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Panorama: „Ich wohne noch bei Mama“

Fergie von den „Black Eyed Peas“ über High Heels, Tokio Hotel, Salzstreuer – und ihre nervöse Oma

Treffpunkt Potsdamer Platz, vor ein paar Tagen: Es ist Sonntag, 22 Uhr. Wir sind mit Fergie im vierten Stock des Luxus-Hotels Grand Hyatt in Berlin verabredet. Sie ist dezent geschminkt, sitzt in weißen Nike Sneakers vor uns, einem sandfarbenen Shirt und einem Hauch von Samthöschen auf einem weißen Sofa ihrer Suite. Vor ihr auf dem Glastisch steht ein Glas Wasser. Fergie hatte gerade ihren ersten Solo-Auftritt in Deutschland. Sie wirkt ein bisschen müde.

Fergie, Sie sind für drei Tage nach Deutschland gereist. Verraten Sie uns doch mal, wie viele Koffer haben Sie dabei haben?

Oh, Gott! Muss ich das wirklich sagen?

(„Es sind exakt zwölf Koffer!“, ruft ihr Manager lachend aus dem Hintergrund.)

Nein, so viele sind es nicht! Mal sehen (Fergie fängt an zu zählen) , eins, zwei drei, vier … ich habe sechs Koffer dabei. Und einen als Handgepäck.

Sieben Koffer für drei Tage? Haben Sie überhaupt noch einen Überblick über all’ Ihre Klamotten?

Ganz ehrlich? Ich habe keinen blassen Schimmer. Lass es mich so erzählen: Bevor ich bei den Black Eyed Peas angefangen habe, wohnte ich im Haus meiner Mutter und lebte von Arbeitslosenhilfe. Ich habe also früh gelernt, nie etwas wegzuwerfen, und ich habe diese Einstellung bis heute nicht abgelegt. Damit treibe ich meine Mutter auch heute noch zur Verzweiflung (schlägt ihre Hände über dem Kopf zusammen). Ich wohne ja immer noch bei ihr.

Sie wohnen noch bei Ihrer Mutter?

Es lohnt sich für mich einfach nicht, in eine eigene Wohnung zu ziehen. Letzte Woche London, jetzt Berlin, übermorgen geht’s weiter nach Boston. Mein Zimmer dient eigentlich nur als Zwischenlager für meine Klamotten. Es gibt einen riesigen Kleiderschrank und ein Bett, sonst nichts. Die Modefirmen schicken mir ja ständig ihre neuesten Kollektionen nach Hause. Ich wundere mich ja bis heute, warum die das machen. Aber klar, ich beschwere mich natürlich nicht.

Wenn Sie sich entscheiden müssten: Sneakers oder High Heels?

Auf jeden Fall Sneakers, weil ich darin tanzen kann. In High Heels knicke ich sowieso immer um und dann auch meistens in so peinlichen Momenten, wie abends im Restaurant oder auf dem Roten Teppich. Privat, so wie jetzt, trage ich fast immer Sneakers. Bitte frage mich jetzt nicht, wie viele Schuhe ich besitze. Ich habe wirklich keine Ahnung.

Grob geschätzt?

Es müssen Hunderte sein.

Und wie viele haben Sie dabei?

Mein größter Koffer ist für meine Schuhe reserviert. Auf die eine Seite kommen meine Tennis Sneakers und auf die andere meine High Heels. Gerade mag ich Christian Louis Vuitton sehr. Ich bekomme zum Glück immer diese coolen, super limitierten Sondereditionen, auf die meine Freundinnen total neidisch sind. Ich muss aber zugeben, dass auch ich jedesmal aufgeregt bin, wenn eine neue Lieferung ankommt. Das ist wie Weihnachten.

Mit wem würden Sie denn gerne mal einen Tag shoppen gehen?

Definitiv mit Lenny Kravitz. Ich weiß nicht, wie er es macht, aber er trägt immer die geilsten Diamanten. Ich habe ihn schon oft gefragt, wo er sie kauft, aber er verrät es einfach nicht. Lenny zählt für mich zu den bestangezogensten Promis der Welt. Er hat diesen ganz besonderen Stil, den zwar viele kopieren, aber nie erreichen. Lenny ist einfach funky.

Wie sieht es stylemäßig bei den Black Eyed Peas aus? Wer ist der Trendsetter der Band?

Wenn du damit meinst, wer zuerst die neuesten Klamotten am Start hat, dann ist es definitiv Taboo. Immer, wenn wir in eine neue Stadt kommen, sitzt er nach zwanzig Minuten schon im Taxi und geht auf Shoppingtour. Er trägt auch jeden Tag ein neues Paar Schuhe. Allerdings muss ich jetzt mal zum Schutz der anderen Jungs sagen, dass sie nicht so weit hinter ihm liegen. Soll ich dir das Geheimnis hinter dem großen Erfolg der Black Eyed Peas verraten?

