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Panorama: Wer wird denn gleich in die Luft gehen

Kommende Woche soll der Super-Jumbo A380 das erste Mal fliegen – vorher gibt es noch viel Arbeit

Frühestens am Montag soll der neue Megaliner abheben: Für die kommende Woche hat Airbus den mehrfach verschobenen Jungfernflug des A380 angekündigt. Doch anders als am 18. Januar, als der doppelstöckige „Super-Jumbo“ vor mehr als 4500 geladenen Gästen und mit weltweiter TV-Übertragung in einem riesigen Medienspektakel präsentiert wurde, wird der erste Start weitgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit erfolgen. Das ist in der Luftfahrtindustrie durchaus üblich. Denn der Erstflug einer neuen Maschine lässt sich schlecht inszenieren, weil er bis zur letzten Minute von vielen Faktoren abhängig ist. Das Wetter kann ebenso für eine kurzfristige Verschiebung sorgen wie das kleinste technische Problem.

Eigentlich sollte der A380 bereits bis Ende März abheben. Doch dem Vernehmen nach haben unter anderem Probleme mit dem Fahrwerk – die 22 Räder müssen ein maximales Landegewicht von 386 Tonnen abfedern – für die Verzögerung gesorgt. Das Design des beim Start bis zu 560 Tonnen schweren Großraumjets geht an die Grenzen der technischen Möglichkeiten. Airbus hat diese Schwierigkeiten allerdings nie bestätigt und die Differenz von wenigen Wochen als nicht relevant bezeichnet. Eine Verzögerung bei der Zulassung und Auslieferung – die erste Maschine soll im Juni nächsten Jahres an Singapore Airlines gehen – wird bisher ausgeschlossen.

Am 6. April ist die für den Erstflug vorgesehene Maschine mit der Seriennummer 01 dem Flugtestzentrum von Airbus in Toulouse überstellt worden. Gegenwärtig finden Beschleunigungs- und Bremstests auf der Startbahn statt, von der schon der Überschalljet Concorde zum ersten Mal abhob. Im Dauerstreit um die Vormacht im Airbus-Konzern haben die Franzosen die A-380-Flugpremiere klar für sich entschieden. Trotz maßgeblicher deutscher Beteiligung wird sich die Maschine fest in französischer Hand befinden. Das Kommando hat der für den Flugbetrieb zuständige Airbus-Vizepräsident Claude Lelaie, als Kopilot fungiert Chef-Testpilot Jacques Rosay. Zu den vier Flugtestingenieuren, die ebenfalls an Bord sein werden, zählen neben Jacky Joye und Gérard Desbois auch der Spanier Fernando Alfonso und als einziger Bundesbürger der aus Jünkerath in der Eifel stammende 50-jährige Manfred Birnfeld. Birnfeld schätzte im Vorfeld die voraussichtliche Dauer des Jungfernfluges auf vier bis fünf Stunden. Insgesamt werden vier Maschinen für das rund ein Jahr dauernde Flugtest- und Zulassungsprogramm benutzt. Die Flugerprobung ist dabei in drei Abschnitte gegliedert – und betrifft das tatsächliche Flugverhalten, die technischen Systeme und den eigentlichen Zulassungsprozess.

Doch auch am Boden sind noch zahlreiche Hürden zu nehmen, bevor der A380 in den Liniendienst gehen kann. So wurde ein Prototyp des Megajets mit Frachtschiffen in Einzelteilen über die Elbe nach Dresden transportiert und dort bei einer Spezialfirma in einem Gerüst zusammengebaut, das die Höhe eines achtstöckigen Gebäudes hat. Dort werden in den kommenden drei Jahren rund 47500 Starts und Landungen simuliert, was einer Einsatzdauer von 25 Jahren entspricht. Mit diesem Ermüdungsversuch kann frühzeitig festgestellt werden, in welchem Zustand sich die Flugzeuge dieses Typs nach längerem Flugbetrieb befinden werden. Treten innerhalb der ersten 5000 simulierten Flüge keine Probleme auf, kann die Auslieferung wie geplant beginnen.

Eine besondere Herausforderung stellt ein Sicherheitstest dar, der im Spätsommer in der Airbus-Fabrik in Hamburg über die Bühne gehen wird. Dort muss ein voll besetzter A380 in Maximalbestuhlung mit 853 Passagieren und 20 Besatzungsmitgliedern bei Dunkelheit binnen 90 Sekunden über Notrutschen evakuiert werden. Dafür darf nur die Hälfte der insgesamt 16 Normal- und Notausgänge benutzt werden. Die Suche nach den Testpersonen, von denen mindestens 40 Prozent Frauen und 35 Prozent älter als 50 Jahre sein müssen, soll bald beginnen. Für die Freiwilligen keine ungefährliche Aufgabe: In der Vergangenheit ist es bei solchen Übungen, die weltweit zwingend vorgeschrieben sind, immer wieder zu schweren Verletzungen gekommen.

Rainer W. During

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