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Weltjugendtag: Glaubensfest der Superlative

Mit einer Million Pilgern hat Papst Benedikt XVI. zum Abschluss des Weltjugendtages in Köln den größten Gottesdienst in der deutschen Geschichte gefeiert.

Köln (21.08.2005, 18:11 Uhr) - Dabei beschwor er die Rolle des Glaubens als Orientierung für den Menschen und lobte den Einsatz der Jugend für eine gerechtere Welt. «Ich weiß, dass ihr als junge Menschen das Große wollt, dass ihr euch einsetzen wollt für eine bessere Welt.» Zugleich appellierte er an die Jugendlichen, den christlichen Glauben zur Richtschnur ihres Handelns zu machen. Freiheit bedeute nicht, «sich auszuleben und für autonom zu halten», mahnte der Papst auf dem Marienfeld bei Köln.

Die Jugendlichen aus fast 200 Ländern verfolgten am Sonntag die Predigt mit großer Konzentration, während der Rede gab es aber eher verhaltenen Beifall. Großer Jubel, wie er bei Auftritten Johannes Paul II. üblich war, blieb aus. «Bleibt Christus und der Kirche immer treu. Der Friede sei immer mit euch», rief der Papst den Menschenmassen zum Abschied vom Weltjugendtag zu, bei dem sich seit Dienstag rund 400 000 Jugendliche in Köln versammelt hatten. Weltweit wurde die Messe nach Angaben des Westdeutschen Rundfunks (WDR) von 35 Sendern übertragen und von etwa 250 Millionen Menschen im Fernsehen verfolgt.

Im positiven Licht des Weltjugendtags könne sich die Kirche in Deutschland zuversichtlich auch den schwierigsten Fragen und Herausforderungen stellen, sagte der Papst nach der Messe bei einem Treffen mit den deutschen Kardinälen und Bischöfen. Die «Welle der Begeisterung» müsse auch für die pastorale Arbeit unter der jungen Generation genutzt werden. Was in Köln an Kraft des Glaubens sichtbar sei, solle zur Erneuerung des christlichen Lebens in den Familien und Gemeinden genutzt werden, sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann.

Zwei Tage lang trugen die Pilger auf dem Marienfeld das Bild einer für Deutschland bisher beispiellosen internationalen religiösen Gemeinschaft in die ganze Welt. Die meisten Jugendlichen, die sich auf einer Fläche von rund 600 Fußballfeldern zusammendrängten, hatten trotz der Kühle die Nacht auf dem ehemaligen Braunkohleabbau verbracht. Sie begrüßten den Papst mit «Be-ne-detto»-Rufen. «Ich wäre gerne mit dem Papa-Auto durch das ganze Gelände gefahren, um jedem Einzelnen nahe zu sein», bedauerte er vor seiner Predigt. Zu Beginn der Messe machte der 78-Jährige einen angespannten Eindruck, hob bei wolkenverhangenem Himmerl aber immer wieder die Hände zum Segen.

In seiner stark theologisch gefärbten Predigt beklagte der Papst den Mangel an Religiosität in unserer Zeit. «Heute gibt es in großen Teilen der Welt eine merkwürdige Gottvergessenheit.» Dies sei Ursache, dass viele Menschen unter Unzufriedenheit litten. Christentum bedeute auch «der Sieg der Liebe über den Hass, der Sieg der Liebe über den Tod». Am Ende der Messe lud der Papst die jungen Katholiken unter dem Jubel der etwa 2000 Gläubigen aus Australien zum nächsten Weltjugendtag 2008 nach Sydney ein. Die Rückkehr Benedikts von seiner historischen ersten Auslandsreise nach Rom war für den Abend geplant.

Am Samstagabend hatte der Papst auf dem Marienfeld mit 800 000 Gläubigen eine stimmungsvolle Abendandacht (Vigil) gefeiert. Im Licht ungezählter Kerzen, die die Gläubigen in Händen hielten und die den «Papsthügel» erleuchteten, räumte er offen ein, dass man an der Kirche «sehr viel Kritik» üben könne. «Sie ist ein Netz mit guten und schlechten Fischen, ein Acker mit Weizen und Unkraut.»

Zuvor hatte er bei einem Treffen mit überwiegend islamisch- türkischen Organisationen den Terror scharf verurteilt. «Der Terrorismus, welcher Herkunft er auch sei, ist eine perverse und grausame Entscheidung, die das unantastbare Recht auf Leben mit Füßen tritt und die Fundamente jedes geordneten Zusammenlebens untergräbt.»

Fast eine Woche lang waren Köln und das Rheinland mit rund 425 000 singenden, tanzenden und in vielen Sprachen betenden jungen Pilgern aus 197 Nationen das fröhlich schlagende «Herz» eines jungen Welt- Katholizismus geworden. Bis zum Ende verlief der Weltjugendtag bei strengen Sicherheitsvorkehrungen für den Papst friedlich und ohne größere Zwischenfälle. «Nie war der Gast einer gefährlichen Situation ausgesetzt», sagte Kölns Polizeipräsident Klaus Steffenhagen. Auch die Abreise der Pilger zurück in alle Welt verlief - bei allerdings großen Wartezeiten beim Aufbruch vom Marienfeld - ohne größere Probleme. (tso)

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