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NYPD

© AFP

USA: New Yorker Cops beim Prügeln gefilmt

Polizisten als Gewalttäter - jedoch nicht in den Augen der Gesetzeshüter: Auf Überwachungsvideos in New York sind mehrfach Cops zu sehen, die auf mutmaßliche Verbrecher einschlagen. Dies kratzt zwar mächtig am Image des Polizei-Departments, nicht aber am Rechtsbewusstsein der Beamten.

Ein New Yorker wird auf der Straße niedergeknüppelt, ein anderer gewaltsam vom Fahrrad gestoßen. Diese und ähnliche Gewalttaten aus den Straßen der Millionenstadt sind auf Videos genauestens dokumentiert. Bedenklich daran ist, dass die Gewalttäter Polizisten sind. Das berühmte Polizei-Department von New York (NYPD), das die Bürger zum Anfertigen von Videoaufnahmen von Gewalttätern ermuntert, bekommt auf diese Weise ein Image-Problem. Allein das Video mit dem Radfahrer, der am Times Square von einem "Cop" malträtiert wird, wurde bei YouTube 1,2 Millionen Mal aufgerufen.

Das Polizei-Department NYPD erklärt, es unterstütze das Werk der Amateurfilmer. Kommissar Ray Kelly kündigte gar an, bald könnten Videos zur Dokumentation von Gewalttaten direkt an den Notruf 911 geschickt werden. Doch rufen einige der bislang publik gewordenen Aufnahmen heftige Kritik an der Arbeit der Polizei hervor. Auf einem Video ist dokumentiert, wie ein Polizist mit einem Knüppel auf einen Mann einschlägt, der noch dazu von einem Kollegen des Polizisten auf den Boden niedergedrückt wird. Die Knüppelschläge übertönen die Schreie des Mannes.

Polizeigewerkschaft: "Notwendige Gewalt"

Für Albert O'Leary, Sprecher der größten New Yorker Polizeigewerkschaft, haben sich die beiden Polizisten richtig verhalten. Sie hätten "einen hohen Grad dessen, was wir 'notwendige Gewalt' nennen", angewendet, erläutert O'Leary. Dazu zähle er auch die Schläge gegen den am Boden liegenden Mann. "Der Polizist hat den Knüppel so verwendet, wie es ihm beigebracht wurde", sagte O'Leary. "Das sieht zwar nicht schön aus, ist aber legal." Obwohl O'Leary die Aufklärung mit Hilfe von Amateurvideos grundsätzlich begrüßt, warnt er davor, dass diese auch eine "Quelle von Betrug und Täuschung" sein könnten, wenn sie gegen Polizisten verwendet würden.

In einem anderen Fall gab der 28-jährige Walter Harvin an, von der Polizei blutig geschlagen und in einem Hauseingang gefesselt worden zu sein. Eine Überwachungskamera hatte die Szene aufgenommen. In den Lokalzeitungen sorgte der Fall für Furore. Die Polizei sagte die Auswertung des Videos zu. In mehreren Fällen zeigten die Videos immerhin soviel Wirkung, dass die gefilmten Polizisten aus dem Streifendienst genommen wurden und vorerst mit Büroarbeiten beschäftigt werden.

Vorwurf: NYPD eine der brutalsten Polizeieinheiten des Landes

"Die Videos zeigen nur einen Ausschnitt der ganzen Geschichte", gibt Phil Weitzman von der Beschwerdestelle der Polizei zu bedenken. Bislang wurde jedenfalls auch wegen der eklatantesten Videos keine Strafverfolgung gegen die beteiligten Polizisten eingeleitet. Die Bürgerrechtlerin Donna Lieberman von der New York Civil Liberties Union bezeichnet das NYPD als "eine der aggressivsten Polizeieinheiten des Landes". Die Amateurvideos brächten endlich versteckte Gewalt ans Licht, sagt Lieberman.

Die einst berüchtigte Kriminalitätsrate New Yorks ist - auch mit Hilfe der NYPD-Einsätze - in den letzten Jahren spürbar gesunken. Im Gegenzug stieg die Zahl der Beschwerden gegen die Polizei an: 7669 Bürger beanstandeten 2006 das Verhalten der Polizei, 2001 waren es noch 4251 gewesen. Hinter den nüchternen Zahlen verbergen sich auch schwere Spannungen zwischen den zumeist weißen Polizisten und den überwiegend schwarzen Bewohnern von Stadtteile wie Harlem - ein Nährboden für künftige Klagen über Amtsmissbrauch und krude Polizeigewalt.

Sebastian Smith[AFP]

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