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Panorama: Wo ist der Millionärssohn?

Ein 25-jähriger Frankfurter Student soll ermordet worden sein

Sie haben den Flusslauf abgesucht, das Gelbachtal bei Montabaur im Westerwald, mit 20 Einsatzkräften, Tauchern, Spürhunden, bis zur ersten Staustufe der Lahn. Gefunden haben sie ihn bis heute nicht. Sechs Wochen nach seinem Verschwinden geht die Frankfurter Polizei davon aus, dass der 25 Jahre alte Millionärssohn Andreas Sascha Grimm ermordet worden ist. Von seiner Leiche fehlt jedoch weiterhin jede Spur.

Auf Grundlage der bisherigen Ermittlungsergebnisse sei der Haftbefehl gegen einen 22 Jahre alten Mann inzwischen von Drogenhandel auf Mord erweitert worden, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft am Freitag in einer gemeinsamen Presseerklärung mit. Es müsse von einem Gewaltverbrechen ausgegangen werden, in dem der 22-Jährige „eine aktive und zentrale Rolle gespielt hatte“, sagt die Polizei. Auch seine Freundin, eine 38 Jahre alte Frau aus Frankfurt, wurde wegen des „dringenden Tatverdachts, an der Leichenbeseitigung mitgewirkt zu haben“, vorläufig festgenommen. Nach Angaben der Ermittler haben beide erklärt, Grimms Leiche in der Nähe von Montabaur in einen kleinen Bach geworfen zu haben.

Die Eltern des 25-Jährigen, es sind Textilunternehmer aus dem bayrischen Miltenberg, hatten ihren Sohn bereits am 18. Oktober als vermisst gemeldet. Drei Tage zuvor hatte Grimm am Nachmittag noch mit seinem Stiefbruder telefoniert und war anschließend zu einer Verabredung mit seiner Freundin nicht aufgetaucht.

Seinen Wagen, einen schwarzen BMW, fand die Polizei später geparkt im Universitätsviertel. Andreas Sascha Grimm studierte in Frankfurt Wirtschaftswissenschaften und lebte in einer Wohnung im Gallusviertel, im Westen der Stadt. In seiner Vernehmung hat der 22 Jahre alte Tatverdächtige der Polizei zufolge ausgesagt, Grimm habe ihn am Nachmittag des 15. Oktober in seiner Wohnung im Nordend aufgesucht, um Kokain zu kaufen. Wenig später hätten mehrere Personen seine Wohnung betreten und Grimm „für ihn völlig überraschend“ erschossen. Der 22-Jährige behauptet, er sei lediglich an der anschließenden Beseitigung der Leiche beteiligt gewesen.

Im Oktober hatte die „Bild“-Zeitung über Kontakte Grimms zum Frankfurter Drogenmilieu berichtet. Der Unternehmersohn soll „Absprachen“ nicht eingehalten haben, hieß es. Dass der Student an jenem Nachmittag Kokain für den eigenen Konsum besorgen wollte, „können wir nicht ausschließen“, sagt Polizeisprecher Jürgen Linker. Für eine tiefere Verwicklung in den Drogenhandel gebe es jedoch „keine Hinweise“.

In der Wohnung eines früheren Freundes der ebenfalls festgenommenen 38-Jährigen haben die Ermittler inzwischen eine Sporttasche mit verschiedenen blutbefleckten Tatwerkzeugen gefunden, darunter auch ein Messer. Die Tasche habe dem 22-Jährigen zugeordnet werden können, berichtet die Polizei. Analysen hätten ergeben, dass das Blut von Andreas Sascha Grimm stammt. „Wenn es stimmt, dass die Leiche in den Bach geworfen worden ist, kann es schon sein, dass sie sich irgendwo verheddert hat“ und daher bisher noch nicht gefunden worden sei, sagt Polizeisprecher Jürgen Linker. Beide Tatverdächtigen hätten allerdings „schon viele Geschichten erzählt“ und dabei auch Personen benannt, „die nichts mit der Tat zu tun haben“. So wurde ein 52 Jahre alter Mann, der bezichtigt worden war, die Leiche mit beseitigt zu haben, inzwischen wieder aus der Haft entlassen.

Der 22-Jährige behaupte nach wie vor, „ein großer Unbekannter“ habe in seiner Wohnung auf Grimm geschossen, „aber“, sagt Linke, „ganz Frankfurt ist voll von großen Unbekannten“. Aus der Analyse des Inhalts der Sporttasche sowie weiterer Spuren in der Wohnung des Tatverdächtigen hätten sich inzwischen Indizien ergeben, die ausreichten, um einen Haftbefehl gegen den 22 Jahre alten Mann wegen Mordverdachts auszustellen.

Karin Ceballos Betancur[Frankfurt am Main]

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