-Fanclub mit 90-jährigen Damen, die nicht mehr so gut sehen können und die sich auf die Ansagen verlassen.“ Dass er nun aber als Vater einer Volljährigen rechtliche Schritte gegen RTL prüfe, wie es die „Bild“ schrieb, treffe nicht zu. „Ich würde auch Annemarie total davon abraten, sich da jemals wieder auf diese Bühne zu stellen.“ Es sei menschenverachtend und erwachsenen Profis aus der Unterhaltungsbranche nicht angemessen, nach der Rauswahl einer Jugendlichen wilde Freudentänze vor den Kameras zu vollführen. Seine Tochter hätte eine fehlerhaft ermittelte Finalentscheidung auch dann grundsätzlich angefochten, wenn einer ihrer Mitkandidaten betroffen gewesen wäre. „Das ist einfach ihr Gerechtigkeitssinn“, sagt Mario Eilfeld.

Nach Auskunft von RTL haben die drei fehlerhaften Trailereinspielungen jedoch keinen Einfluss auf das Ergebnis gehabt. RTL-Sprecherin Anke Eickmeyer sagte dem Tagesspiegel, nach der Mottoshow – in der Annemarie in High Heels mit einem um den Hals gelegten 18-Kilo-Tigerpython den Song „Maneater“ von Nelly Furtado sang – habe Eilfeld trotz richtig angegebener Nummern mit 19,3 Prozent Zustimmung auf dem letzten Platz gelegen. „Der Erinnerungstrailer ist zwar abgesegnet worden, trotzdem ist der Fehler nicht bemerkt worden“, sagte Eickmeyer. Die RTL-Sprecherin machte folgende Rechnung auf: Selbst wenn Annemarie die für Daniel nach der Mottoshow und während der Erinnerungstrailer abgegebenen Stimmen zugeschlagen würden, es also zu einem Stimmentausch zwischen Annemarie und Daniel kommen würde, wäre die jetzt Ausgeschiedene immer noch auf den dritten und letzten Platz gelandet.

Tatsächlich habe sich Annemarie nach der Mottoshow nur noch von 19,30 auf 19,98 Prozent verbessern können, sagte Eickmeyer. „Wir bedauern den Fehler sehr. Er ändert aber nichts am Endergebnis. Annemarie ist und bleibt draußen.“

Auch der von RTL eingesetzte Notar habe erklärt, dass das Abstimmungsergebnis korrekt sei, die nach der Mottoshow abgegebenen Stimmen hätten das Endergebnis nicht mehr verändert. Die deutsche DSDS-Ausgabe ist übrigens weltweit die einzige Superstar-Show, in der ein Notar die Abstimmung überwacht.

Doch der Ärger in der Fangemeinde bleibt. „Der Notar ist für mich nach der Panne eine Farce“, sagt Mario Eilfeld. Annemarie-Fans, aber auch Anhänger des früher ausgeschiedenen Dominik Büchele kritisieren, dass man bei den Nummern oft nicht durchkäme, auch dies könne das Ergebnis verfälschen. Zudem habe es bei der Sendung vorm Finale an diesem Sonnabend anders als bei früheren Shows eine Diskrepanz zwischen dem Voting auf der RTL-Internetseite und jenem im Fernsehen gegeben. „Im Internet lag Annemarie vor der Sendung bei gut 35 Prozent und Sarah bei etwa 20 Prozent.“

Eilfeld sagt, er sei heilfroh, dass seine Tochter den Demütigungen der Moderatoren nun nicht mehr ausgesetzt sei. Wer wisse, wie Dieter Bohlen Annemarie nach „Everybody’s Arschloch“ und „Bitch“ noch tituliert hätte?

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