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Wirtschaft: Absteigen, wenn das Pferd tot ist

Auch skurrile Ratschläge findet man in der Weiterbildungsliteratur – und manchmal sind die bizarrsten die besten. Wir stellen einige Bücher vor, die Impulse geben können, um im Job voran zu kommen oder sich neu zu orientieren.

Die Entscheidung zu einer Weiterbildung oder einem Jobwechsel muss gut überlegt und geplant sein: Und sie braucht manchmal eine Phase, wo man in Ruhe nachdenkt und das Für und Wieder abwägt. Lange Winterabende laden dazu ein, auch mal nach einem Buch zu greifen. Der aktuelle Buchmarkt und das Segment Weiterbildung und Karriere sind vielfältig und bieten jede Menge interessante Titel zum Thema an. Wir stellen Ihnen einige Bücher vor, die Impulse geben können, im Job voran zu kommen oder dazu anregen, die eigenen berufliche Situation zu überdenken und sich ganz neu zu orientieren.

NEUANFANG IM HÖHEREN SEMESTER

Ein neuer Job mit über fünfzig? Schwierig, mag man denken. Doch Arbeitnehmer älteren Semesters haben einen reichen Erfahrungsschatz zu bieten. Das Buch wendet sich speziell an Fach- und Führungskräfte mit über 50, die sich entschieden haben, nochmal neu anzufangen oder auch durch äußere Umstände dazu gezwungen werden. Die beiden Schweizer Autoren Brigitte Reemts Flum und Toni Nadig arbeiten in einem Beratungsunternehmen, das sich auf die berufliche und persönliche Neuorientierung spezialisiert hat. Schritt für Schritt wird die neue Situation der Arbeitslosigkeit durchgespielt, reflektiert und überdacht, hilfreiche Tipps gegeben und Mut gemacht. Wie gehe ich mit einer überraschenden Kündigung um? Wo liegen meine Stärken? Was braucht der Markt? Viele ehemalige Klienten der Autoren kommen zu Wort und berichten von ihren Erfahrungen mit einer beruflichen Umbruchsituation und machen das Buch anschaulich und plastisch. Im Blick hat das Autorenduo dabei den schweizer und den deutschen Arbeitsmarkt.

DEN INNEREN KRITIKER ÜBERLISTEN Eine Unternehmerin will Investoren für ein wissenschaftliches Projekt gewinnen. Doch sie scheitert, weil sie denkt, dass sie das Geld nicht verdient hat und eigentlich auch viel zu alt ist. Ein Geschäftsmann und Familienvater, der sich in seinem Job freudlos abrackert, träumt von einer Weltreise, tritt sie aber nicht an, weil er denkt, vernünftig sein zu müssen. Schnell fällt man auf die Stimme des inneren Kritikers herein und gibt ihm Raum und hindert sich so selbst daran, das berufliche und persönliche Potential zu entfalten. Und wird Opfer des eigenen „Mind Fuck“, wie Autorin Petra Bock die Selbstsabotage plakativ nennt. Als Coach hat die Autorin in ihrer Berufspraxis viele Menschen kennengelernt, die sich mit „Mind Fuck“ blockieren. Und so geht sie sehr anschaulich der Frage nach, was „Mind Fuck“ genau ist, entschlüsselt die unterschiedlichen Formen und erklärt, woher das Problem kommt und wie man dagegen steuern kann. Unterhaltsam, motivierend und wissenschaftlich fundiert mit Blick auf den Arbeitsmarkt der Zukunft, fordert das Buch dazu auf, alte Denkmuster zu überprüfen und sie über Bord zu werfen.

