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Die Koalition erwägt Wegfahrsperren für Alkoholsünder.

© dpa

Verkehrssicherheit: Puste muss man haben

Die Systeme tragen Namen wie "Alcolock" oder "Alcoguard": Union und FDP wollen feste Alkoholsperren im Auto prüfen lassen.

Bergisch Gladbach/Köln - Es ist eine neue Erfindung: Der Motor springt nur an, wenn der Atemalkoholgehalt des Fahrers stimmt. Menschen, die wiederholt wegen Trunkenheit am Steuer aufgefallen sind oder vorbeugen wollen, können sich einen sogenannten Alcolock in ihr Auto einbauen lassen. Plumpst der Fahrer nach einem Gelage in den Sitz, kann er es sich zwar bequem machen, doch den Wagen bekommt er dann nicht an. Nun kommen auch aus der Politik in Deutschland Rufe nach der Einführung der Kontrollgeräte.

Die Koalitionsfraktionen von Union und FDP haben nach einem Bericht der „Saarbrücker Zeitung“ in einem gemeinsamen Antrag Verkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) aufgefordert, den Einsatz der Alcolocks zu prüfen. Alkoholsünder sollen die Geräte demnach freiwillig einbauen lassen – und dafür den Führerschein früher wiederbekommen.

Vorreiter bei den sensorischen Zündsperren ist Schweden. In dem skandinavischen Land darf ein Arbeitgeber im Arbeitsvertrag von Mitarbeitern die Nutzung eines Alcolocks verlangen. „Dafür gibt es eine rechtliche Grundlage“, sagt Volvo-Deutschland-Sprecher Olaf Meidt. Der Staat an sich verlange die Nutzung von seinen Bürgern aber nicht. Volvo machte mit seinem entsprechenden Gerät, dem Alcoguard, früh auf sich aufmerksam. In Deutschland ist der rechtliche Rahmen noch nicht abgesteckt. „Es gibt noch einige Hürden zu nehmen“, sagt Simone Klipp von der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt). Die Wissenschaftlerin hat anhand von US-Studien die langfristige Wirkung der Alcolocks erforscht. Ihr Befund: „Die Studien haben gezeigt, dass man mit den Geräten gefährliche Alkoholfahrten wirksam unterbinden kann“, sagt Klipp und macht sich für eine verpflichtende Einführung in Deutschland stark. „Natürlich werden die Geräte nicht flächendeckend zur Pflicht werden, das ist auch gar nicht mit dem Grundgesetz vereinbar“, schränkt sie ein. Aber sie seien eine sinnvolle Ergänzung zu bereits vorhandenen Maßnahmen wie dem Führerscheinentzug oder der Fahreignungsprüfung.

Wer derweil auf freiwillige Selbstkontrolle setzt, kann auch in Deutschland beherzt nachrüsten. Als einziger Autobauer bietet zwar nur Volvo für rund 1000 Euro werkseitig einen Promilletester. Doch Besitzer von Fahrzeugen anderer Marken können auf Drittanbieter wie Dräger oder ACS zurückgreifen. Deren Produkte sind allerdings noch teurer: 1500 bis 2000 Euro werden verlangt. So richtig kommt zumindest Volvos Alcoguard aber nicht an. „Die Nachfrage in Deutschland ist sehr gering“, sagt Volvo-Sprecher Meidt über das firmeneigene Gerät. Seit der Einführung in Deutschland vor einem Jahr hätten sich nur sehr wenige Kunden dafür entschieden.

Indes ist die Akzeptanz für Alcolocks sehr hoch. Nach einer Umfrage des Technik-Branchenverbands Bitkom ist jeder Zweite für einen grundsätzlichen Alkoholtest. Nur vier Prozent lehnten einen Promille-Check vor jeder Fahrt ab. „Bei jedem fünften Verkehrsunfall mit Personenschaden ist Alkohol im Spiel“, sagt Bitkom-Präsident August-Wilhelm Scheer. Die Zustimmung in der Bevölkerung für standardmäßige Alkoholtests freue ihn daher. Weniger Freude dürfte dagegen bei denen aufkommen, die sich einen Vorteil bei der Kfz-Versicherung versprechen. Die Durchschnittsprämien in der Kraftfahrzeugversicherung liegen auf dem Niveau der 1980er Jahre, sagt Christian Lübke vom Gesamtverband der Versicherer. Die Chancen für private Nachrüster auf Rabatte stuft er daher als gering ein.

Die Geräte selbst arbeiten nicht immer fehlerfrei. Die Alcolocks seien zwar gut gegen verschiedene Manipulationsversuche geschützt, versichern die Hersteller. Aber es kam schon vereinzelt zu Fehlalarmen. Das Gerät versagt dann die Fahrt, obwohl man keinen Alkohol getrunken hat. dpa

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