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Panorama: Die Schule als Spielplatz

Für die meisten Kinder ist gesorgt, weil sich die Erzieher zusammentun und Programm bieten

Von Ferienruhe ist an der Reinhold-Otto-Grundschule keine Spur: Die Jungs spielen auf dem Hof Fußball, andere Kinder besuchen das Puppenmuseum. Die Charlottenburger Ganztagsschule bietet von sieben bis 17 Uhr ein Ferienprogramm mit täglichen Ausflügen – zum Beispiel ins Waldmuseum Grunewald und zur Feuerwehr, ins Kino und ins Theater. Denn die Eltern, die einen Hortvertrag abgeschlossen haben, können ihre Kinder auch in den Ferien bringen. Oder nur in den Ferien – auch diese Möglichkeit besteht. Dann muss man einen separaten Vertrag abschließen.

So gut wie in Charlottenburg klappt es aber nicht überall. Denn nicht alle Grundschulen mit Ganztagsbetrieb sind auch in den Ferien für die Schüler da, und viele Horte haben geschlossen. Und die, die geöffnet haben, haben große Personalnot. Gleichzeitig sind viele Eltern, die arbeiten, froh, wenn ihre Kinder auch in den Ferien versorgt sind. Denn die meisten verbringen die sechs Wochen hier. „Nur ein Drittel aller Berliner Kinder und Jugendlichen verlassen in den Sommerferien gemeinsam mit ihren Eltern die Stadt“, sagt der Reinickendorfer Jugendstadtrat Peter Senftleben (SPD).

In der Reinhold-Otto-Schule kümmern sich sechs Erzieher, zwei ABM-Mitarbeiter und ein Praktikant um 70 Kinder, die zum Teil auch von den Nachbarschulen Dietrich-Bonhoeffer und Charles Dickens kommen. Denn die Schulen wechseln sich ab: In den ersten drei Ferienwochen findet das Programm in der Reinhold-Otto-Schule statt, anschließend in der Dietrich-Bonhoeffer-Schule. Die Erzieher beider Schulen haben den Ferienplan gemeinsam entwickelt, die Reinhold-Otto-Schüler müssen in der zweiten Ferienhälfte lediglich zwei Straßen weiter laufen.

So wie diese beiden Schulen haben sich noch viele andere zusammengeschlossen, um ein flächendeckendes Angebot zu gewährleisten. Die Schüler der Wilmersdorfer Cäcilien Grundschule gehen zum Beispiel in den ersten drei Wochen in die benachbarte Staatliche internationale Gesamtschule. „Vor allem in den ersten zwei Wochen wünschen sich Eltern eine Betreuungsmöglichkeit“, sagt Erzieherin Elke Hermann. In Friedrichshain kooperieren unter anderem die Zille- und Modersohn-Grundschule.

Gerhard Schmid von der Schulverwaltung geht davon aus, dass die Betreuung der Grundschulkinder in diesen Sommerferien wesentlich besser funktioniert als im vergangenen Jahr. Denn dieses Jahr mussten die Eltern schon bis April Bescheid geben, ob ihre Kinder auch in den Sommerferien kommen wollen. Die Ferienprogramme konnten also rechtzeitig organisiert werden“, sagt Schmid. In einigen Schulen allerdings sollten die Eltern ihren Betreuungsbedarf schon vor einem Jahr anmelden.

Schwierigkeiten bereitet vielen Horten die Personalplanung. Einerseits sollen Erzieher vorrangig in den Sommerferien Urlaub nehmen. Andererseits haben sie durch die zehnprozentige Arbeitszeitverkürzung aufgrund des Tarifvertrags mehr Urlaubstage. „In dieser Stadt sind Erzieher im Durchschnitt 40 Jahre alt, damit haben sie einen Anspruch auf zwölf Urlaubstage mehr“, sagt Herbert Heller von der Fachaufsicht der Kindertagesstätten in Friedrichshain-Kreuzberg.

In diesem Bezirk haben 20 der 42 Horte die ganzen Ferien über geöffnet, die restlichen wie die Schulen im dreiwöchigen Wechsel. Ähnlich ist es auch in anderen Bezirken organisiert. Die Kita in der Friedrichshainer Machlewskistraße ist die ganze Zeit für die Kinder da. Allerdings wird auch hier das Personal knapp. Elf Erzieher für 130 Kinder seien einfach zu wenig, sagt Kitaleiterin Sabine Hähnel. „Wir sind froh, dass wir von einer ABM-Mitarbeiterin und einer Praktikantin unterstützt werden.“ Damit die Kinder zur nächsten offenen Kita nicht so weit laufen oder fahren müssen, werden sie nach Regionen aufgeteilt. Eine Region entspricht einem Stadtteilviertel.

Die 160 Schüler der Möwensee Grundschule in Wedding müssen allerdings 30 Minuten mit Bus und Bahn fahren. Ihre Schule schließt fünf Wochen. In der zweiten und dritten Ferienwoche werden sie in Tiergarten versorgt, danach in der Heinrich-Seidel-Schule in Wedding. Claas Thomas, der Freizeitleiter der Möwensee-Schule, sagt, der geänderte Tarifvertrag sei schuld. „Seitdem Gehaltskürzung durch Freizeit ausgeglichen werden kann, haben wir zu wenig Personal für die Ferien“. Für Landeselternsprecher André Schindler ist aber auch die mangelnde Kooperationsfähigkeit des Schulleiters dafür verantwortlich. Wie lange und mit welchem Angebot Schüler in den Ferien betreut werden, liege erheblich am Engagement Einzelner – an den Schulleitern, Erziehern und an den Eltern.

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