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© privat

Wir müssen REDEN (35): Hans Wurst

Wann bist du glücklich? Das fragte Ric Graf vorigen Freitag. Elena Senft antwortet ihm heute.

Das ist eine schwierige Frage, die sich nicht allgemeingültig mit Aussagen wie „Wenn das Wetter schön ist und man jeden Tag mit Freunden auf dem Balkon oder im Park grillen kann“ oder „Wenn ich im Urlaub bin“ beantworten lässt. Ich lag auch schon totunglücklich mit einem frisch gepressten Saft in der Hand in einer mexikanischen Hängematte oder habe am Falkplatz traurig in die Grillage gestarrt und wollte mir ihr tauschen.

Daher antworte ich im Ausschlussverfahren, denn ich weiß zumindest ganz sicher und allgemeingültig, in welchen Momenten ich definitiv nicht glücklich gewesen bin. Im Folgenden eine kleine, unvollständige Auswahl:

1. Bei der Faschingsfeier im Kindergarten, bei der alle Mädchen Prinzessin waren, nur ich war Clown.

2. Als ich bei der Verteilung einen Moment unaufmerksam war und im nächsten Moment zusehen musste, wie Lieblingspony Lucky als Pflegepferd an Sina ging.

3. Als ich daraufhin das unbeliebte Pflegepferd Hansi nehmen musste.

4. Bei der Klassensprecherwahl der 2b, bei der ich nach einem erbitterten Wahlkampf nur eine Stimme einfahren konnte.

5. Als öffentlich gemacht wurde, dass diese Stimme meine eigene war.

6. Bei den Bundesjugendspielen des Jahres ’88, bei denen ich nicht mal eine Siegerurkunde bekam.

7. Bei dem Ärger, den ich zu Hause bekam, nachdem Freundin C. gepetzt hatte, dass Freundin L. und ich den Chorunterricht geschwänzt hatten, um Barbie zu spielen.

8. Nach Mamas völlig berechtigter Ansage, dass in ihrem Haus keine weitere bordeauxfarbene Levi’s-Jeans geduldet werde.

9. Bei dem ausdrücklichen elterlichen Verbot, die Nacht bei Freund T. verbringen zu dürfen.

10. Nach der elterlichen Entdeckung, die Nacht trotzdem bei Freund T. verbracht zu haben.

11. Nach dem entzweienden Streit mit Busenfreundin P., bei dem ich bis heute nicht so richtig weiß, worum es eigentlich ging.

12. Als ich bemerkte, dass man in der Uni entgegen allen Erwartungen und Vorsätzen gar nicht nur feiern kann, sondern auch lernen muss.

Dies ist nur ein kleiner Ausschnitt, der aber beweist, dass man schon echt viel durchmachen musste. Da macht es einen ja schon glücklich, dass man bisher alles so gut überstanden hat.

Ric, waren deine Eltern streng?

Nächsten Freitag antwortet Ric Graf wieder an dieser Stelle.

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