zum Hauptinhalt

Panorama: Aller Anfang macht Spaß

Eine kleine Rundfrage: Was Schüler, Lehrer und Erzieher vom neuen Schuljahr erwarten

Mit Spannung wurde der erste Tag des neuen Schuljahres erwartet. Viele haben sich im Vorfeld zu Wort gemeldet: Politiker, Verbände, Gewerkschafter. Heute kommen diejenigen zu Wort, die von nun an täglich mit den Reformen zu tun haben: Schüler, Lehrer, Erzieher. Dass der positive Ton überwiegt, liegt aber nicht daran, dass alle Schulen begeistert wären. Vielmehr gibt es nach wie vor viele Kritiker. Die aber wollten sich zum Teil nicht so gern an dieser Stelle exponieren, weil sie Ärger mit ihrem Dienstherrn, dem Bildungssenator, befürchten. Der viel zitierte „Maulkorberlass“ zeigt Wirkung. sve

* * *

KARINA–MARIA PLICHTA, MUTTER

Die vorgezogene Einschulung finde ich bei meiner Tochter nicht schlimm. Maxine zeigt großes Interesse, sie kennt auch schon einige Buchstaben, obwohl sie erst fünf Jahre alt ist. Im Kindergarten habe ich aber auch Kinder gesehen, die mit sechs Jahren noch nicht so weit sind. Nicht gut finde ich, dass durch die frühere Einschulung ein so großer Jahrgang entsteht mit zum Teil großen Klassen. Maxine kommt in die Klasse 1f mit 27 Kindern! Ein Vorteil der Reform ist aber, dass Maxine dann früher mit der Schule fertig ist. Meine Mutter wurde auch mit fünf Jahren eingeschult, sie hat es als eine gute Erfahrung in Erinnerung. Einen Schulranzen haben wir für Maxine allerdings noch nicht gekauft, die sind ihr alle noch viel zu groß.

MAXINE PLICHTA, ERSTKLÄSSLERIN

In der Schule kann man das 1,2,3, üben, schreiben lernen und neue Freunde finden. Ich freue mich auf die Schule, und ich will mehr lernen. Ich kann schon meinen Namen schreiben. Das Plus und Minus kenne ich von der Spielkasse. Im Kindergarten will ich nicht bleiben, da ist es langweilig. Außerdem möchte ich meine Schultüte bekommen, die habe ich zusammen mit meiner Cousine gebastelt. Ich weiß schon, dass ein Stift drin ist.

* * *

KARIN BABBE, GRUNDSCHULLEITERIN

Ich freue mich auf die Umsetzung unserer Idee einer Ganztagsschule als KinderKiez-Zentrum. Gemeinsam mit dem Kinderschutzbund als Kooperationspartner haben wir ein gutes Betreuungsmodell entwickelt, um die Bildungssituation unserer Kinder zu verbessern. Ich finde es außerordentlich spannend, die Kompetenzen von Erzieherinnen mit denen der Lehrerinnen zu verbinden. Wir starten mit etlichen neuen Kollegen.

Meine weitere Neugier gilt der flexiblen Schulanfangsphase mit Kindern verschiedener Klassenstufen. Dieser Jahrgangsmischung mit passenden Lernangeboten zu begegnen, ist eine interessante, aber auch sehr anspruchsvolle Aufgabe. Ein großer Gewinn sind die neuen Kolleginnen aus den Oberschulen mit den Fächern Biologie, Chemie und Physik. Das kommt dem neuen Fach Naturwissenschaften zugute. Und natürlich freue ich mich jeden Tag auf die Kinder, die ihre sozialen Bürden an der Tür unserer Erika-Mann-Grundschule ablegen und etwas bei uns wollen – nämlich die Welt verstehen lernen. Ja, es herrscht momentan ein großer Bewegungsdruck in der Schule! Wir haben den Druck aufgenommen und hoffen, ihn in Bahnen mit großer Kraftwirkung gelenkt zu haben.

