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Wirtschaft: 62. Betriebswirtschaftertagung: Thema Konzernmanagement - Professoren fordern bessere Kontrolle der Aufsichtsräte

Holzmann-Krise, Schneider-Pleite, Missmanagement bei der Metallgesellschaft: Wirtschaftsskandale hat es in den letzten Jahren immer wieder gegeben. Hat das Konsequenzen gehabt?

Holzmann-Krise, Schneider-Pleite, Missmanagement bei der Metallgesellschaft: Wirtschaftsskandale hat es in den letzten Jahren immer wieder gegeben. Hat das Konsequenzen gehabt? Wenige. Zwar musste der eine oder andere Aufsichtsratschef gehen, aber Messinstrumente für die Qualität und Wirksamkeit der deutschen Aufsichtsräte gibt es bis heute nicht. Das wird sich vielleicht bald ändern. "Wir wollen versuchen, Checklisten zu formulieren, die es Investoren erlauben, den Aufsichtsrat nach Kriterien wie Struktur, Häufigkeit der Sitzungen und Effektivität zu beurteilen", sagt Horst Albach, Professor für Betriebswirtschaftslehre an der Berliner Humboldt-Universität. Albach ist Gastgeber der 62. Wissenschaftlichen Jahrestagung des Verbandes der Hochschullehrer für Betriebswirtschaft, die noch bis Freitag in Berlin tagt. Im Mittelpunkt der fünftägigen Veranstaltung steht das Thema "Konzernmanagement".

Es gibt zahlreiche Ansätze für eine bessere Manager-Kontrolle. Jüngstes Beispiel sind die so genannten "Berliner Thesen", die führende Vertreter aus Wirtschaft und Industrie in diesen Tagen in Berlin formuliert haben. Sie plädieren dafür, einen freiwilligen Ehrenkodex für Konzern-Vorstände einzuführen. Eine schmale Gratwanderung: "Wenn die Entwürfe zu hart formuliert sind, nehmen die Unternehmen sie nicht an", sagt Wirtschaftsexperte Albach. "Sind sie dagegen zu weich, taugen sie nicht zur Verbesserung des Managements." Unklar sei zudem, welche Folgen ein Ehrenkodex für die Wettbewerbsfähigkeit hätte.

Dasselbe gilt für den Vorschlag der Wissenschaftler, deutschen Unternehmen künftig ein Wahlrecht einzuräumen zwischen dem deutschen Aufsichtsratssystem und dem als effizienter geltenden amerikanischen Board-System, das zwischen Aufsichtsrat und Vorstand nicht unterscheidet. Ein solches Wahlrecht gibt es bisher nur in Frankreich. Das Board-System sei nur schwer mit der deutschen Mitbestimmung zu vereinbaren, sagte Albach. Würde die Mitbestimmung beibehalten, sei zu befürchten, dass deutsche Konzerne "ausflaggten", also ihren Unternehmenssitz ins Ausland verlegten, um die Gesetzgebung zu umgehen.

Genauso umstritten wie die Kontrolle der Manager ist ihre Vergütung. "Aktienbeteiligungen und üppige Abfindungen wie im Fall Esser werden sich auch in Europa immer stärker durchsetzen", prophezeite Bengt Holmström, Wirtschaftsprofessor am MIT in Cambridge/USA. Schon jetzt setzen über 200 deutsche Unternehmen eine aktienkursorientierte Bezahlung als wichtigsten Bestandteil einer leistungsabhängigen Vergütung ein. Das Hauptziel bestehe darin, Manager zu einer langfristig wertsteigernden Unternehmensführung zu motivieren und damit ihre Identifikation mit den Aktionärsinteressen zu steigern. "Wenn Aktienbeteiligungen sich weiter durchsetzen, dann müssen wir die in Deutschland üblichen Pensionszusagen überdenken", gab Albach zu bedenken. In den USA gibt es die nicht.

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