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Vom 15. bis 19. Januar wird Papst Franziskus auf den Philippinen zu Gast sein.

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Vor dem Papstbesuch auf den Philippinen: Mehr Aufklärung, weniger Abtreibungen?

Auf den Philippinen werden immer mehr Mädchen schwanger. Viele entschließen sich, abzutreiben. Die Eingriffe sind in dem katholisch geprägten Land verboten - und gefährlich. Vom 15. bis 19. Januar wird Papst Franziskus auf dem Inselstaat zu Gast sein.

Die Augen von Edna Rabanito füllen sich mit Tränen, als sie sich daran erinnert, welche Namen sie ihrem ersten Kind geben wollte. Doch die damals 15-jährige Philippinerin brach die Schwangerschaft ab. „Ich frage mich noch immer, ob es ein Junge oder ein Mädchen geworden wäre“, sagt die zierliche 20-Jährige und blinzelt die Tränen weg. Wann immer sie könne, bete sie für ihr ungeborenes Kind und zünde eine Kerze an, erzählt sie.

„Ich war noch nicht bereit dafür“, erklärt Rabanito ihre Entscheidung. „Deswegen entschloss ich mich, abzutreiben.“ Mittlerweile sind Rabanito und ihr Freund Eltern zweier Kinder. Die Familie teilt sich mit weiteren Verwandten ein kleines Zimmer in einem heruntergekommenen Haus in einem Slumviertel von Manila. Rabanito arbeitet in einem katholischen Schulungszentrum und näht Stofftiere, ihr 26 Jahre alter Freund, von dem sie auch das erste Mal schwanger war, hilft gelegentlich auf dem Bau aus.

Etwa 80 Prozent der Einwohner sind Katholiken

Abtreibung ist auf den Philippinen verboten. Etwa 80 Prozent der Einwohner sind Katholiken, am Donnerstag (15. Januar) erwarten Millionen den Besuch von Papst Franziskus. Die Kirche verurteilt Schwangerschaftsabbrüche sogar dann, wenn das Leben der Mutter gefährdet ist.

Trotz des Verbots würden in dem Land jährlich etwa eine halbe Million Abtreibungen vorgenommen, sagen Gesundheitsexperten. Die Eingriffe macht Studien zufolge oft ungeschultes Personal. Viele der Schwangeren können sich keinen Arzt leisten. Einige treiben sogar öfter ab, auch nach dem ersten Schwangerschaftsdrittel. Unhygienische Bedingungen erhöhen das Risiko von Infektionen und anderen Komplikationen.

Percival Cendana, ein Sprecher der nationalen Jugendkommission, sagt, die Zahl ungewollter Teenager-Schwangerschaften sei in den vergangenen Jahren stark gestiegen - und das, obwohl die Kirche den jungen Philippinern predige, auf vorehelichen Sex zu verzichten. So habe sich die Zahl der Mütter unter 19 seit dem Jahr 2010 fast verdoppelt.

Mangelhafte Aufklärung und Unterstützung der Jugendlichen

„Beunruhigend ist vor allem, dass die Zahlen bei uns in die Höhe schießen, während sie in anderen Ländern der Region sinken“, sagt er. Schuld ist Cendana zufolge mangelhafte Aufklärung und Unterstützung der Jugendlichen. Er hofft, ein 2012 verabschiedetes Gesetz zur Familienplanung werde helfen, die jungen Frauen zu schützen.

Die Verordnung, die bei der katholischen Kirche auf starken Widerstand gestoßen war, sieht kostenlose Verhütungsmittel für mittellose Frauen vor. Zudem soll Sexualkundeunterricht an den Schulen zur Pflicht werden. Tausende Mädchen würden so lernen, wie sie eine Schwangerschaft vermeiden können, sagt Gesundheitsministerin Janette Garin. „Wir können nicht länger einfach nur sagen, dass sie keinen Sex haben sollen. Wir müssen ihnen die richtigen Mittel und Informationen geben.“ Die Ministerin warnt, dass Teenager-Schwangerschaften ein erhöhtes Risiko gesundheitlicher Komplikationen bergen. Auch nach der Geburt werde die Situation für die jungen Mütter nicht einfacher. Viele müssten die Schule abbrechen, um für ihre Kinder zu sorgen. Deshalb hätten sie oft nur begrenzte Zukunftsausschichten, sagt Garin.

„Ich musste die Schule abbrechen und jetzt weiß ich nicht, ob ich je wieder lernen kann“, sagt Rica Butlig. Auch sie dachte über eine Abtreibung nach, als sie mit 16 schwanger wurde. Doch sie entschied sich, ihre inzwischen drei Monate alte Tochter zur Welt zu bringen, nachdem ihre Eltern ihr versprochen hatten, sie zu unterstützen. „Sonst hätte ich eine noch größere Sünde begangen“, sagt Butlig.

Rabanito fällt es noch immer schwer, die Abtreibung mit ihrem Gewissen zu vereinbaren. Wenn Papst Franziskus in ihrer Heimat zu Gast sein wird, will sie die öffentliche Messe des Pontifex am 18. Januar im Rizal Park in Manila besuchen. „Ich werde meine Kinder mitnehmen“, sagt sie. „Ich werde mich dafür entschuldigen, was ich getan habe und hoffentlich Frieden finden.“

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