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Ohne MAULKORB: Angstgeflüster

Bernd Matthies über die Arbeit des TV-Hundetrainers Cesar Millan.

Das Halsband „Illusion Collar“ ist bei amazon.de, wie es heißt, „derzeit nicht verfügbar“. Es könnte ein Lieferproblem sein – oder aber doch die Erkenntnis, dass das Wunderding des amerikanischen Hundetrainers Cesar Millan mit deutschen Tierschutzgesetzen nur schwer in Einklang zu bringen ist. Es ist so konstruiert, dass Ungeübte damit ihrem Hund Quetschungen an Kehlkopf, Luft- und Speiseröhre zufügen können.

Millan ist als „Dog Whisperer“, also „Hundeflüsterer“, im US-Fernsehen bekannt geworden – seit 2012 werden synchronisierte Folgen auch über Sixx in Deutschland ausgestrahlt. Millans Markenzeichen sind schnelle Erziehungserfolge bei extrem problematischen Tieren, die in den USA viel häufiger sind als bei uns – dort werden unzählige Hunde in Gärten oder Zwingern sich selbst überlassen und nie ausgeführt.

Doch geflüstert wird bei ihm nur zu dekorativen Zwecken. Er ist dominant, schüchtert ein, arbeitet nach der wissenschaftlich immer stärker angezweifelten Auffassung, der Halter müsse sich unbedingt als machtvoller Rudel-Chef inszenieren. Das wirkt in vielen Szenen konsequent und erfolgreich und ist sicher nicht durchweg falsch. Doch wer näher hinsieht – mithilfe von Youtube kein Problem – erkennt die Schattenseiten der Methode. Millan setzt offenbar verdeckt Elektroschockhalsbänder an, würgt Hunde bis zur Panik, und es bleibt offen, was die flinken Zusammenschnitte unterschlagen, und welche Spätfolgen die Strategie, Angststörungen mit Angst zu bekämpfen, letztlich auslöst.

„Bitte wenden Sie diese Techniken nicht ohne den Rat eines Fachmanns an“, heißt es sicherheitshalber in jeder Sendung. Ein seriöser Fachmann wird raten, sie lieber gar nicht anzuwenden.

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