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Panorama: Tropensturm auf den Kanaren

18 „Boat People“ sind vor Gran Canaria ertrunken. Nach Stromausfällen kam es zu Plünderungen

Das schwere Tropenunwetter „Delta“, das mit nahezu Hurrikanstärke über die Kanarischen Inseln fegte, hat mindestens 19 Todesopfer gefordert. 18 afrikanische Flüchtlinge starben rund 400 Kilometer südlich der Urlaubsinseln, als ihr Holzboot im Sturm kenterte. 32 weitere „Boat People“, die auf dem Weg von Mauretanien Richtung Kanaren waren, konnten gerettet werden. Auf Fuerteventura starb ein Mann, der durch eine Windböe vom Dach geweht wurde. Mehrere Menschen wurden durch herumfliegende Gegenstände und umstürzende Palmen verletzt, darunter eine deutsche Urlauberin.

Auch am Dienstag war die Stromversorgung in Santa Cruz, der Inselhauptstadt Teneriffas, noch unterbrochen. Schon die Nacht mussten annähernd 200 000 Menschen, darunter auch viele Touristen, im Kerzenschein verbringen. Viele Menschen verbrachten die Nacht in Einkaufszentren, Sporthallen oder Flughäfen. Auf den dunklen Straßen herrschte Chaos: Hunderte Bäume lagen auf den Fahrbahnen, Mauern und Verkehrsschilder waren umgefallen. Plünderer zogen umher und zertrümmerten mit Baseballschlägern Schaufenster. Mindestens acht Gewalttäter wurden festgenommen.

Die Behörden Teneriffas, wo „Delta“ am schlimmsten wütete, baten die Bevölkerung, Häuser und Hotels nicht zu verlassen und die Autos stehen zu lassen. Hunderte Menschen hatten die Nacht zum Dienstag im Terminal des internationalen Flughafens von Teneriffa verbracht, nachdem ihre Flüge abgesagt worden waren und ein Verlassen des Airports nicht mehr möglich war. Im Hafen sanken ein Schlepper und mehrere Sportboote, berichtete der Rundfunk.

Vor allem die westlich gelegenen Inseln La Palma, El Hierro und La Gomera waren stundenlang von der Außenwelt abgeschnitten, die meisten Flug- und Schiffsverbindungen wurden eingestellt und die Häfen geschlossen.

Auf Gran Canaria vernichtete „Delta“ ein Naturdenkmal an der Küste, das als „Finger Gottes“ bisher viele Besucher anlockte. Der Wind mit Spitzengeschwindigkeiten bis zu 200 Kilometern pro Stunde ließ die berühmte Felsformation in Fingerform an der nördlichen Inselküste abbrechen.

Die Bauernverbände beklagten Schäden in Millionenhöhe. Auf vielen Inseln seien Bananenplantagen verwüstet worden. Die Bananen sind eines der wichtigsten Exportgüter der Kanaren.

Am Dienstag normalisierte sich der Flug- und Schiffsverkehr langsam wieder. Die Telefonverbindung zu den Inseln war aber weiter gestört. Das Unwetter zog über den Atlantik Richtung Marokko weiter. (mit dpa)

Ralph Schulze[Madrid]

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