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Panorama: Wo liegt die Insel der Glückseligen?

Tourismus-Experte: Nirgendwo ist es wirklich sicher – Bali-Urlauber können Reise ohne Kosten stornieren lassen

Wohin kann man heute noch in Urlaub fahren? Nach den jüngsten Terroranschlägen auf Bali fragen sich das viele Reisende. New York, Washington, Djerba und jetzt Bali - alle diese Ziele galten als unproblematisch, bevor Anschläge das Gefühl von Sicherheit zerstörten.

„Nirgendwohin“, lautet daher die Antwort von Karl Born, Professor für Tourismuswirtschaft an der Fachhochschule Harz in Wernigerode. Seine These: Man kann nicht mehr generell zwischen sicheren und unsicheren Ländern unterscheiden. Das hätten die Anschläge auf Bali endgültig deutlich gemacht: „Noch vor einem halben Jahr hätte ich Bali und Djerba als absolut sichere Urlaubsziele empfohlen“, erzählt Born, der beide Reiseziele aus eigener Anschauung kennt und schätzt. Djerba war für ihn „der Inbegriff des friedlichen Zusammenlebens der Religionen“, und auch das hinduistische Bali schien ein ideales und vollkommen sicheres Ziel zu sein. „Wenn selbst dort etwas passiert, dann ist es unseriös, das eine Land als sicher und das andere Land als unsicher zu bezeichnen. Es gibt keine Insel der Glückseligen mehr.“

Dass deshalb das „Ende des Tourismus“ nahen könnte, wie Fachleute schon befürchten, glaubt Born nicht: „Der Drang zur Sonne ist nach wie vor vorhanden.“ Doch die Unbekümmertheit ist erst einmal dahin. Das Reisen werde sich künftig „zwischen Hochsicherheits-Urlaub und Fatalismus“ abspielen. Wollten Urlaubsgäste bisher möglichst wenig direkt mit dem Thema Sicherheit konfrontiert werden, so könnte gerade die sichtbare Sicherheit in Form von Wachleuten und Kontrollen in Zukunft für Reisende zum Buchungsargument werden: „Die Urlauber werden Wert darauf legen, dass man Sicherheit sehen kann.“ In Ägypten oder Tunesien legt man schon heute großen Wert darauf, den Gästen zu demonstrieren, dass für ihre Unversehrtheit gesorgt wird. Angesichts der Gefahren, die überall lauern können, werde sich, so meint Born, ein gewisser Fatalismus breit machen: „Überall kann einem etwas passieren“, würden dann viele Leute sagen.

Ein Gradmesser für Gefahren sind Hinweise des Auswärtigen Amts auf Länder, um die der Urlauber lieber einen Bogen machen sollte (siehe Kasten). Jetzt sind es die Bali-Urlauber, die gewarnt werden und die sich fragen, wie sie ihre gebuchte Reise stornieren können. Terroranschläge wie auf Bali berechtigen Reisende und Reiseveranstalter zur Stornierung einer Reise wegen höherer Gewalt. Das für die Veranstalter entscheidende Kriterium, ob ein Fall höherer Gewalt vorliegt, ist die Beurteilung durch das Auswärtige Amt, das wie im Fall Bali einen Hinweis oder eine Warnung herausgibt. Die Verbraucherzentrale Berlin weist darauf hin, dass Kunden den bereits gezahlten Reisepreis vom Veranstalter zurückverlangen können. Die Reiseveranstalter geben sich in diesen Fällen kulant: „Sie werden sich da von ihrer besten Seite zeigen“, meint Lutz Wilde von der Stiftung Warentest. Die Kunden haben in der Regel drei Möglichkeiten: Sie können ihre Reisen kostenfrei stornieren und ihr Geld zurückbekommen. Sie können auf ein anderes, gleichwertiges Ziel ihrer Wahl umbuchen oder die Reise auf einen späteren Zeitpunkt verschieben.

„Wenn das Auswärtige Amt empfiehlt, nicht hinzufahren, dann können wir niemanden dazu zwingen“, meint Markus Rüdiger vom Reiseriesen Thomas Cook. Die Gäste, die diese Woche mit Thomas Cook nach Bali fliegen sollten, bekamen einen Anruf und wurden gefragt, ob sie die Reise lieber stornieren oder verschieben möchten. Die TUI sagte alle geplanten Bali-Reisen bis einschließlich 20. Oktober ab. Von den Urlaubern, die sich derzeit auf Bali befinden, wollen aber nur sehr wenige vorzeitig zurück: von 200 TUI-Gästen waren dies gerade mal sechs. Ähnliches berichten auch Reisebüros. East-Asia Tours in Berlin sagt sogar, dass Urlauber ungeachtet der Bombenanschläge nach Bali fahren wollen. Für viele sei es der Jahresurlaub, auf den sie nicht verzichten wollen. Es habe aber auch Umbuchungen gegeben, nach Thailand oder Malaysia.

Reisende aus Hamburg, die sich auf Bali aufhalten, erzählten am Telefon, dass sich Reiseleitungen und Hotels nach dem Anschlag vorbildlich verhalten hätten. Sie hätten sich erkundigt, wie es um ihre Gäste steht und die gewünschte vorzeitige Rückreise schnell und unentgeltlich organisiert.

Katrin Schröder

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