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HOCHWASSER

© dpa

Überschwemmungen am Rhein: "Das Wasser steigt weiter"

Sintflutartige Regenfälle haben in Süddeutschland und der Schweiz für schwere Schäden und Überschwemmungen gesorgt. Der Schiffsverkehr wurde eingestellt und Krisenstäbe wurden gebildet. In Karlsruhe soll der Pegel auf 8,50 Meter steigen, hieß es bei der Hochwasser-Vorhersage-Zentrale.

Überschwemmungen im Süden Deutschlands haben die Schifffahrt auf dem Rhein lahmgelegt. Straßen und Bahnstrecken wurden überflutet, Campingplätze standen unter Wasser, unzählige Keller liefen voll. Bereits in der Nacht hatten die Behörden in mehreren Schweizer Kantonen Hochwasseralarm gegeben. Auch in Hamburg, Schleswig-Holstein, Nordrhein-Westfalen, Berlin, Sachsen und Thüringen strömte der Regen in gewaltigen Mengen vom Himmel. Blitze setzten Häuser in Brand. In den kommenden Tagen soll es nach Prognosen der Meteorologen in vielen Regionen weiter regnen.

Hochwasserexperten erwarteten für die Nacht einen Wasserstand von 7,50 Meter in Karlsruhe - und damit ein Verbot der Rheinschifffahrt zwischen Iffezheim und dem pfälzischen Germersheim. "Und das Wasser steigt weiter", hieß es bei der Hochwasser-Vorhersage-Zentrale (HVZ). Erst bei einer Höhe von 8,50 Metern werde am Freitagmittag der Scheitelpunkt erreicht. "So hoch stand der Rhein dort zuletzt vor acht Jahren", hieß es weiter. Örtlich wurden Krisenstäbe gebildet. Am Vormittag war die Rheinschifffahrt bereits im Raum Rheinfelden, in Basel sowie in einzelnen Abschnitten des Mittelrheins eingestellt worden. Auch die Franzosen stoppten den Schiffsverkehr.

Kein Gefahr für Köln

Am Freitag und Samstag soll die Hochwasserwelle auch nach Speyer und Mannheim schwappen. Rheinabwärts bei Köln werde die Welle dann aber kaum noch zu spüren sein, sagte eine Sprecherin der HVZ. Mit dem sogenannten Jahrhunderthochwasser von 1999 sei die Situation nicht zu vergleichen. "Damals hatten wir in Karlsruhe 8,84 Meter - also gute 30 Zentimeter mehr." Zudem sei damals auch sehr viel Wasser aus den Nebenflüssen gekommen. Dies sei diesmal nicht der Fall.

Vor allem in den Kreisen Waldshut-Tiengen und Lörrach hatte die Feuerwehr mit den Wassermassen zu kämpfen. In Waldshut-Tiengen und Küssaberg wurden zwei Campingplätze vollständig geräumt. Die Urlauber mussten in Notunterkünfte ausweichen. Sorgen bereitete den Einsatzleitern auch das Treibholz. Der Rheinpegelstand erreichte seinen höchsten Wert mit 10,81 Metern am Pegel Hauenstein gegen Mittag. "Die Situation ist weiter ernst zu nehmen, wir gehen jedoch davon aus, dass der Rheinpegel nicht weiter steigt", sagte ein Mitarbeiter des Landratsamts.

Überflutungen gab es auch an anderen Stellen am Hochrhein. Im Kreis Lörrach standen in der Nacht zum Donnerstag mehrere Straßen unter Wasser, einige Keller liefen voll und mehrere Bäume stürzten um. Nach Angaben des Kreisbrandmeisters waren rund 250 Feuerwehrleute im Einsatz. So ein heftiges Hochwasser gebe es statistisch betrachtet nur etwa alle 50 Jahre, sagte ein Sprecher des Landratsamtes in Waldshut-Tiengen.

Erdrutschgefahr in der Schweiz

In der Schweiz mussten am Donnerstag dutzende Straßen und Bahnstrecken wegen Überschwemmungen und Erdrutschen gesperrt werden. In Zürich fiel mit 97 Millimetern binnen 24 Stunden so viel Regen wie seit 100 Jahren nicht mehr. Besonders von den Unwettern betroffen waren die Zentralschweiz, das Mittelland und der Kanton Jura. In Jura gingen mehr als 400 Notrufe ein. Überschwemmungen ähnlichen Ausmaßes hatte es im Kanton Jura zuletzt im Juni 1973 gegeben.

Bei Aufräumarbeiten kam es zu mehreren Unfällen, mindestens acht Menschen wurden verletzt. Einheiten der Armee unterstützten die Feuerwehren. Die Kantonalen Gebäudeversicherungen rechneten mit Schäden in dreistelliger Millionenhöhe. Am Nachmittag entspannte sich die Lage wieder. Auch in Basel stabilisierte sich die Lage im Tagesverlauf. Das Wasser trat nicht über das mit Sandsäcken gesicherte Rheinufer.

Autobahndreieck wird zur Seenlandschaft

In Oberfranken regnete es am Donnerstagnachmittag wieder stark. Keller liefen voll, die Wassermassen drückten Kanaldeckel hoch. In Hof schlug ein Blitz neben einer Frau ein. Sie musste mit Herzproblemen ins Krankenhaus gebracht werden.

Zuvor hatte heftiger Regen bereits die Feuerwehr im nordrhein-westfälischen Münster in Atem gehalten. Im Raum Chemnitz hatten heftige Gewitter schon in der Nacht große Schäden angerichtet. Nach Blitzeinschlägen brannten der Dachstuhl eines Doppelhauses und eine Scheune. Die A 7 beim Hamburger Autobahndreieck Nordwest hatte sich am Mittwochabend in eine Seenlandschaft verwandelt: Auf 400 Metern war die Fahrbahn 20 Zentimeter hoch überflutet. (mit dpa)

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