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Panorama: Vierjähriger stirbt nach Arztfehler Überdosis an

Narkose-Mittel

Hamburg - Der nach einem folgenschweren Behandlungsfehler ins Koma gefallene vierjährige Hamburger Junge ist am Freitag gestorben. Das Kind sei noch während einer Reihe weiterer Untersuchungen im Katholischen Kinderkrankenhaus Wilhelmstift einem Herz- und Kreislaufversagen erlegen, teilte der Chefarzt der Intensivstation Axel Hennenberger mit. Angesichts des hoffnungslosen Zustandes habe der Vater die Wiederbelebungsversuche der Ärzte abbrechen lassen. Das Wilhelmstift im Stadtteil Rahlstedt, die Geschäftsführung und alle Mitarbeiter bedauerten den Tod des Kindes zutiefst.

Nach Angaben des Chefarztes war der Junge am Donnerstag noch im Kreis seiner Familie getauft worden. Während sein Zustand bis dahin unter Einsatz von künstlicher Beatmung und Kreislauf unterstützenden Mitteln stabil gewesen sei, habe er sich plötzlich zusehends verschlechtert. Eine am Freitag durchgeführte Kontrollmessung der Hirnströme habe dann eine „absolute Nulllinie“ bestätigt. In einer weiteren Untersuchung sei zudem keine Reaktion des Gehirns feststellbar gewesen. Während eines Atemtests habe sich die Herzfrequenz verlangsamt, bis schließlich der Herzstillstand eingetreten sei.

Wiederbelebungsversuche der Ärzte habe der Vater nach wenigen Minuten abbrechen lassen, da er „die Sinnlosigkeit eingesehen“ habe, sagte Hennenberger. Der Vierjährige war am Montag wegen einer Vorhautverengung operiert worden. Der Eingriff verlief zunächst ohne Komplikationen. Während der Aufwachphase entwickelte der Junge jedoch erhöhtes Fieber und Schüttelfrost und wurde daraufhin offenbar mit einer überdosierten Infusion Glukose versorgt. Die behandelnde 48-jährige Narkoseärztin verabreichte dem Jungen statt der üblichen 5-prozentigen Glukose-Lösung eine 40-prozentige Lösung in großer Menge. Die Folgen waren eine ausgeprägte Schwellung im Stammhirn mit irreparablen Schäden und der daraus resultierende Hirntod.

Nach Angaben des Wilhelmstifts wird die Beurlaubung der Narkoseärztin bis zum Abschluss der staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen aufrechterhalten und eine vollständige Aufklärung der Geschehnisse angestrebt. Sowohl die Eltern des Kindes als auch die Anästhesistin werden den Angaben zufolge psychologisch betreut. Die Leiche des Jungen sollte noch am Freitag zur Obduktion in die Hamburger Gerichtsmedizin überführt werden.

Der Geschäftsführer des Katholischen Krankenhauses, Pastor Berthold Bonekamp-Kerkhoff, sagte, die Eltern hätten bis zum Schluss gehofft und seien „maximal geschockt“. Der Geistliche kündigte für kommende Woche einen Gottesdienst im Wilhelmstift an. In naher Zukunft werde es außerdem ein Kinderfest am Krankenhaus geben, dessen Einnahmen den Angehörigen des Vierjährigen zugute kommen sollen. Die Familie des Jungen wolle Hamburg für eine Weile verlassen, um zur Ruhe zu kommen, sagte Bonekamp-Kerkhoff. ddp

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