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Wirtschaft: Ackermanns Gehalt erbost die Aktionäre

6,9 Millionen Euro für Vorstand der Deutschen Bank erreichen „Grenze des sozialen Friedens“ – Strategie verteidigt

Frankfurt (Main) (ro/dpa). Die Aktionäre der Deutschen Bank haben den strikten Sparkurs und die klare Strategie des seit einem Jahr amtierenden Vorstandssprechers Josef Ackermann gelobt. Zugleich warfen sie ihm allerdings auf der Hauptversammlung vor, Beteiligungen im vergangenen Jahr „verramscht“ zu haben, und kritisierten die „exorbitanten“ Gehälter des Vorstands. Der neue Vorstandssprecher habe zum Teil von der Substanz seiner Vorgänger gelebt. Ackermann verteidigte den Verkauf. Das „Tafelsilber“ der Bank sei eine Belastung, weil damit wertvolles Kapital gebunden werde. Derzeit hat die Deutsche Bank nach Angaben von Ackermann noch Beteiligungen im Wert von rund fünf Milliarden Euro, auf denen ein Gewinn von 500 Millionen Euro liege.

Ackermann ließ auf seiner ersten Hauptversammlung als Vorstandssprecher durchblicken, dass weitere Verkäufe zu erwarten seien. Kein Thema ist für ihn derzeit allerdings die Abgabe des ZwölfProzent-Anteils an Daimler-Chrysler. „Wir haben überhaupt kein Interesse bei diesen Kursen zu verkaufen. Jürgen Schrempp macht im übrigen gute Arbeit“, sagte Ackermann.

Andreas Marius Lang von der Deutschen Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz kritisierte vor den rund 5500 Aktionären, viele Beteiligungen seien unter Wert abgegeben worden. Die Deutsche Bank stehe mittlerweile „relativ nackt“ da. Damit sei unklar, was die Bank mache, wenn wieder einmal schwierige Zeiten kämen. Sie sei anfälliger geworden. Jetzt müsse Ackermann beweisen, dass die Bank in ihrem Kerngeschäft Geld verdienen könne.

Breuers Bezüge verdoppelt

Scharf kritisierten die Aktionäre die Gehälter des Vorstands und die vorgeschlagene Änderung der Bezüge der Aufsichtsräte. Ackermann beziehe mit 6,9 Millionen Euro das höchste Managergehalt in Deutschland, sagte Lang. „Das sind exorbitante Gehaltssphären.“ Die Einkommensschere zwischen normalen Bankangestellten und Spitzenmanagern gehe immer weiter auseinander, damit seien die „Grenzen des sozialen Friedens erreicht“. Und dies in einem Jahr, in dem sich die Bank nur durch den Verkauf von Tafelsilber habe über Wasser halten können.

Die geplante Änderung der Aufsichtsratsvergütungen wurde vor allem wegen der deutlichen Erhöhung für den Vorsitzenden und damit für Ackermann-Vorgänger Rolf Breuer kritisiert. Während die festen und variablen Bezüge normaler Aufsichtsratsmitglieder auf der Grundlage der aktuellen Dividende von 64500 auf 58000 Euro pro Jahr sinken, steigen Breuers Bezüge um mehr als das Doppelte auf rund 200000 Euro.

Breuer und Ackermann wiesen die Kritik an den Vergütungen von Vorstand und Aufsichtsrat zurück. Man sei auf die besten Kräfte angewiesen, dabei müsse die Deutsche Bank internationale Maßstäbe anlegen. Dort sei Ackermanns Gehalt mit 6,9 Millionen Euro im vergangenen Jahr angemessen. Der Chef der schweizerischen UBS habe 8,3 Millionen Euro bekommen, bei der Citigroup seien es 11,5 Millionen Euro gewesen.

Vertreter der insolventen Kirch-Gruppe forderten Ackermann und Breuer auf, ihre Ämter zumindest ruhen zu lassen. Auf Grund der anstehenden Strafverfahren bestehe ein nicht zu vertretender Interessenkonflikt. zwischen der Bank und Ackermann sowie dem Aufsichtsratschef Breuer. Der Münchner Rechtsanwalt und CSU-Politiker Peter Gauweiler warf insbesondere Breuer vor, auf der Hauptversammlung 2002 wichtige Informationen über eine drohende Schadenersatzklage von Kirch den Aktionären vorenthalten zu haben. Hintergrund des Streits ist eine öffentliche Äußerung von Breuer, in der er dem Münchner Medienkonzern die Kreditwürdigkeit abgesprochen hatte. In einem ersten Urteil des Münchner Landgerichts wurden die Deutsche Bank und Breuer zu Schadenersatz verpflichtet. Über die Höhe ist allerdings noch keine Entscheidung gefallen. Gegen das Urteil haben die Bank und Breuer Berufung eingelegt.

Zur aktuellen Geschäftslage sagte Ackermann am Dienstag, die gute Entwicklung des ersten Quartals, als die Deutsche Bank operativ rund eine Milliarde Euro verdient hat, habe sich im April und Mai fortgesetzt. Drei der vier Faktoren für den Erfolg habe die Bank bereits im Griff: Die Kosten, die Risiken und das eigene Kapital. Jetzt müsse es darum gehen, die Erträge zu steigern. „Natürlich sind wir noch nicht da angelangt, wo wir hin wollen – nämlich weltweit unter die ersten zehn. Aber unbestreitbar beginnt der Markt zu honorieren, dass wir erhebliches Wachstumspotenzial haben.“ Ackermann zeigte sich mit dem aktuellen Börsenkurs der Deutsche Bank-Aktie nicht zufrieden. Bei seinem Einstieg vor einem Jahr kostete die Aktie rund 75 Euro, am Montag waren es gut 54 Euro.

Bei weiterem Wachstum will sich die Deutsche Bank nach den Worten Ackermanns auf die eigenen Kräfte stützen und allenfalls kleinere Firmen übernehmen. Die Übernahme einer Großbank schließt der Vorstandssprecher im Moment aus. In der nächsten Zukunft will die Deutsche Bank ihre Marke noch besser ausschöpfen. Weltweit wird das Geldinstitut deshalb eine neue Marketing-Kampagne starten.

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