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Überschwemmungen: Hilfsorganisationen kritisieren indonesische Behörden

Für die verheerenden Flutschäden in der indonesischen Hauptstadt Jakarta sind Hilfsorganisationen zufolge die dortigen Behörden verantwortlich. Fehler beim Katastrophenmanagement und Korruption seien die Ursachen, erklärte das Bündnis "Entwicklung hilft".

Aachen/Jakarta - Nach Berichten lokaler Partnerorganisationen seien beispielsweise Sieltore so geöffnet worden, dass die wohlhabenden Vororte besser geschützt seien als die Armenviertel. Demnach unternahm die Stadtverwaltung keinerlei Anstrengungen, diese Viertel "zu warnen, geschweige denn zu evakuieren. Dort sind tausende Hütten weggeschwemmt oder ruiniert worden, die Zahl der Todesopfer ist noch unbekannt", erklärte Misereor-Sprecher Henry Schuermann.

Klage gegen Gouverneur von Jakarta möglich

Jahrelang sei versäumt worden, die Anfälligkeit der ärmeren Randbezirke für Katastrophen zu verringern, erklärte Sprecherin Ulrike Felsenstein vom Bündnis "Entwicklung hilft", zu dem sich nach der Tsunami-Katastrophe im Januar 2005 Brot für die Welt, Deutsche Welthungerhilfe, medico international, Misereor und terre des hommes zusammengeschlossen haben. Schon "an normalen Tagen" müssten die Menschen dort auf Brettern über die offenen Abwassergräben balancieren, um in ihre Häuser zu gelangen. "Ein solches Gebiet kann größeren Wassermassen nicht standhalten", erklärte Felsenstein. Investitionen in die ärmeren Stadtviertel seien von den indonesischen Behörden zugunsten der repräsentativen Innenstadt vernachlässigt worden. Laut "Entwicklung hilft" bereiten indonesische Nichtregierungsorganisationen eine Klage gegen den Gouverneur von Jakarta vor.

Schuermann nannte außerdem ein hohes Maß an Korruption und die mangelnde Durchsetzung von Regeln für die Landnutzung als Ursache für das Ausmaß der Katastrophe. Immer mehr Waldflächen würden gerodet, Freiflächen besiedelt oder zubetoniert. "Dadurch staut sich das Regenwasser in den Flüssen", erklärte Schuermann. Immer wieder erteilten die Behörden Baugenehmigungen für Gebäudekomplexe in ökologisch fragilen Gebieten.

Die Armen wurden nicht geschützt

Aus eigener Anschauung bestätigte der Geschäftsführer von Care Deutschland, Wolfgang Jamann, am Donnerstag in Jakarta Versäumnisse der Behörden: "Man hat sicherlich viel zu wenig Wert darauf gelegt, gerade die ärmste Bevölkerungsgruppe zu schützen", sagte Jamann. Ob Korruption oder individuelle Interessen dahinter stünden, könne er allerdings nicht beurteilen. "Es fehlt eine Sensibilisierung", sagte Jamann. Es gäbe in der Umgebung von Jakarta "kaum noch Wälder, die das Wasser hätten aufnehmen können". Auch im Hinblick auf den Klimawandel müsse ein Umdenken stattfinden, weg vom Abholzen und hin zu erneuerbaren Energien. Aber auch auf der Ebene der Stadtplanung müsse angesetzt werden.

"Es hat heute Morgen wieder sehr stark geregnet, der Wasserspiegel geht wieder hoch", sagte Jamann. "Es ist schwer einzuschätzen, wie lange das noch dauert." Bei den Überschwemmungen in Jakarta und Umgebung sind seit Anfang des Monats nach offiziellen Angaben 50 Menschen ums Leben gekommen, etwa 350.000 wurden obdachlos. (tso/AFP)

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