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Grubenunglück

© dpa

Ukraine: Bis zu 100 Bergleute bei Grubenunglück getötet

In der Ukraine zeichnet sich die schimmste Grubenexplosion seit Jahrzehnten ab: Im Osten des Landes rechnen Experten mit bis zu 100 toten Bergleuten unter Tage.

Bei dem wahrscheinlich schwersten Grubenunglück in der Geschichte der Ukraine sind nach Angaben von Rettungskräften bis zu 100 Bergleute ums Leben gekommen. Helfer bargen bis heute Nachmittag die Leichen von 77 Arbeitern aus einer Tiefe von fast 1100 Metern in der ostukrainischen Bergbaustadt Donezk, wie ukrainische Medien berichteten. Für die 23 noch vermissten Bergleute bestand nach Einschätzung von Experten keine Überlebenschance mehr. Angehörige beklagten, von den Behörden nicht über den Stand der Rettungsarbeiten in der Schachtanlage Sassjadko informiert zu werden.

Die hohe Gefahr weiterer Explosionen erschwert die Rettungsarbeiten

Ein neues Feuer zwang die Einsatzkräfte zum Rückzug aus dem Stollen. "Die Temperatur steigt in der Schachtanlage", teilte Vizeregierungschef Andrej Kljujew in Donezk mit. Experten warnten vor der Gefahr weiterer Explosionen. "Unter diesen Bedingungen kann niemand unter Tage überleben", sagte der Chef der unabhängigen Bergarbeitergewerkschaft, Michail Wolynez, der Agentur Unian. Beim bislang schwersten Grubenunglück kamen im benachbarten Gebiet Lugansk vor acht Jahren 80 Bergleute ums Leben.

Bundeskanzlerin Angela Merkel sprach den Angehörigen der Opfer ihr Beileid aus. Sie habe mit Bestürzung von dem Unfall erfahren, so Merkel in einem Kondolenzschreiben an den ukrainischen Präsidenten Viktor Juschtschenko. Auch Russlands Präsident Wladimir Putin äußerte sein Mitgefühl mit den Hinterbliebenen.

Ein Funke entzündete ein hochexplosives Gas

Nach ersten Erkenntnissen soll bei Bohrungen zur Vorbereitung von Sprengungen am frühen Sonntagmorgen ein Funke das hochexplosive Grubengas in mehr als 1000 Metern Tiefe entzündet haben. Zum Zeitpunkt des Unglücks hielten sich 457 Bergleute unter Tage auf. Mehr als 350 Arbeiter wurden nach Angaben des Zivilschutzes gerettet, etliche erlitten schwere Verletzungen.

Heute begann eine dreitägige Trauer im Kohlerevier der Ukraine. Präsident Juschtschenko traf am Nachmittag auf dem Gelände des Bergwerks ein. Er kritisierte seinen politischen Widersacher, Regierungschef Viktor Janukowitsch, für die nach wie vor lebensgefährlichen Arbeitsbedingungen im ukrainischen Kohlebergbau.

Das Bergwerk Sassjadko zählt zu den größten und wegen der hohen Grubengaskonzentration unter Tage auch zu den gefährlichsten Anlagen in der Ukraine. Erst im September waren in dem Bergwerk 13 Arbeiter bei einem Unfall ums Leben gekommen. Branchenkenner sprechen von katastrophalen Bedingungen im ukrainischen Bergbau. Die meisten Anlagen sind veraltet. Sicherheitsvorkehrungen würden ignoriert, um die Produktion nicht zu bremsen. (mit dpa)

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