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Panorama: Zwölfjähriger tötet seine Eltern

Der Grund war ein Streit mit dem Vater um Schulzensuren – der Sohn schwebt in Lebensgefahr

Braunschweig Die Vorstadt-Idylle ist am Freitag aus dem gutbürgerlichen Wohngebiet am Braunschweiger Stadtpark verschwunden; es herrschen Trauer und Entsetzen. Die Anwohner können kaum begreifen, dass sich in ihrer unmittelbaren Umgebung am Abend zuvor ein schreckliches Familiendrama abgespielt hat. Ein zwölf Jahre alter Junge hat seine Eltern erschossen und sich selbst durch einen Kopfschuss verletzt.

Der zwei Jahre ältere Bruder des Zwölfjährigen hatte die Tragödie entdeckt, als er am Donnerstagabend um kurz nach 19 Uhr nach Hause kam. Seine Eltern lagen reglos in großen Blutlachen in der Küche der Fünfzimmerwohnung, der schwer verletzte kleine Bruder befand sich vor der Küchentür.

Der 14 Jahre alte Schüler rief die Polizei. Er war beim Eintreffen der Beamten völlig verwirrt. Die Polizisten sorgten dafür, dass er in die Obhut von Psychologen kam. Sein Bruder wurde ins Krankenhaus gebracht und operiert. Er schwebt nach Angaben der Ärzte inzwischen nicht mehr in akuter Lebensgefahr.

Die Nachbarn hatten die Schüsse nicht gehört. Erst durch die vielen Polizeifahrzeuge fiel ihnen auf, dass etwas passiert war. Die ganze Nacht über arbeiteten die Beamten der Spurensicherung in der Wohnung.

„Mittlerweile ist uns der Fall ziemlich klar“, sagte Polizeisprecher Wolfgang Klages. Der Junge habe seinen 66 Jahre alten Vater und seine 49-jährige Mutter mit einem schweren Revolver und einer Kleinkaliberpistole erschossen und eine der Waffen dann auf sich selbst gerichtet. Waffen und Munition gehörten seinem Vater, der Jäger war.

Auch das zunächst unklare Motiv erhellte sich schnell. Anwohner berichteten am Tag nach der Tat, die gut situierte Familie sei „eher unauffällig“ gewesen. Es habe aber gelegentlich Streit zwischen dem früheren Arbeitsmediziner und seinen Söhnen gegeben.

Dabei sei es um die schulischen Leistungen der beiden Jungen gegangen. Beide besuchen ein in Braunschweig als sehr leistungsorientiert und mitunter auch elitär angesehenes Gymnasium. Vor allem mit den Zensuren des Zwölfjährigen sei der zweifach promovierte und habilitierte Vater unzufrieden gewesen, berichtete auch der Polizeisprecher.

Der Arzt habe mehrfach gedroht, seinen Sohn in einem Internat unterzubringen. Die aus Mauritius stammende Mutter sei über die familiären Auseinandersetzungen „sehr unglücklich gewesen“, erzählte eine Bekannte.

Ob der Zwölfjährige durch den Kopfschuss bleibende Schäden zurückbehalten wird, war nach Angaben der Ärzte gestern noch unklar. Sein Bruder soll weiter psychologisch betreut werden. Außerdem werden sich den Angaben zufolge Verwandte um ihn kümmern. dpa

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