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Panorama: Von wegen heile Welt

In Dänemark sorgt ein Enthüllungsbuch über das Königshaus für Aufregung

Sie gilt als bestens informiert. Keine andere, so heißt es über die dänische Hofreporterin Trine Villeman, wisse mehr über die „Seifenoper Schloss Amalienburg“. Jetzt hat die Journalistin ein skandalöses Insiderbuch über das dänische Königshaus veröffentlicht. Villeman räumt darin gründlich auf mit zahlreichen königlichen Mythen und geht mit den Protagonisten von Dänemarks Monarchie hart ins Gericht.

„1015 Kopenhagen K“ lautet der Titel in Anlehnung an die gleichlautende Postleitzahl der königlichen Residenz. Villeman kommt in ihrem Enthüllungsbuch zu dem Schluss, dass Dänemarks Königshaus „von innen zu zerfallen“ droht – und findet dafür zahlreiche Belege. Das liege nicht an der albtraumhaften Ehe, die Frederik und Mary führten, sondern an der kettenrauchenden Königin Margarethe. Wer sie persönliche kenne, verstünde, dass sie beruflich völlig ausgebrannt ist und sich deshalb nahezu ausschließlich in ihre Malereiprojekte flüchte. „Die dänische Monarchie braucht ein neue Führungspersönlichkeit“, schreibt Villeman. Das Problem werde auch keinesfalls durch die Übernahme der Amtsgeschäfte durch Kronprinz Frederik gelöst.

Ganz im Gegenteil. Kronprinz Frederik will gar nicht König werden, schreibt und belegt die Hofreporterin eindrucksvoll, wenn auch etwas übertrieben. „Ich will nicht König werden“, soll der kleine Prinz einmal als Bub gesagt haben, als Kindermädchen Else Pedersen ihn weinend in seinem Versteck auf dem Dachboden des königlichen Schlosses gefunden hatte. Das sei an und für sich nicht tragisch. Tragisch sei aber, dass der Kronprinz diese Einstellung bis heute beibehalten habe, so die Hofreporterin. Frederik sei unmotiviert und viel zu faul. Er denke nur daran mit seinen Freunden Spaß zu haben, Segeln und Skifahren zu gehen und Vater für die Kinder zu spielen. Das reiche ihm schon als Lebensinhalt. „Er braucht bessere Ratgeber, Training im Umgang mit den Medien und eine psychologische Behandlung“, empfiehlt Villeman. Denn Königin Margarethe sei eine kaltherzige lieblose Mutter gewesen. „Haben wir ein einiges Mal erlebt dass sie den kleinen Frederik auf den Schoss genommen hat?“ fragt sie.

Der große Star am dänischen Hofe sei ausgerechnet der zu unrecht gescholtene jüngere Prinz Joachim, so Villeman. Als „Prinz der Nacht“ war er lange Zeit verschrien. Ein Mann, der im Rausch durch die Nachtklubs zieht, Familie und Beruf im Stich lässt und unzähligeFrauengeschichten hat. Dieses Bild zeichnete jedenfalls die dänische Boulevardpresse jahrelang von ihm, vor allem seit der Scheidung von seiner populären Exfrau Alexandra. Alles völlig falsch, meint nun Villeman. Die Exfrau sei die Böse gewesen, nicht der Prinz. „Joachim versuchte alles, um die Scheidung zu verhindern. Er ist der königlichste und pflichtbewussteste in der ganzen Familie. Aber Alexandra glückte es am Ende, die Scheidung durch einen Trick durchzusetzen.“. Villeman behauptet, der wahre Grund für die Scheidung würde ein völlig anderes Licht Joachim werfen. Aber aus Rücksicht vor den Kindern könne sie diesen nicht offenbaren. „Joachim ist die Begabung des Hofes.“ Auch seine Ex-Frau Alexandra sei sehr klug und habe dem Hofe mehr eingebracht, als Kronprinzessin Mary jemals schaffen könnte, so Villeman. Die Anhänger des dänischen Königshauses sind entsetzt. „Nach diesem Unbuch, was bleibt dann noch übrig von unserer königlichen Familie?“, fragen sie sich. Einige glauben sogar, dass Villeman mit Prinz Joachim ein Komplott ausgeheckt hat, um dessen Chancen auf den Thron zu erhöhen.

André Anwar[Stockholm]

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