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Wirtschaft: Adidas läuft dem Dax davon

Frankfurt (Main). Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus: Kurz vor dem Start der Fußball-WM hat Adidas-Salomon im Mai zum Spurt angesetzt.

Frankfurt (Main). Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus: Kurz vor dem Start der Fußball-WM hat Adidas-Salomon im Mai zum Spurt angesetzt. Mit weitem Abstand ist Europas größter Sportartikler seinen Dax-Kollegen davongelaufen. Dass die Weltmeisterschaft wegen des hohen Marketing-Aufwands die Bilanz beutelt, stimmt zwar die Analysten wenig euphorisch, die Anleger jedoch kauften die Papiere. Überzeugt haben dürfte viele, dass Adidas auf dem hart umkämpften und wichtigsten Markt, den USA, kräftig zugelegt hat. Zudem werden die drei Streifen in jedem Fall beim WM-Endspiel zu sehen sein, denn die Herzogenauracher haben neben den Top-Favoriten Frankreich und Argentinien auch Balljungen, Schiedsrichter und die Hauptperson – den Ball – unter Vertrag.

Das war den Anlegern ein Plus von über 15 Prozent wert. Dem Dax selbst hat dies in den letzten vier Wochen wenig genutzt: Neu aufkeimende Terror-Ängste setzten sich gegen immer positivere Unternehmenszahlen durch. Wenig aufmunternde Wirkung hatte auch ein überraschend freundlicher Ifo-Index. Cisco, der weltgrößte Netzwerkhersteller und traditionell als Trendbarometer gewertet, hatte unerwartet gute Zahlen gemeldet. Das Ringen um die psychologisch wichtige 5000-Punkte-Marke verlor der Dax trotzdem mehrfach. Mit 4800 Punkten lag er gestern Nachmittag 4,7 Prozent unter dem Aprilschluss von 5041 Punkten. Schuld daran sind vor allem drei Unternehmen: MLP, SAP und die Deutsche Telekom.

Alle drei standen auch im Mai wieder im Visier der Hedgefonds. Händlerberichten zufolge sind an schwachen Tagen bis zu 60 Prozent der Börsenumsätze auf das Konto jener Anleger gegangen, die sich Aktien leihen, sie verkaufen, damit den Kurs drücken und kurze Zeit später verbilligt wieder zurückkaufen (Leerverkäufe oder Short Selling, siehe Lexikon). Bei SAP kam ihnen zugute, dass Microsoft in das Stammgeschäft des Walldorfer Konzerns eindringen will: Der US-Softwareriese kaufte sich bei Navision ein, einem dänischen Unternehmen für Unternehmenssoftware. SAP verlor im Mai etwa ein Fünftel seines Börsenwerts, obwohl das Unternehmen gute Quartalszahlen präsentierte und auch die Gewinnaussichten für 2002 konstant hielt.

Auch bei MLP konnten Leerverkäufer gut verdienen. Nachdem ein Börsenmagazin wegen angeblicher Tricks bei der Bilanzierung den Daumen gesenkt hatte, stürzten sich Anleger auf den Wert und verkauften. Beteuerungen des Finanzdienstleisters, man bilanziere im Branchenvergleich eher konservativ, verhallten ungehört: Am Monatsende bleibt ein Verlust von 34 Prozent. Erneut unter den Dax-Flops rangiert in der Mai-Bilanz die Telekom, deren Kurs von einem Allzeittief zum nächsten rauschte. Die Shorties wollten den Wert unbedingt in die Einstelligkeit jagen, hieß es auf dem Parkett. Zu Hilfe kam ihnen eine wenig erfreuliche Quartalsbilanz und Analysten, die die Aktien nicht mehr als Technologiewert, sondern als Versorger bewertet sehen wollen und einen Kurs zwischen elf und zwölf für fair halten.

Trotz heftiger Proteste wütender Anteilseigner, die seit dem Börsengang 1996 fast 20, seit der Privatisierung der dritten Tranche 81 und seit dem Hoch vor gut zwei Jahren stattliche 89 Prozent eingebüßt haben, segnete die Hauptversammlung den Kurs von Konzernchef Ron Sommer mit 95-prozentiger Mehrheit ab. Auf der Gewinnerseite stand im Mai neben Adidas eine Aktie, die sich unter Umständen bald aus dem Dax verabschieden muss: Degussa. Der Rauswurf droht dann, wenn sich die Mehrheit der Kleinaktionäre für das Übernahmeangebot des Essener Bergbaukonzerns RAG entscheidet, das bei 38 Euro liegt. Denn dann ist der Anteil der frei handelbaren Aktien zu gering für den Dax, dessen Zusammensetzung am 24. Juni am Streubesitz gemessen wird. Gesucht waren in den letzten vier Wochen auch Thyssen-Krupp. Belebt haben dürfte die Käufe das neu aufgeflammte Gerücht, der Konzern wolle mit mg technologies, der ehemaligen Metallgesellschaft, fusionieren.

So konnte der Industriekonzern gut sechs Prozent zulegen, obwohl die Gewinnaussichten drastisch reduziert und die Investitionen zurückgeschraubt wurden. Trotz des zunehmend stärkeren Euro schalteten auch die Autos einen Gang höher. Daimler-Chrysler profitierte erstmals von positiven Aussichten bei Chrysler, die im Mai den Konkurrenten Ford und General Motors offenbar Marktanteile abgenommen habe. Veronika Csizi

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