Klar.

Wir haben keine Angst, mit unserem Style zu experimentieren: Auf der Bühne, mit unserer Kleidung, der Musik oder unseren Persönlichkeiten. Deswegen funktioniert es so gut.

Gwen Stefani hat mal gesagt, dass man als einziges Mädchen in einer Band unmöglich die Rolle der „kleinen Prinzessin“ spielen kann. Da fliegen schon mal getragene Socken durch den Tourbus...

...und die Schuhe gleich hinterher. Ja, kenne ich alles. Wir haben uns allerdings auf Popkornschlachten spezialisiert.

Sie machen seit Jahren eine Diät. Geht das so einfach, wenn man pausenlos mit den Jungs unterwegs ist?

Es ist schon ziemlich gemein. Nach den Konzerten gehen die noch eine große Pizza essen, und ich kann sehen, wo ich bleibe. Aber in den USA gibt es jetzt etwas ganz Neues! Du kannst mit diesen Spezialköchen einen eigenen Diätplan erstellen, und eine Firma schickt dir jeden Tag fünf komplette Mahlzeiten genau an den Ort, an dem du dich gerade befindest. Das Essen ist natriumarm, fettarm, ohne Kohlenhydrate…

… na lecker.

Wirklich! Und es schmeckt auch noch gut. Leider gibt es diesen Service nur in den USA. Es ist sogar billiger, als der Roomservice in den Hotels. Du brauchst nur eine Mikrowelle. Meine neueste Geheimwaffe ist aber ein besonderer Salzersatzstoff. Ich liebe den Geschmack von Salz über alles. Im Moment stehe ich total auf gekochte Eier und streue haufenweise von diesem Zeug darüber. Herrlich!

Es gab trotz Diät eine Zeit lang das Gerücht, dass Sie schwanger seien.

Das habe ich auch jede Woche gelesen und fand es wirklich sehr lustig. Ich weiß gar nicht, seit wann ich jetzt schon schwanger sein soll. Also, jetzt einmal ganz offiziell für das Protokoll: Ich bin nicht schwanger, bin es nie gewesen und habe auch nicht vor, an der Situation etwas zu ändern. Ich musste nur meine Oma beruhigen, die mich jede Woche angerufen hat, um mir zu meinem Baby zu gratulieren. Aber erkläre mal deiner Oma, dass nicht immer alles stimmt, was in der Zeitung steht!

Hätten Sie denn gerne Kinder?

Wahnsinnig gerne, aber nicht gerade dann, wenn man als Headliner auf Welttournee geht, zwischendurch einen Film dreht...

...„Grind House“, der neue Horrorfilm von Quentin Tarantino...

... und ein Solo-Album auf den Markt bringt.

Stimmt es eigentlich, dass Sie seit dem letztem Black Eyed Peas Album „Monkey Business“ im Mai 2005 gerade mal sieben freie Tage hatten?

Ja, stimmt. Ich gönne mir irgendwie keine Pause. Wir kommen ja gerade erst aus Asien und Russland zurück und touren im September auch schon wieder zusammen mit Rihanna, den Pussycat Dolls und den Swollen Members durch die USA. Wenn ich mit den Black Eyed Peas unterwegs bin, dann stehe ich aber nicht immer so eindeutig im Mittelpunkt. Dann fühle ich mich nicht so als Star des Abends. Nur weil ich gerade eine Solo-Karriere starte, heißt das ja nicht, dass ich eine Extrabehandlung verlange.

Wenn Sie monatelang auf der ganzen Welt unterwegs sind, legen Sie abends im Hotelzimmer bestimmt Ihre Lieblingsplatte ein, oder? Welche Musik hören Sie denn zur Entspannung?

Mein Album. Ich habe jeden Tag ein neues Lieblingslied. Heute ist es „Mary Jane Shoes“, ein Reggaesong, den ich zusammen mit Rita Marley...

...der Witwe von Bob Marley...

...aufgenommen habe. Aber warte mal (Fergie überlegt kurz), da fällt mir ein: Es gibt eine deutsche Band, die ich ziemlich cool finde: Tokio Hotel heißen die. Ich habe sie auf MTV gesehen. Die Jungs haben ein scheißcooles Video!

Tokio Hotel ist in Deutschland mittlerweile eine sehr erfolgreiche Band.

Ach, wirklich? Das bedeutet ja, dass ich einen guten Musikgeschmack habe, oder?

Das Gespräch führte Lars Amend.

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