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Abwrackprämie: Autohändler sparen beim Rabatt

So war das nicht gedacht: Die staatliche Abwrackprämie soll Interessenten zum Autokauf bewegen, weil sie die Fahrzeuge billiger macht. Aber so viel billiger werden die Autos gar nicht - denn die Händler geben weniger Nachlässe.

Viele Autohändler ersetzen mit der Abwrackprämie einen Teil ihrer bisher gewährten Rabatte. Die Preis-Nachlässe hätten sich seit Einführung des Verschrottungs-Bonus teils mehr als halbiert, sagte der Sprecher des Branchenverbands ZDK, Helmut Blümer, der "Leipziger Volkszeitung".

Die Rabatte auf Autos hätten im vergangenen Jahr bis zu 30 Prozent beigetragen, sagte Blümer. "Die Nachlässe sind jetzt wieder in den einstelligen Bereich gesunken und liegen zwischen sechs und acht Prozent". Nur Oberklasse-Hersteller wie BMW gewährten teils noch höhere Rabatte.

Autokäufer könnten schlechter dastehen

Der umweltorientierte Verkehrsclub VCD warnte davor, dass Autokäufer mit der Abwrackprämie sogar schlechter dastehen könnten als vor deren Einführung. Wer sein altes Auto mit einem Restwert von 1000 Euro verschrotten lasse und die Abwrackprämie von 2500 Euro kassiere, zahle schon drauf, wenn er dann beim Kauf eines durchschnittlichen Neuwagens auf zehn Prozent Rabatt verzichten müsse.

Der Auto Club Europa hatte am Montag erklärt, es sei eine "Vermischung zwischen Abwrackprämie und anderen Rabatten" zu beobachten. Auch ADAC-Sprecher Andreas Hölzel hatte gesagt, viele Autopreise seien "geschönt". Ähnlich hatte sich Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer geäußert.

Umweltschützer sind unzufrieden

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) lehnte am Donnerstag eine Ausweitung der Abwrackprämie ab. Der Bonus sei nicht mit ökologischen Vorgaben verknüpft worden, erklärte der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger am Donnerstag. Eine Aufstockung würde daher weitere Steuergelder in Firmen pumpen, die bei der Reduzierung der Emissionen von Treibhausgasen versagt hätten. Statt einer "weiteren Stützung des Abverkaufs der Autolager" fordere der BUND ein Investitionsprogramm für den Schienen- und den kommunalen Nahverkehr. So seien für Investitionen in moderne Fahrzeuge, zusätzliche Busspuren und den Ausbau der Straßenbahnverbindungen dringend mehr Mittel erforderlich.

Für die Abwrackprämie stehen bisher 1,5 Milliarden Euro bereit. Der VCD bezweifelt, dass sich mehr als 600.000 Menschen für die Prämie interessieren könnten und damit das Geld dafür ausgehen könne. Zudem fordert der VCD, der Bundestag dürfe der Prämie aus ökologischen Gesichtspunkten nicht zustimmen.

Entscheidet Lieferung oder Vertragsabschluss

Der Bundestag will das zweite Konjunkturpaket, zu dem auch die Abwrackprämie gehört, am Freitag verabschieden. Derweil ringt die große Koalition weiter um die Prämie. Die SPD plädiert dabei offenbar unter anderem weiter für eine Regelung, wonach für die Prämie nicht der Zeitpunkt der Lieferung des Neuwagens, sondern der Kaufvertrag entscheidend ist.

Zwar soll dies nicht am Freitag im Bundestag beschlossen werden. Allerdings könnte dies den Angaben zufolge über die Änderung einer Richtlinie des Bundeswirtschaftsministeriums nachträglich eingeführt werden. Mit einem solchen Zusatz müssten Autokäufer nicht fürchten, dass der Prämientopf bereits leer ist, wenn ihr Auto erst relativ spät geliefert wird. (sf/AFP)

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