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Jahrelang kannte der Goldpreis nur eine Richtung: aufwärts. Das ändert sich nun.

© Reuters

23 Tonnen Gold verkauft: Euro-Krise drückt auf Goldpreis

Zypern könnte einen Teil seiner Goldreserven zu Geld machen - deutet EZB-Chef Draghi an. Der darauf folgende Kursverfall ist für einige Analysten eine Trendwende.

Der US-Milliardär John Paulson ist am vergangenen Freitag um 300 Millionen Dollar ärmer geworden. Wie kaum ein anderer hat der Hedgefonds-Gründer auf Gold gesetzt. Deshalb gehörte Paulson zu den größten Verlierern, als der Goldpreis binnen weniger Stunden um 4,3 Prozent abstürzte – der größte Tagesverlust seit mehr als einem Jahr. Eine Feinunze (31,1 Gramm) kostet nun 1480 Dollar – so wenig wie zuletzt Mitte 2011. Bei den Anlegern, die sich angesichts von Euro-Krise und Konjunkturpessimismus in den vermeintlich sicheren Hafen Gold flüchteten, wächst die Unsicherheit. Denn nach Angaben des weltweit größten Goldfonds SPDR wurden allein am Freitag fast 23 Tonnen Gold verkauft.

Mit ausgelöst hat den aktuellen Preisrutsch Mario Draghi, der Präsident der Europäischen Zentralbank. Der Italiener hatte am Freitag angedeutet, dass Zypern einen Teil seiner Goldreserven verkaufen könnte, um den geforderten Eigenbeitrag zum geplanten Hilfspaket zu stemmen. Zwar sind Zyperns Goldreserven mit 13,9 Tonnen viel zu klein für heftige Marktreaktionen. Doch Investoren fürchten, dass größere Euro-Krisenländer wie Italien zu einem ähnlichen Schritt gezwungen sein könnten.

Der Goldpreis steht schon seit gut einem halben Jahr unter Druck. So kostete eine Feinunze im Oktober 2012 noch fast 1800 Dollar. „Die Trendwende am Goldmarkt hat begonnen“, warnte Jeffrey Currie, Chef des Rohstoffresearchs der US-Bank Goldman Sachs, schon vor vier Wochen. Gründe dafür gibt es viele: Weil sich zuletzt die Anzeichen für eine Konjunkturerholung in den USA mehrten, setzen Anleger wieder verstärkt auf Aktien. Denn anders als beim Gold können sie hier nicht nur von Preissteigerungen, sondern auch von Dividenden profitieren.

Der steigende Dollar-Kurs lässt Anleger zudem wieder verstärkt in die US-Währung investieren. Reihenweise senken die Banken nun ihre Prognosen. Während die Deutsche Bank im Januar für dieses Jahr noch von einem Goldpreis von 1856 Dollar ausging, hat sie ihre Erwartung nun auf 1637 Dollar korrigiert. Goldman Sachs rechnet noch mit 1450 Dollar. HB

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