* * *

PETRA FRANK, HORTERZIEHERIN

Ich habe eine Schultüte geschenkt bekommen: von meiner erwachsenen Tochter! Sie freut sich mit mir über meinen Neubeginn in der Bruno-Taut-Schule. Bisher war ich stellvertretende Hortleiterin in einer benachbarten Kita, jetzt koordiniere ich den Hortbetrieb hier an der Schule. Seit vier Wochen bereite ich alles vor: Karteikarten, Kinderlisten, Dienstbesprechungen usw. Die Schulleitung hat mich ständig über den aktuellen Stand informiert. Unsere Erzieherinnen sind unglaublich motiviert und sehr kreativ. Anfängliche Probleme werden sie im Alltag lösen. Ich freue mich darauf, gemeinsam mit dem neuen Team die Ziele der Schulreform aufzubauen und umzusetzen. Endlich können Erzieherinnen in Zusammenarbeit mit den Lehrerinnen die Entwicklung der Kinder fördern und unterstützen. Die Bedingungen sind gegeben, jetzt liegt es in unseren Händen, etwas daraus zu machen. Ich blicke mit großer Zuversicht in die Zukunft.

ENGINCAN ÖZMENTEKIN, ERSTKLÄSSLER

Ich weiß noch nicht, wie es in der Schule ist, Einschulung ist ja erst am Sonnabend. Ich glaube aber, dass man da spielen kann. Hausaufgaben machen muss man aber auch. Meine Freunde haben mir gezeigt, wie man Fußball und Volleyball spielt. Die Schule unter den Kastanien ist eine Schule mit ganz viel Sport. Meine Eltern sind extra umgezogen, damit ich an eine bessere Schule gehen kann. Eine Schultüte habe ich auch schon. Aber da müssen noch mehr Süßigkeiten rein.

* * *

RALF TREPTOW, GYMNASIALLEITER

In mein 15.Jahr als Schulleiter gehe ich mit großem Optimismus, weiß ich doch ein fantastisches Kollegium an meiner Seite. Für und mit unseren 940 wissbegierigen und engagierten Schülern den Lebensort Schule zu gestalten, bereitet viel Freude. Darüber hinaus wurden in Berlin Reformschritte eingeleitet, die ich fast durchweg für richtig halte. Insgesamt erwarten uns viele Veränderungen: Unsere neuen „Schnellläufer“ streben nun das Abitur schon nach 11 Jahren an; die zwölften Klassen sind auf das Zentralabitur vorzubereiten, das Schulprogramm des Rosa-Luxemburg-Gymnasiums ist abzustimmen. Zukünftig sollten die Finanzen Berlins so verteilt werden, dass auch andere wichtige Reformschritte angegangen werden können: Verkleinerung der Klassen und eine bessere personelle Ausstattung, um jedem Lehrer mehr Zeit für den einzelnen Schüler zu geb en.

* * *

FRANK LEUENBERG, LEHRER

Ich freue mich, einer der 173 neu angestellten Grundschullehrer zu sein. Aus pädagogischer Sicht hätte ich jedoch begrüßt, wenn diese Tatsache statt eine Woche vor Schulbeginn bereits vor den Ferien festgestanden hätte. Letztlich verdanke ich die Einstellung einem Schulrat, der sich bemerkenswert für mich engagiert hat. Ich freue mich auf die Tätigkeit an der Erika-Mann-Grundschule. Mein erster Eindruck ist, dass es hier sehr professionell zugeht und dass modernen Unterrichtsprinzipien gefolgt wird. Ich bin vom Kollegium sehr freundlich aufgenommen worden. Mein Ziel ist es, das „entdeckende Lernen“ und die Teamfähigkeit der Kinder zu fördern. Und ich hoffe, dass ich im Mathematik- und Sportunterricht Medien so einsetzen kann, wie ich es im Referendariat gelernt habe.

Mitarbeit: Eva Backes

-

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false