VOM TOTEN PFERD ZUM TRAUMJOB

„Stellen Sie sich diese Szene einmal vor: Da liegt ein offensichtlich totes Pferd. Es sieht nicht so aus, als sei es eben erst zusammengebrochen; es scheint schon eine ganze Weile nicht mehr am Leben zu sein. Auf diesem Pferd sitzt ein Mensch“, beginnt dieses Buch mit einer etwas skurrilen Pferdemetapher. Das Pferd ist der ungeliebte, langweilige oder aber zu risikoreiche oder aussichtslos gewordene Job und der Reiter ist der Berufstätige, der dringend absteigen und im wahrsten Sinne des Wortes umsatteln muss. Satte 20 Prozent der Deutschen sagen von sich, dass sie eigentlich innerlich ihren Job schon gekündigt haben, weil sie mit ihm unzufrieden sind. Aber es gibt vermeintlich viele Gründe, trotzdem an einer eigentlich ausweglosen Situation festzuhalten und sie sich schön zu reden, wie der Psychologe und Coach Tom Diesbrock schlüssig klarmacht. Angst vor Veränderung, Ratlosigkeit, was man stattdessen machen könnte oder die Überzeugung, man könne eben nur diesen Job machen und keinen anderen. Wer sich einmal eingestanden hat, dass er auf einem toten Pferd sitzt, dem zeigt Diesbrock einen Weg in mehreren Schritten zum neuen Job auf. Jedoch nicht, ohne ausdrücklich darauf hinzuweisen, dass der Weg zum Traumjob kein Spaziergang ist, sondern gepflastert mit jeder Menge Stolpersteinen. Kleine Tests geben die Gelegenheit, den eigenen Grad der Zufriedenheit mit dem Job zu ermitteln, sich die eigenen Interessen und Fähigkeiten klar zu machen und es schließlich zu finden – das neue, lebendige Pferd.

DER GOLDENE WEG ZUM ERFOLG

Weniger Stress, dafür mehr Produktivität? Her damit! In diesem schmalen und kompakten Buch hat man sie alle auf einen Blick, die goldenen Regeln zum Erfolg. Übersichtlich gegliedert in fünf Module werden die wichtigen Themen Selbstcoaching, Motivation, Zeitmanagement, Konzentration und Organisation durchgespielt und in jeweils zehn Regeln festgehalten. Wie man ewiges Aufschieben verhindert etwa, möglichst schnell in einen positiven „Arbeits-Flow“ hinein kommt, wie man sinnvoll Notizen macht, sich neue Themen erarbeitet oder einen Wochenplan aufstellt. Der junge Autor verzichtet auf das förmliche „Sie" und richtet sich mit den „Golden Rules“ an ein junges Publikum, an Studenten, Berufseinsteiger und Kreative und bringt viele persönliche Erfahrungen und Tipps mit ein. Nicht alle Regeln mögen für den Leser vollkommen neu und überraschend sein, doch so frisch formuliert und übersichtlich hat man sie selten auf einen Blick gesehen.

VERHANDELN MIT CHECKLISTE

Gehaltsverhandlungen, Vertragsabschlüsse, aber auch erfolgreiches Verkaufen und das Lösen von Konflikten – ständig und überall wird verhandelt und sehr häufig ist man sich dessen gar nicht bewusst. Verhandeln ist eine kommunikative Interaktion, die man auch lernen kann, wenn man nicht zum begnadeten Redner geboren ist – und auch, wenn man nicht skrupellos und hart ist. Das stellt Autor und Berater Martin Dall gleich zu Beginn klar und räumt mit Vorurteilen auf. Grundsätzlich unterscheidet Dall in kooperativen und kompetitiven Verhandlungsstil und bietet dem Leser durch einen Test die Möglichkeit, den eigenen Verhandlungsstil herauszufinden. Denn je besser man den eigenen Verhandlungsstil kenne, umso erfolgreicher sei das Ergebnis der Verhandlung. Das Buch ist übersichtlich in fünf Teile gegliedert – auch eine Verhandlung kann laut Dall in fünf Phasen unterteilt werden: Vorbereitung, Klären, Vorschlagen, Optimieren und Abschließen. Für jede Phase gibt es eine 10-Punkte-Checkliste, die der Leser abschließend zu jedem Kapitel zusammengefasst bekommt. In jedem Kapitel finden sich Tipps und Beispiele aus der Praxis.

Petra Bock: Mind Fuck, Warum wir uns selbst sabotieren und was wir dagegen tun können, erschienen bei Knaur 2011, 19,99 Euro

Martin Krengel: Golden Rules. Erfolgreich Lernen und Arbeiten: Alles, was man braucht, erschienen bei Eazybookz 2010,

15,95 Euro

Tom Diesbrock: Ihr Pferd ist tot? Steigen Sie ab! Wie Sie sich die innere Freiheit nehmen, beruflich umzusatteln, erschienen bei Campus 2011, 17,90 Euro

Martin Dall: Der Verhandlungs-Profi. Besser verhandeln, mehr erreichen, erschienen bei Linde 2011,

24,90 Euro

Brigitte Reemts Flum und Toni Nadig: Mit Erfahrung punkten. Berufliche Neuorientierung mit 50+, erschienen bei Orell Füssli 2011, 29,95 Euro

Viola Zech

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