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Panorama: Wenn Butler zu sehr dienen

Ausgerechnet Dianas treuer Helfer Paul Burrell bringt die Windsors in große Verlegenheit. Ohne es zu wollen

So ein guter Butler ist schwer zu fassen. Ein richtiger Tausendsassa und ein Chamäleon dazu. Im einen Moment steht er, die unsichtbare Diskretion, im Frack in der Bibliothek und serviert Gin Tonic vom silbernen Tablett. Im nächsten schon reist er mit seiner Prinzessin im grünen Polohemd durch Bosnien, als wäre er ein Sicherheitsbeamter. Eben hat er noch ein leichtes Abendessen zubereitet, schon schmuggelt er den Liebhaber im Kofferraum durch die Sicherheitskontrollen in den Kensington Palast. Am nächsten Morgen serviert er das Frühstück und bringt den Liebhaber wieder nach Hause.

„Es war ein 24-Stunden-Job", berichtet voller Stolz Paul Burrell, der Butler Prinzessin Dianas. Seine Enthüllungen im „Daily Mirror" haben den Diana-Biographen Stoff für Jahre geben. Alles müssen wir jetzt noch einmal aufrollen – Dianas komplizierte Beziehung zur Queen, der „liebsten Mama", zum Ex-Gatten Charles und seiner Camilla, zu ihren Söhnen und ihren Liebhabern.

Dianas Butler steht derzeit im Zentrum einer Krise des britischen Königshauses. Dabei lag diesem treuen Diener die langen Jahre über nichts ferner, als den Windsors zu schaden. Doch ausgerechnet er ist es jetzt, der die Königin in große Verlegenheit gebracht hat.

Wie fing alles an?

Jahrelang schwieg Burrell. So gehört es sich für einen „Felsen", wie Diana den treuen Diener offenbar nannte. Millionen bot man ihm für seine Memoiren. Aber er begnügte sich mit dem bescheidenen Ruhm eines Blumenladenbesitzers und schwieg weiter.

Doch nun hat der Butler ausgepackt und es war Rache. Paul Burrell verkaufte seine Geschichte für 300000 Pfund dem „Daily Mirror", damit er der Welt beweisen konnte, wie nahe er Diana stand. Das war er seiner Ehre schuldig. War sein guter Ruf doch nicht nur durch die Behauptung angegriffen worden, er habe über 300 Besitzstücke aus Dianas Nachlass unrechtmäßig an sich genommen. Im Diebstahlsprozess gegen Burrell, der wegen der Intervention der Queen sensationell zusammenbrach, hatten Aussagen von Dianas Spencer-Familie Zweifel gesät an dem besonderen Verhältnis, das Butler und Prinzessin in intimste Nähe gebracht hatte. Damit hatten die Spencers den Kern seiner Existenz getroffen. Hatte Diana nicht, als Charles sie nach der Scheidung fragte, was sie aus ihrer Ehe mitnehmen wolle, nur zwei Worte auf einen Zettel geschrieben: Paul Burrell? Nie wieder, so Burrell, werde er einer Frau so nahe stehen wie Diana. Nicht einmal seiner eigenen Frau Maria.

Es war diese Nähe, die ihm das Recht gab, sich als Hüter vor Dianas Erinnerung aufzuspielen, ihre Dokumente vor dem Schredder der Spencers in Sicherheit zu bringen, ihren Nachlass zu katalogisieren. Aus dieser Nähe heraus hatte er nicht als Dieb teure Abendkleider aus dem Palast geschleppt, sondern Badeanzüge und Slips, um sie zu verbrennen, damit sie nicht in falsche Hände fielen. Nun galt seine Rache den Spencers und vor allem Dianas Bruder. „Im Leben wollte Lord Spencer nichts von Diana wissen und hat ihr ein Häuschen auf seinem Landsitz Althorp verweigert. Als Tote war sie ihm gerade recht. Er hat sie auf seiner Waldinsel begraben und verlangt 10 Pfund 50 Eintrittsgeld", sagte Burrell dem „Daily Mirror".

Das saß. Von Burrell erfuhr die Welt auch, wie verknallt Diana in den Herzchirurgen Hasnat Khan war. Sie wollte ein Baby von ihm, zum Islam übertreten und fing an, pakistanische Kleider zu tragen. Als sie ihn besuchte, trug sie nichts außer einem Pelzmantel und ihrem Diamantring. Man konnte lesen, wie sich Diana, wenn sie wieder in Mutter-Theresa-Stimmung war, in kalter Nacht ins Londoner Hurenviertel fahren ließ. Dort musste Burrell 50-Pfund-Scheine an die Damen verteilen. Oder wir lesen, wie Burrell auf Dianas Bett sitzt und sein Ohr an den Telefonhörer presst, den die Prinzessin in Händen hält. Durchs Telefon kommt eine Tirade von Dianas Mutter. „Sie benutzte Worte, von denen man nicht glauben würde, dass eine Mutter sie zu ihrer Tochter sagen würde".

Vermutlich hatte damals nicht nur Diana eine Träne im Auge. Auch Paul Burrell ist ein gefühlvoller Mann. Als er nach Dianas Tod sah, wie die Königin litt, schnürte es ihn in der Kehle und er wollte zu ihr hinstürzen, um sie in den Arm zu nehmen. Das war in jener Audienz, in der Burrell der Queen mitteilte, dass er Dianas Besitz in Verwahrung nehmen würde – diese Mitteilung belegt, dass er kein Dieb ist. Die Queen gab Burrell über ihre Lesebrille hinweg einen wissenden Blick und sagte: „Passen sie auf, Paul. Niemand stand einem Mitglied unserer Familie so nah wie sie. Es sind in unserem Land Mächte an der Arbeit, von denen wir nichts wissen." Dann sah sie Paul Burrell fest in die Augen. Drei Stunden soll diese Audienz mit der bizarren Mischung aus Untertänigkeit und Intimität gedauert haben, die für das Leben Burrells so typisch war.

„Alles Quatsch" – fauchte die „Sun" auf ihrer Titelseite und zitiert Palastquellen. „Eine Drei-Stunden-Audienz? Es waren höchstens drei Minuten." Nicht einmal für ein Gegengebot von zwei Millionen Pfund war es den Konkurrenzzeitungen gelungen, die Memoiren des Butlers zu kaufen. So machten sie sich nun an seine Demontage. Las man im „Mirror", wie Diana Burrell noch am Tag vor ihrem Tod durchs Telefon anflehte: „Versprechen Sie, dass Sie immer für mich da sein werden", berichtet die „Sun", wie sie „den schleimigen Butler“ feuern wollte. Und wie war das noch mit dem Fels? „Wir alle waren Dianas Felsen", meldete sich der ehemalige Leibwächter Dianas, Ken Wharfe. „Mich, ihren Chauffeur, ihre Sekretärin – Diana nannte uns alle ihren Fels." So schlägt die Geschichte des Dieners nun gegen ihn selbst zurück.

Auch der Königin hinterlässt er einen Scherbenhaufen. Da sie ihn vor dem Diebstahlsvorwurf in Schutz nahm, ist sie der Kritik ausgesetzt, sie habe damit schlimme Enthüllungen verhindern wollen.

Der Queen bleibt wohl nichts erspart.

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