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Panorama: Keinen Bock mehr!

„Wir haben nur noch 13 Wochen Schule!“, begrüßt mich meine Freundin.

„Wir haben nur noch 13 Wochen Schule!“, begrüßt mich meine Freundin. Diesen Satz höre ich in letzter Zeit häufig: Nur noch drei Monate! Nur noch 13 Wochen! Nur noch 70 Schultage! Wir zählen die Tage und wissen: Morgen sind es nur noch 69.

Vor einem halben Jahr war das ganz anders, da war ich noch motiviert. Der Endspurt hatte noch nicht angefangen, das Ende war noch nicht in Sicht. Stattdessen war ich mittendrin: Um sechs Uhr aufstehen, bis 16 oder 17 Uhr in der Schule bleiben, danach an den Schreibtisch, lernen. Vor einem halben Jahr war das erträglich, denn es wurde nicht infrage gestellt. Inzwischen steht das Abitur so kurz bevor, dass ich jeden Morgen zucke, wenn der Wecker klingelt.

In Gedanken habe ich das

alles schon hinter mir.

Es sind nur noch 70 Tage, und dieses Wissen raubt mir die innere Motivation. Stattdessen füllt mich unerträglich ungeduldiges Warten auf das Abitur und die Freiheit danach. Manche halten das nicht mehr aus: Die Kraft ist weg, sich an fünf Tagen in der Woche in die Schule zu schleppen. Manche brechen ab, nach zwölf oder 13 Jahren Schule geben sie 70 Tage vor dem Abitur auf. Wieso? Weil sie keinen Bock mehr haben. Es ist ein elender Kampf, trotzdem weiterzumachen. Alles, was jetzt noch zählt, ist durchhalten.

Wir sprechen uns gegenseitig Mut zu: „Nur noch 13 Wochen Schule!“ Das ist unser Mantra, und wir wiederholen es jeden Morgen, jede Unterrichtsstunde, jeden Abend. Nur das Ziel vor Augen treibt uns an weiterzumachen: das Abitur. Die Frage: „Was kommt danach?“ verdränge ich. Kaum 18 geworden, werde ich plötzlich in der großen, weiten Welt stehen. Was dann?

Ich kann es trotzdem kaum erwarten, nach dem Abitur frei entscheiden zu können, was ich tun werde. Lena Fiedler, 17 Jahre

Lena Fiedler[17 Jahre]

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